Der designierte US-Präsident Donald Trump hatte schon im Wahlkampf angekündigt, die US-Marine zu neuer Stärke führen zu wollen und die Zahl an US-Kriegsschiffen massiv aufzustocken. Bei einer Rede am 21. Oktober verkündete Trump damals: „Unsere Navy ist die kleinste seit dem Ersten Weltkrieg. Mein Plan sieht vor, die 350-Schiff-Marine zu bauen, die wir brauchen. Dies wird die größte Initiative, unser Militär wieder aufzubauen, seit Ronald Reagan und es bedarf einem nationalen Akt der Anstrengung, um dies zu erreichen.“
Russland investiert derzeit wieder verstärkt in die Modernisierung des Militärs, das zu einem beträchtlichen Teil noch aus Überbleibseln der Roten Armee besteht. Und auch im Pazifik kommt es im Zuge territorialer Streitigkeiten um vermeintlich chinesische Hoheitsgebiete verstärkt zum Säbelrasseln. Beides Gründe, warum besonders militärische Hardliner schon länger mehr Geld für die Streitkräfte fordern.
Die US-Marine zögerte nach Trumps Wahlerfolg nicht lange, um die Gunst der Stunde zu nutzen: Bereits im Dezember hatte die US-Navy einen Plan vorgelegt, die Zahl ihrer Schiffe von derzeit 274 Schiffen, die Teil einer Kampfgruppe sind, auf 355 Einheiten aufzustocken. Also nochmal fünf Schiffe mehr, als Trump im Wahlkampf anvisiert hatte. Sollte dieser Plan auch tatsächlich in die Tat umgesetzt werden, würde die US-Marine wohl die schlagkräftigste seit Ende des Kalten Krieges. Unter Obama wurde das Budget des Pentagons in Sachen nationaler Sicherheitspolitik massiv zusammengestrichen. Das Budget für Militärausgaben sank jedes Jahr – um insgesamt 15 Prozent seit 2011.
47 Schiffe mehr, als noch 2015 anvisiert
Erst im März 2015 hatte die US-Navy einen neuen Plan ausgearbeitet, um die Zahl ihrer ihrer Kriegsschiffe aufzustocken. Doch damals war Trump noch nicht der designierte 45. US-Präsident und die Ziele waren noch deutlich bescheidener. Die Schiffszahl sollte nach dem Vorschlag von 2015 auf 308 Einheiten angehoben werden. Dieses Ziel hätte frühestens im Jahr 2022 erreicht werden können. Schon länger wird der Umstand diskutiert, dass die US-Marine derzeit über so wenige Schiffe verfügt, wie zuletzt vor 100 Jahren. Vielen in der Militärgemeinde ist dies ein Dorn im Auge.
Doch ist es hier wichtig zu betonen, dass die schiere Anzahl an Kriegsschiffen nur bedingt mit der Schlagkraft der Marine gleichzusetzen ist. Schiffe zu Zeiten des Ersten Weltkriegs sind kaum noch mit den heutigen auf Augenhöhe, da diese mit deutlich aufwändigerer – und teurerer – Technologie ausgestattet sind. Zudem sind moderne Schiffe je nach Schiffsklasse deutlich größer und verfügen über eine viel höhere Schlagkraft. Viele der teuersten und mächtigsten Schiffsklassen von heute, wie beispielsweise Atom-U-Boote, existierten damals noch nicht, weshalb ein direkter Vergleich zu 1915 hinkt.
Jährliche Mehrkosten von mindestens fünf Milliarden
Dennoch steht man bei US-Traditionswerften wie Bath Iron Works in Maine dem Plan der 355-Schiff-Marine positiv, aber auch mit einem gewissen Maß an Skepsis gegenüber. Aufgrund der zuletzt niedrigeren Auftragslage wuchs bei den Werftarbeitern die die Sorge vor der Zukunft. Gerne wolle man hier wieder mehr Schiffe bauen. Rich Nolan, Präsident der größten Gewerkschaft der Werft sagte der Nachrichtenagentur Associated Press (AP): „Ob der Kongress und die Regierung dies aber finanzieren können, ist eine ganz andere Frage.“
Zweifelsfrei ist der Plan einer 355-Schiff-Marine mit zusätzlichen 47 Schiffen ambitioniert. Er beinhaltet den Bau eines weiteren Flugzeugträgers im US-Bundestaat Virginia, 16 Großkampfschiffe in Maine und Mississippi, sowie 18 neuer Jagd-U-Boote unter anderem in Connecticut und Rhode Island. Auch sollen neue amphibische Angriffsschiffe und Versorgungsschiffe vom Stapel laufen. Günstig wird das Ganze nicht: Laut einer Analysten-Schätzung, auf die sich AP beruft, könnte dies auf die nächsten 30 Jahre gerechnet Mehrkosten in Höhe von jährlich fünf bis fünfeinhalb Milliarden US-Dollar bedeuten. Matthew Paxton, President des „Shipbuilders Council of America“ sagte AP, „Russland und China werden ihre Seestreitkräfte weiter aufbauen (…) wir werden diese Navy (mit 355 Schiffen) brauchen.“
Diese neun Schiffe werden 2017 in Dienst gestellt:
2017 will die US-Marine gleich neun neue Schiffe in Dienst stellen, während im gleichen Zeitraum fünf ausgemustert werden sollen. Auch soll erstmals seit acht Jahren wieder ein neuer Flugzeugträger seinen Dienst antreten. Die „USS Gerald R. Ford“ ist der erste, hochmoderne Träger einer neuen Klasse, die die alternden Schiffe der Nimitz-Klasse ersetzten sollen. Mit der Ford wird die Zahl der US-Flugzeugträger auf insgesamt elf anwachsen. Das Projekt hatte lange Zeit mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen, die zu Mehrkosten von 3,2 Milliarden US-Dollar führten.
Auch wird die US-Marine erstmals seit fünf Jahren zwei neue Lenkwaffenzerstörer der Arleigh Burke-Klasse in Dienst stellen (USS John Finn und Rafael Peralta). Nach langem Hin und Her hatte man sich entschieden, weiter auf eine modernisierte Version der Schiffsreihe zu setzen, die bereits seit den frühen Neunzigerjahren ihren Dienst in der Navy verrichten. Ursprünglich sollte die Arleigh Burke-Klasse durch die hochmodernen Tarnkappenzerstörer der Zumwalt-Klasse ersetzt werden. Aufgrund einer wahren Kostenexplosion wurde dieses Programm jedoch von ursprünglich 32 Schiffen auf nur vier Einheiten zusammengestrichen.
Zudem erhält die US-Navy 2017 mit der „Washington“ und der „Colorado“ zwei neue, nuklear betriebene Angriffs-U-Boote. Die Schiffe sind mit jeweils vier Torpedorohren ausgerüstet und verfügen darüber hinaus über zwölf Abschussvorrichtungen für Tomahawk-Marschflugkörper.
Auch in Sachen küstennahe Gefechtsführung stockt die Navy 2017 deutlich auf: Gleich vier Littoral-Combat-Schiffe (USS Gabrielle Giffords, Little Rock, Omaha und Sioux City) sollen dieses Jahr in Dienst gestellt werden. Die Schiffe bewegen sich in einer Größenklasse zwischen Fregatten und Korvetten und sollen die US-Küsten schützen. Hierbei setzt die Navy auf zwei verschiedene Bauarten, die beide über Tarnkappen-Eigenschaften verfügen: die Freedom- und die Independence-Klasse.
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