Nach drei Jahrzehnten linksorientierter Regierungen in Brasilien hatte die Wahl von Jair Bolsonaro eine neue Ära eingeläutet. Immer wieder sorgte der frühere Militär-Hauptmann und Nationalist in der Vergangenheit mit frauenverachtenden, rassistischen und homophoben Äußerungen für Empörung. Am Donnerstag kündigte Bolsonaros Staatsminister Onyx Lorenzoni an, die Regierung werde das „Haus säubern“. Angestellte in den Ministerien, die ideologisch mit der Regierung nicht auf Linie liegen, wolle man entlassen.

Doch auch in anderen Fragen steht Bolsonaro in Brasilien für eine Zeitenwende. Etwa in der Außenpolitik. Der ultrarechte Politiker hat nie einen Hehl daraus gemacht, wer sein Vorbild ist: US-Präsident Donald Trump. Darum will der brasilianische Staatschef auch die Beziehungen zu Washington verbessern. Ein mögliches Mittel: Ein US-Militärstützpunkt im eigenen Land.

„Wer weiß, ob wir diese Frage nicht in Zukunft diskutieren müssen, abhängig davon, was passiert in der Welt“, sagte Bolsonaro nun in einem TV-Interview auf eine entsprechende Frage. Dass Russland im benachbarten Venezuela den linksgerichteten Präsidenten Nicolas Maduro unterstütze, sei eine besorgniserregende Entwicklung und habe zu Spannungen in der Region geführt.

Bolsonaro beansprucht Vormachtstellung in Südamerika

Bolsonaro, der das Präsidentenamt am Dienstag übernommen hat, bekräftigte, dass Brasilien in Südamerika eine Vormachtstellung beanspruche. Bolsonaros sozialistische Vorgängerregierung hatte dagegen auf enge Beziehungen zwischen den Ländern Südamerikas gesetzt und war einige Male mit den USA aneinandergeraten.

Bolsonaros Sicherheitsberater Augusto Heleno bekräftigte, dass Brasilien wie die USA die Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem verlagern wolle. Logistische Gründe behinderten den Umzug allerdings. „Es gibt den klaren Wunsch, dass das passiert, aber es gibt noch keine Entscheidung über ein Datum“, sagte Heleno.

Die Verlagerung der Botschaft nach Jerusalem wird von Kritikern als Parteinahme für Israel im Nahostkonflikt gesehen, weil die Palästinenser Jerusalem als Hauptstadt eines künftigen eigenen Staates beanspruchen. In Brasilien ist die mächtige Agrarindustrie gegen die Verlagerung. Sie befürchtet, dass der Schritt arabische Kunden verärgern könnte, die jedes Jahr von Brasilien Fleisch für Millionen Dollar kaufen, das nach islamischem Ritus geschlachtet worden ist.

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