US-Wahl 2016
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Als Donald Trump die Entscheidung über seinen künftigen Stabschef öffentlich macht, nennt er zuerst den Namen seines Wahlkampfstrategen Steve Bannon – das soll dessen Bedeutung unterstreichen. Doch den wohl wichtigsten Posten im Weißen Haus bekommt nicht der rechtspopulistische Provokateur, sondern der als gemäßigt geltende Reince Priebus. Nach Ansicht von US-Medien könnte diese Entscheidung ein Vorgeschmack auf die künftige Richtung der amerikanischen Politik sein.

Die Position des „Chief of Staff“ halten viele für die zweitwichtigste hinter der des Präsidenten: Der Stabschef ist meist der Erste, den der Präsident morgens im Oval Office sieht, und der Letzte, wenn er das Büro im Weißen Haus verlässt. Er kontrolliert, welche Informationen zum Präsidenten gelangen und hat maßgeblichen Einfluss auf dessen politische Agenda – amerikanische Medien bezeichnen den Posten deshalb auch als „Gatekeeper“.

Trumps Tochter empfahl Priebus

Nach Informationen der „New York Times“ haben Trumps Tochter Ivanka und ihr Ehemann Jared Kushner sich für Priebus starkgemacht. Der Grund: Jemand sollte das Amt übernehmen, der nicht so umstritten wie Steve Bannon ist. Der 62-Jährige war der Wahlkampfleiter von Trump, machte die Website „Breitbart News“ zu einem Sprachrohr rechter Verschwörungstheoretiker und sieht sich immer wieder Vorwürfen des Antisemitismus ausgesetzt.

Jurist Priebus, der seine Kindheit überwiegend in Wisconsin verbrachte, gilt in Washington, D.C., als bestens vernetzt, wird als demütig und eher zurückhaltend beschrieben. Der verheiratete Vater von zwei Kindern sei eigentlich ein kompletter Gegenentwurf zum aufbrausenden Trump, so charakterisieren ihn die US-Medien. Während des Wahlkampfs versuchte er immer wieder, die Republikaner mit dem umstrittenen Präsidentschaftskandidaten zu versöhnen und Trump von zu extremen Positionen abzubringen.

In ein öffentliches Amt wurde der 44-Jährige bisher nie gewählt, allerdings arbeitete er sich in der Grand Old Party nach oben: Vom Vorsitzenden der Republikaner in Wisconsin bis hin zum Chef des nationalen Komitees, eine Art Generalsekretär der Regierungspartei.

Nach der Wahlniederlage der Republikaner im Präsidentschaftswahlkampf 2012 wurde Priebus mit einer wichtigen Aufgabe betraut: die Gründe für die Niederlage seiner Partei aufarbeiten – mit dem „Autopsie Report“. Damit sollten die Fehler analysiert und eine Strategie für die kommenden Wahlkämpfe entwickelt werden. Schlussfolgerung: Die Republikaner sollten versuchen, die lateinamerikanischen Wähler und die Frauen für sich zu gewinnen – davon war im Wahlkampf des republikanischen Kandidaten allerdings nicht mehr viel zu sehen.

Durch seine guten Kontakte in Washington könnte er nun die Verbindung zu den von den Republikanern beherrschten Parlamentskammern herstellen: Für Trump ein Vorteil, schließlich hat er keine Erfahrungen im politischen Tagesgeschäft.

Konkurrent Bannon bleibt einflussreich

Bannon wird stattdessen Trumps Chefstratege, hat dadurch auch weiterhin viel Einfluss auf Trump. Für Kenner des Immobilienmoguls gehört diese Art der Postenvergabe ohnehin zu seiner Taktik: Konkurrenten sollen um einflussreichere Positionen im Team Trump kämpfen, um die Gunst des Präsidenten ringen.

Als Chefstratege wird Bannon laut „New York Times“ auch nur direkt Trump Bericht erstatten und eben nicht dem neuen Stabschef Priebus – viele Entscheidungen sollen demnach nur gemeinsam von Bannon und Priebus unterzeichnet werden können. „Steve und Reince sind hochqualifizierte Führungspersönlichkeiten, die gut in unserer Kampagne zusammengearbeitet und uns zu einem historischen Sieg geführt haben“, sagte Trump, als er die Entscheidung bekannt gibt.

Für Trump steht die Qualifikation seines künftigen engsten Beraters jedenfalls außer Frage, wie er in seiner Siegesrede vergangene Woche verkündete: „Ich hatte noch keinen schlechten Moment mit ihm – er ist ein unglaublicher Star.“

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