Donald Trumps Wahlkampf war für ihn auch immer ein persönlicher Kampf gegen die Leitmedien der USA, die er fast geschlossen gegen sich hatte. Je mehr seiner Fehltritte sie enthüllten, je öfter sie ihm die Eignung für das Präsidentenamt absprachen und je kleiner sie seine Chancen auf einen Sieg schrieben, desto größer wurde seine Verachtung für „Washington Post“, „New York Times“ und Co, die er als „ekelhaft und korrupt“ beschimpfte.
Aber auch Trump hatte mediale Unterstützung, die nicht zu unterschätzen ist: Breitbart.com. Die rechtspopulistische Nachrichtenseite feuert scharf gegen alles, was ihr nicht konservativ genug ist. Dabei trifft es längst nicht nur Demokraten. Auch Republikaner, die den Schreibern zu lax sind, werden gern ins Visier genommen. Kolumnist Milo Yanoupoulos, eines der bekanntesten Gesichter der Seite, hetzt hemmungslos gegen Schwarze, Frauen oder Linke.
Trump holte Breitbart-Boss als Wahlkampfchef
Breitbart.com schlug sich im Wahlkampf früh auf Trumps Seite. Zwischendurch kamen sogar Gerüchte auf, dass der Republikaner sich die positive Berichterstattung erkauft hätte, was Breitbart-Boss Stephen Bannon vehement abstritt. Als Trumps Wahlkampf jedoch ins Schlingern geriet, warb er Bannon als Wahlkampf-Chefstrategen ab.
Das Portal wurde 2005 vom 2012 verstorbenen Andrew Breitbart gegründet, der die Webseite nach eigenen Worten als „Huffington Post der Rechten“ aufbauen wollte. Erst Stephen Bannon habe jedoch aus dem konservativen Mainstream-Portal ein Gegenmedium und Sprachrohr des äußersten rechten Rands gemacht, schreibt die Washington Post. Buzzfeed-Chefredakteur Ben Smith sagte einmal, breitbart.com mache keinen Journalismus, sondern Medienaktivismus.
Eine große Nummer im Online-News-Geschäft
Rein zahlentechnisch zahlt sich das aus. 37 Millionen Besucher hatte das Portal in den USA nach eigenen Angaben im Oktober 2016. Zum Vergleich: Die Online-Portale der großen Zeitungen „New York Times“ und „Washington Post“ kamen im Februar auf 73 bzw. 69 Millionen Besucher.
Im Ranking der größten News-Online-Marken der USA landet die Seite auf Platz 13 hinter international bekannten Marken wie der „Huffington Post“, „Buzzfeed“, „Vice“, „Business Insider“ oder „Politico“. Auf Facebook hat breitbart.com 2,7 Millionen Fans, nur zwei Millionen weniger als die „Washington Post“. Die Webseite erreicht jene, die sich abgehängt fühlen. In den USA ist das vor allem der sogenannte „White Trash“, die weiße Unterschicht vom Lande – Trumps Hauptwählerschaft. Bannon lobte diese „vergessenen Männer und Frauen“ nach der Wahl als „Rückgrat des Landes“.
Nächste Pläne: Hilfe für die AfD und den Front National
Nach dem Trump-Triumph will Breitbart.com weiter expandieren, auch in Europa. In London gibt es bereits seit 2014 einen Ableger, Ex-Ukip-Chef und Brexit-Gesicht Nigel Farage etwa schreibt regelmäßig für das Portal. Nun sollen Frankreich und Deutschland folgen, wo die Macher vor allem wegen der Flüchtlingskrise Leserpotenzial sehen. Breitbart.com-Chefredakteur Alex Marlow sagte in einem Reuters-Interview, dass man bereits damit begonnen habe, Journalisten in beiden Ländern anzuwerben. Das Ziel: Rechten Politikern Hilfestellung auf dem Weg nach oben zu geben. Frauke Petry und Marine Le Pen dürften dem Launch der Angebote bereits entgegenfiebern.
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