Ist das ein Lob eines Populisten für den anderen? Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer hat für den künftigen US-Präsidenten Donald Trump jedenfalls auffallend viele gute Worte übrig. Anders als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Trump gleich am Tag nach der US-Wahl an Werte wie Demokratie und Menschenwürde erinnerte, sieht der bayerische Ministerpräsident in Trumps aggressiver Rhetorik offenbar keinen großen Grund zur Sorge.
„Mir gefällt, dass er die Menschen direkt anspricht und ihre Lebensrealität berücksichtigt. Nicht abstrakt, nicht verschwurbelt, sondern mit konkreten Antworten. Das finde ich gut“, sagte Seehofer der „Passauer Neuen Presse“.
Die Menschen hätten „die ausdruckslose Lyrik satt, die in Deutschland verwendet wird, nur damit man keine hohen Wellen schlägt“, sagte Seehofer weiter. „Die Leute wollen heraus aus dem Ungefähren ins Konkrete.“
Zugleich forderte er, den frei gewählten US-Präsidenten „nicht in Bausch und Bogen“ zu verurteilen, bevor er sein Amt überhaupt angetreten habe. „Wir sollten ihm eine Chance geben. Die praktische Politik ist der Maßstab der Bewertung.“
Seehofer hatte sich bereits kurz nach der US-Wahl deutlich freundlicher über Trump geäußert als andere deutsche Spitzenpolitiker. Laut Medienberichten soll er dem künftigen Präsidenten auch schon vor Wochen schriftlich gratuliert und ihn bei dieser Gelegenheit zu einem Besuch in Bayern eingeladen haben.
Seehofer gilt wie Trump als Politiker, der stark auf aktuelle Stimmungen der Wähler eingeht und populäre Meinungen übernimmt. Anders als Trump hat sich der CSU-Politiker bisher nicht so beleidigend über Minderheiten geäußert.
Trump hatte im Wahlkampf nicht nur seine Gegnerin Hillary Clinton hart attackiert und ihr gedroht, sie ins Gefängnis zu stecken, sondern auch ganze Bevölkerungsgruppen verbal angegriffen. So hatte er etwa lateinamerikanische Einwanderer pauschal als Vergewaltiger bezeichnet. In einer älteren Tonaufnahme, die im Wahlkampf auftauchte, ist zudem zu hören, wie Trump damit prahlte, Frauen zu begrapschen.
Dennoch war Trump mit seiner lauten und direkten Art bei rund der Hälfte der Wähler erfolgreich. Beobachter erklärten das auch damit, dass der Milliardär und Politik-Quereinsteiger Sorgen der einfachen Leute außerhalb der großen Metropolen deutlicher ansprach als etablierte Politiker.
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