US-Präsident Barack Obama hat im Weißen Haus eine Pressekonferenz gegeben, Thema Nummer eins war dabei sein Nachfolger Donald Trump. Die beiden hatten sich in der vergangenen Woche zum ersten Mal im Oval Office getroffen, Obama sprach nun von einer „herzlichen Unterhaltung“. Das habe ihn überrascht, denn Trump sei jemand, der die Dinge gerne aufmische. „Ich glaube nicht, dass er ideologisch ist. Ich denke, letzten Endes ist er pragmatisch.“
Zugleich legte Obama seinem Nachfolger nahe, über seinen Charakter nachzudenken: „Es gibt bestimmte Teile seines Naturells, die ihm nicht guttun werden, solange er sie nicht anerkennt und korrigiert.“ Das Präsidentenamt habe eine Art, wachzurütteln, sagte Obama.
Obama wollte nicht explizit sagen, dass er Trump für das Amt ungeeignet halte. Er sagte aber, dass er sich natürlich Sorgen mache. Obama äußerte sich nicht zu der umstrittenen Personalentscheidung seines Nachfolgers, den Rechtspopulisten Stephen Bannon zum Chefstrategen zu ernennen. Während des Wahlkampfs hatte Obama deutlich gegen Trump ausgeteilt und ihn mehrfach als unfähig bezeichnet.
Nun gab es also versöhnlichere Worte. Für Trump sei es jetzt wichtig, Signale der Einigkeit zu senden – vor allem angesichts der „Heftigkeit und der Bitterkeit“ der Wahlkampagnen, sagte Obama. Trump solle auf Minderheiten oder Frauen oder andere Gruppen zugehen, die sich nach dessen Wahlsieg Sorgen machen. Mehr Aussagen Obamas aus der Pressekonferenz lesen Sie in folgendem Überblick:
Obama wollte nach der Presskonferenz seine letzte Europareise als US-Präsident antreten. Zunächst fliegt er nach Athen, am Mittwochabend wird er in Berlin erwartet. Es ist sein sechster Deutschlandbesuch.
Trump hatte im Wahlkampf die Nato-Beziehungen mehrfach infrage gestellt. Obama versuchte nun, zu beruhigen: Er sei zuversichtlich, dass es keine Abschwächung in den Binnenbeziehungen des Militärbündnisses gebe, sagte er in Washington. Und: Trump habe im Gespräch großes Interesse am Erhalt der strategischen Kernbeziehungen geäußert.
Auch Obamas Sicherheitsberaterin Susan Rice beschwichtigte die Europäer: Sie sollten darauf zählen, dass die USA aufgrund ihrer „globalen Führungsrolle und der damit verbundenen Verantwortung“ ihre aus den Sicherheitsbündnissen resultierenden Verpflichtungen weiter einhielten, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP.
Zuletzt wurde beim Treffen der EU-Außen- und Verteidigungsminister am Montag in Brüssel deutlich, welch tiefe Verunsicherung in Europa nach dem Wahlsieg Trumps herrscht (mehr dazu lesen Sie hier).
Trump und Putin telefonieren
Am Montag hatte Trump zum ersten Mal mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert. Er freue sich auf eine starke und dauerhafte Beziehung mit Russland, sagte Trump dabei laut seinem Team. Der Kreml teilte mit, man sei sich einig gewesen, dass das gegenwärtige Verhältnis beider Regierungen äußerst unzufriedenstellend sei.
Am Tag zuvor hatte Trump bereits mit Chinas Präsident Xi Jinping telefoniert. Nach Angaben des chinesischen Staatssenders CCTV vereinbarten sie, sich „bald“ persönlich zu treffen. Laut dem Trump-Team zeigte sich der künftige Präsident zuversichtlich, dass beide Länder gute Beziehungen unterhalten würden. Im Wahlkampf hatte Trump den Chinesen unfaire Handelspraktiken vorgeworfen und Strafzölle auf chinesische Waren angekündigt.
Trump wird am 20. Januar 2017 im Amt vereidigt. In den vergangenen Tagen hat er mit den ersten Personalentscheidungen für Schlagzeilen gesorgt: Stephen Bannon wird Chefstratege (hier lesen Sie ein Porträt über ihn), der Posten des Stabschefs geht an den als gemäßigt geltenden Reince Priebus (mehr zu ihm lesen Sie hier).
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