Im Prozess um die Terroranschläge in Paris vom November 2015 hat die Staatsanwaltschaft lebenslange Haft für den Hauptangeklagten gefordert. Salah Abdeslam, der einzige Überlebende unter den Attentätern, sei eine Schlüsselfigur, begründete Staatsanwältin Camille Hennetier im Pariser Justizpalast die Forderung. Wegen der außergewöhnlichen Schwere der Taten, die ihm zur Last gelegt würden, solle die Möglichkeit einer Haftverkürzung ausgeschlossen werden.

Laut Aussagen Hennetiers hat sich Abdeslam selbst als Soldat der Terrororganisation „Islamischer Staat“ dargestellt und sei seiner Ideologie bis zum Ende treu geblieben. Neben Hennetier äußerte sich auch Staatsanwalt Nicolas Le Bris zu dem Hauptangeklagten. Abdeslam sei Mittäter, sagte Le Bris. An seinen Händen klebe das Blut der Opfer. 

Die Staatsanwaltschaft sei außerdem davon überzeugt, dass er geplant hatte, seinen letztlich defekten Sprengstoffgürtel zu zünden. Der Angeklagte leugne dies, für das geforderte Strafmaß sei diese Annahme aber ohnehin nicht ausschlaggebend. Abdeslam wurde wegen Schüssen auf die Polizei bereits in Belgien zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. 

Bei den derzeit laufenden Prozessen zu den Anschlägen von 2015 müssen sich insgesamt 20 Verdächtige verantworten, die Staatsanwaltschaft forderte für sie mindestens fünfjährige Haftstrafen. Zahlreiche Beschuldigte sollen zudem ein temporäres oder dauerhaftes Aufenthaltsverbot in Frankreich erhalten.

Mutter eines der Attentäter verurteilt

In der kommenden Woche sollen die Plädoyers der Verteidigung beginnen,
mit einem Urteil wird Ende Juni gerechnet. Der Prozess hatte im Herbst
letzten Jahres begonnen und wurde mehrfach unterbrochen. Einige Sitzungen mussten auch
wegen Corona-Infektionen verschoben werden.

Anfang März war zudem die Mutter eines der Attentäter verurteilt worden. Weil ihr bewusst gewesen sei, dass sie einen dschihadistischen Kämpfer unterstütze, verurteilte sie ein Gericht zu vier Jahren Haft wegen Finanzierung von Terrorismus.

Bei der Anschlagsserie waren am 13. November 2015 insgesamt 130 Menschen getötet und 350 weitere verletzt worden. Die Extremisten hatten ein Massaker im Konzertsaal Bataclan verübt und zudem Bars und Restaurants im Osten von Paris beschossen. Außerdem sprengten sich drei Selbstmordattentäter an dem Abend während eines Fußballländerspiels zwischen Deutschland und Frankreich am Stade de France in die Luft. Die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) reklamierte die Anschläge für sich.

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