Die vorgezogene Parlamentswahl in Mazedonien hat keinen klaren Gewinner hervorgebracht. Weder der Langzeitregierungschef Nikola Gruevski und seine VMRO-Partei noch der sozialdemokratische Oppositionsführer Zoran Zaev (SDSM) konnten einen eindeutigen Sieg erringen, teilte die staatliche Wahlkommission nach Auszählung von 96 Prozent der Stimmen mit.

Zwar verbuchte das Gruevski-Lager mit rund 38 Prozent der Stimmen einen leichten Vorsprung gegenüber den etwa 36 Prozent der Opposition. Mangels stimmenstarker Koalitionspartner dürfte die Regierungsbildung allerdings schwierig werden.

Beide Seiten reklamierten den Sieg schon mal jeweils für sich und feierten landesweit ihren angeblichen Erfolg. Eine große Koalition ist ausgeschlossen, weil die beiden Blöcke seit über zwei Jahren bis hin zu persönlichen Übergriffen verfeindet sind. Erst nachdem die EU als Vermittlerin aufgetreten war, hatten sich die vier großen Parteien auf den Wahltermin am Sonntag geeinigt. Ursprünglich hatte die vorgezogene Neuwahl bereits im April stattfinden sollen.

Den albanischen Parteien, die teils zur SDSM, teils zur VMRO-DPMNE tendieren, dürfte nun die Rolle von Juniorpartnern in einer künftigen Koalition zukommen. Ein Viertel der zwei Millionen Mazedonier ist albanischstämmig.

Die Opposition hatte Gruevski und seinen Anhängern Korruption und Kriminalität im großen Stil vorgeworfen. Im Januar war Gruevski als Ministerpräsident zurückgetreten. Der 46-Jährige soll in seiner Amtszeit Millionen veruntreut, die Justiz manipuliert und seine Gegner hart unter Druck gesetzt haben. Er selbst hatte das bestritten, doch die eigens eingesetzte Sonderstaatsanwaltschaft hatte einige dieser Beschuldigungen bestätigt. Im Wahlkampf hatte die Regierungspartei die Vorwürfe der Sozialdemokraten zurückgewiesen und Zaev beschuldigt, mit ausländischer Unterstützung einen Staatsstreich zu planen.

Das Durchschnittseinkommen in Mazedonien liegt bei 360 Euro im Monat, die Arbeitslosenrate beträgt offiziellen Angaben zufolge fast 24 Prozent. Seit Jahren gibt es in Skopje Bestrebungen, Mitglied der EU und der Nato zu werden. Diese stoßen jedoch im Nachbarland Griechenland auf Widerstand.

Die Regierung in Athen argumentiert, der Name Mazedonien sei Teil des griechischen Nationalerbes und suggeriere einen Anspruch auf die nordgriechische Provinz gleichen Namens. Skopje wiederum lehnt mit Verweis auf seine Identität und Sprache eine Änderung seines Namens strikt ab.

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