Perlen der Kreml-Propaganda: „Was unterscheidet die Russen von allen anderen?“ – „Sie...

Perlen der Kreml-Propaganda: „Was unterscheidet die Russen von allen anderen?“ – „Sie können sterben wie niemand sonst“

Während Wladimir Putin seine Nation ausschicken will, um imaginäre Nazis in der Ukraine zu töten, ergeht sich die Kreml-Propaganda in Überlegungen, was „den russischen Menschen“ von allen anderen unterscheidet. „Wir sind sehr reich, schön und talentiert“, sagt Sänger und Abgeordneter Dmitri Pewzow. Aber das alles ist nichts im Vergleich zu einer ganz anderen Eigenschaft. 

Wladimir Putin will die Ukraine „entnazifizieren“. Das ist zumindest eine der hanebüchenen Ausreden, mit denen er seinen Angriff auf das Nachbarland der Öffentlichkeit verkaufen will. Seit zehn Monaten reden die Propagandisten des Kremls daher ein Nazi-Reich herbei, das von homosexuellen Satanisten bevölkert wird. Das Ziel ist einfach: Hass schüren und dem Feind seine Menschlichkeit nehmen – das klassische Vorgehen eines jeden Diktators, der einen Massenmord befehligt. 

Einer, der bereitwillig diese kranke Fantasie weiterspinnt, ist Dmitri Pewzow. Der Schauspieler und Musiker sitzt seit vergangenem Jahr in der russischen Staatsduma. Doch den begehrten Sitz eines Abgeordneten bekommt man in Russland nicht umsonst. Der Mindestpreis: die eigene unsterbliche Seele. 

Wie hemmungslos der gläubige Pewzow die seine verscherbelt, demonstrierte er zum Ende des Jahres in der Sendung „Musik+“. Eigentlich sollte es hier um Musik gehen, doch ohne Propaganda kommt das russische Staatsfernsehen derzeit keine zwei Sendeminuten aus. Und so schwadronierte Pewzow auch hier über das frei erfundene Nazi-Reich, das der „kollektive Westen“ in der Ukraine installiert habe, wo die Ideologie Goebbels „gedeiht“. 

Teaser

Ein Dialog für die Annalen der Absurditäten

Dass weder Pewzow noch die Moderatorin der Show, Julia Rosenberg, nicht den leisesten Hauch einer Ahnung hat, was der Nationalsozialismus überhaupt ist, führten beide in einem Dialog vor, mit dem beide sich einen Platz in den Annalen der Absurditäten der Kreml-Propaganda gesichert haben.

„Warum hat der Westen so eine Angst vor Russland“, wollte die Moderatorin von Pewtzow wissen. „Wir wurden tatsächlich schon immer gefürchtet. Weil wir anders sind. Wir sind sehr reich. Wir sind sehr schön und talentiert. Und wir leben seit der Gründung des Moskauer Reichs unabhängig von der ganzen Welt.“ 

„Uns unterscheidet wahrscheinlich auch unsere Dankbarkeit gegenüber unseren Vorfahren – dafür dass wir so reich und schön sind“, fügte die Moderatorin hinzu, deren Schönheit sichtlich so einige Schönheitsdoktoren nachgeholfen haben. 

„Das ist unsere Geschichte. Unsere Geschichte ist es, Länder zu vereinen – nicht mit Schwert und Feuer, sondern mit Liebe und Zusammenarbeit“, fabulierte Pewzow weiter ohne rot zu werden. „Außerdem liegt unser Land als einziges Land der Welt auf zwei Kontinenten: Europa und Asien. Das ärgert wahrscheinlich alle.“ 

„Was unterscheidet uns von den anderen?“

Geografie interessiert die Moderatorin aber nicht. Sie wollte lieber weiter über die Besonderheit der Russen sprechen. „Was ist die wichtigste Charaktereigenschaft des russischen Menschen?“, lenkte sie das Gespräch wieder auf ihr Lieblingsthema zurück. „Was unterscheidet uns von den anderen?“

„So wie unsere Leute lieben, Freundschaften schließen und sterben können, und das auch noch in solchen Massen, auch wenn das traurig und beängstigend ist, kann niemand sonst. Das unterscheidet uns von allen anderen. Außerdem gibt es bei uns so viele Heilige wie in keinem anderen Land der Welt. Das sind unsere Stärken. Das unterscheidet uns von der ganzen Welt.“

Die Moderatorin wusste aber auch etwas über die Besonderheit des „russischen Menschen“ zu sagen. Alle Militärs, mit denen sie spreche, würden stets beteuern, keine Angst zu haben, „für ihre Heimat, für die eigenen Leute, für die eigene Nation und für die eigene Familie zu sterben. Das ist unsere wichtigste Eigenschaft.“

Nach diesem Dialog erübrigt sich die Frage, wo die Ideologie von Goebbels prächtig gedeiht. 

TEASER

Kreml-Propaganda will den Russen das Streben schmackhaft machen

Doch es ist nicht das erste Mal, dass Pewzow den Russen erzählen will, wofür sie zu sterben haben. „Unsere Vorfahren sind jahrhundertelang nicht für ihre eigenen Rechte und Freiheiten gestorben, sondern für den Glauben, den Zaren und das Vaterland. Manchmal für die Heimat und Stalin“, erklärte er Anfang des Jahres bei einem Auftritt in der Duma

Bei einer anderen Gelegenheit echauffierte er sich über die vermeintlichen „Fehler“ in der russischen Verfassung. Diese sei 1993 von den Feinden Russlands verfasst worden. „Bis heute heißt es in Artikel 2, dass die höchsten Güter des Menschen seine Rechte und seine Freiheit sind. Für uns Russen sind es aber meiner Meinung nach der Glaube, die Familie und das Vaterland.“ 

Wofür die Russen zu sterben haben, predigt auch die orthodoxe Kirche, der sich Pewzow so demonstrativ verschrieben hat. Erst in der vergangenen Woche gelang ein orthodoxer Priester zu einer denkwürdigen Berühmtheit. „Der Tod eines Kriegers ist der beste Tod überhaupt“, erklärte er von der Kanzel herunter. „Menschen sterben wie die Schweine in ihrer eigenen Kotze. Sie trinken, fressen, fallen unter die Tische und ertrinken in ihrer Kotze. Was für ein Tod!“ 

Andere würden auf den Bahngleisen sterben, in dem albernen Versuch, auf einen Zug zu springen. Oder bei einem Selfie auf dem 15 Stock eines Hochhauses. „Solche bescheuerten Todesfälle gibt es zuhauf. Dann ist es doch besser, mit einer Waffe in den Händen für die Heimat zu sterben – wie ein Held, wie ein Mann. Am besten vorher noch ein Gebet sprechen. Ein „Herr, erbarme dich meiner“ und ab geht es in den Himmel.“ 

Ganz getreu dem Motto, das Putin vorgegeben hat: „Wir kommen in den Himmel, und die anderen verrecken einfach“, sagte er vor nicht allzu langer Zeit. 

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