Mal beschimpft er sie als „ekelhaft“, „verlogen“ oder „Abschaum“, zuletzt titulierte er missliebige Medienvertreter als „Fake News“: Um das Verhältnis des künftigen US-Präsidenten Donald Trump zu den Medien ist es – gelinde gesagt – nicht zum Besten bestellt. Wenige Tage vor seiner Inauguration sind Washingtons Journalisten verunsichert, wie ihre Arbeit im Weißen Haus künftig aussehen wird.

Denn die „New York Times“ berichtet über mögliche Pläne von Trumps Team das Pressekorps betreffend, das seit Jahrzehnten im Weißen Haus in unmittelbarer Nähe zum Präsidenten untergebracht ist. Die Pressekonferenzen dort sind so etabliert, dass sie auch Bestandteil von TV-Serien wie „House of Cards“ oder „West Wing“ sind.

Jetzt gibt es angeblich Überlegungen, die Journalisten „umzusiedeln“. Der „Esquire“ meldete unter Berufung auf anonyme Quellen im Trump-Lager, das Pressekorps könne ganz aus dem Weißen Haus vertrieben und die Journalisten stattdessen in der Nähe des Machtzentrums untergebracht werden, etwa im White House Conference Center am Lafayette Square.

Reince Priebus, der künftige Stabschef von Trump, bemühte sich denn nach der ersten Aufregung umgehend um eine Deeskalation: Es gebe lediglich Überlegungen, den Pressekonferenzraum, der bislang im East Room untergebracht ist, wegen des zu erwartenden Andrangs von Journalisten an einem anderen Ort im Weißen Haus zu platzieren. Es sei nicht darüber gesprochen worden, auch die Arbeitsplätze der Medienvertreter im Weißen Haus zu verlagern.

Ähnlich äußerte sich auch Sean Spicer, der Sprecher des künftigen Präsidenten sein wird. Es gebe ein „enormes Interesse“ der Medien an Trump, schrieb er in einem Statement. Der aktuelle Briefing-Raum habe nur 49 Sitzplätze. Deshalb werde im Weißen Haus nach zusätzlichen Kapazitäten gesucht.

Doch das Pressekorps sieht in den Gerüchten ein weiteres Anzeichen, dass ihre Arbeit im Weißen Haus unter Trump schwieriger wird. Den Vertretern von TV-, Print- oder Radiomedien wird es zum Beispiel seit Jahrzehnten gestattet, sich ohne Begleitung durch Sicherheitskräfte in dem Trakt des Weißen Hauses zu bewegen und zu informieren.

Bei einem Routinetreffen der White-House-Korrespondenten in der vergangenen Woche sei man sich einig gewesen, auf jede mögliche Einschränkung der Pressefreiheit zu reagieren, zitiert die „New York Times“ Jeff Mason von der Nachrichtenagentur Reuters, der Vorsitzender der Gruppe ist.

Auch in einem zweistündigen Gespräch am Sonntag mit Spicer sei dem Trump-Sprecher klargemacht worden, dass es „inakzeptabel“ wäre, Reporter von ihrem Arbeitsplatz zu vertreiben. Spicer wiederum habe zugesichert, mit dem Pressekorps vor einer Umsetzung solcher Pläne zu sprechen.

So schlimm wie in den Anfangsjahren der Berichterstattung über den US-Präsidenten dürfte es aber wohl nicht wieder werden: Die „New York Times“ erinnerte in ihrem Artikel an die 1890er Jahre. Damals mussten Journalisten noch Besucher am Zaun vor dem Weißen Haus abfangen, um Neuigkeiten zu erfahren.

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