In der Serie „Politisch motiviert“ ergründen unsere Autoren das überwölbende politische Thema der Woche. Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 02/2023.
Als Kaiser Hirohito am 15. August 1945 im Radio die Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg verkündete, war die dünne Stimme des Staatsoberhaupts für dessen Landsleute ein Novum. Denn es handelte sich um seine erste öffentlich übertragene Rede. Dazu noch in einem gedrechselten Hofjapanisch, das viele kaum verstanden. Firmierte der Tenno qua Amt als „himmlischer Herrscher“, hatte er Öffentlichkeit zuvor nicht nötig. Die übermenschliche Aura Hirohitos speiste sich allein aus seiner monarchischen Rolle, die individuelle Persönlichkeit war unbedeutend. Aus diesem Grund nötigten die USA den Kaiser alsbald zu einer weiteren Radioansprache, in der dieser bekennen musste, er sei doch kein Gott. Dass diese Entsakralisierung funktionierte, zeigte sich exemplarisch an Hirohitos späterem Besuch in Disneyland, bei dem der Kaiser schüchtern neben Micky Maus steht.
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