Nach einer Protest-Performance hat die Polizei in der türkischen Metropole Istanbul mehrere Demonstranten festgenommen. Zahlreiche Frauen hatten von Polizisten umringt eine Art Tanz aufgeführt, der ursprünglich von der feministischen Gruppe „Las Tesis“ aus Chile stammt.

Dort hatten ihn die Aktivistinnen Ende November am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen aufgeführt. Seitdem geht der Protest-Tanz um die Welt. Ähnliche Aufführungen gab es in Madrid, Mexiko-Stadt, in Berlin, Hamburg, Amsterdam, Paris und London.

Nach der Protestaktion am Fähranleger auf der asiatischen Seite von Istanbul sei auch die Vorsitzende der Organisation „Wir werden Frauenmorde stoppen“, Fidan Ataselim, festgenommen worden, teilte die Plattform „Kadin Meclisleri“ (Frauenräte) auf Twitter mit. Die Polizei habe zudem Tränengas eingesetzt.

114.000 Frauen wurden 2018 allein in Deutschland Opfer von Partnerschaftsgewalt

Die Frauen riefen etwa: „Vergewaltigungen, unbestrafte Mörder, fragwürdige Todesfälle, Frauenmorde – es ist nicht meine Schuld, egal wo ich bin, egal was ich anhabe, es ist nicht meine Schuld“, und weiter: „Der Vergewaltiger bist du“, wie auf Videos zu sehen war.

Gewalt gegen Frauen ist in der Türkei ein verbreitetes Problem. Im August hatte der Mord an Emine Bulut für großes Aufsehen gesorgt. Ihr Ex-Mann hatte die Frau vor den Augen ihrer zehnjährigen Tochter in einem Restaurant im zentralanatolischen Kirikkale erstochen. Der Täter wurde inzwischen zu lebenslanger Haft verurteilt (Lesen Sie hier mehr zu dem Fall).

Lebenslänglich erhielt vergangenen Mittwoch auch ein 34-Jähriger Mann, der die Studentin Sule Cet vergewaltigt und dann vom 20. Stockwerk eines Hochhauses gestoßen hatte. Frauenorganisationen kritisieren, dass Vergewaltiger und Mörder in vielen Fällen mit einer geringen Strafe davonkommen oder straffrei bleiben.

Auch weltweit ist Gewalt gegen Frauen ein Problem. Deutschlands Frauenministerin Franziska Giffey sagte kürzlich im ARD-Morgenmagazin, dass im vergangenen Jahr 114.000 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt geworden seien. Insgesamt seien 2018 etwa 140.000 Menschen von Übergriffen betroffen gewesen, sagte die SPD-Politikerin. Der Frauenanteil unter den Opfern beträgt demnach mehr als 81 Prozent.

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