Die Justiz im Iran schließt einen Zusammenhang zwischen dem Tod der 16-jährigen Nika
Schahkarami und den anhaltenden regierungskritischen Protesten im
Land aus. Am Leichnam der im September getöteten Schahkarami seien keine
Schusswunden festgestellt worden. Sie sei gestorben, nachdem sie
„gestoßen“ worden sei, sagte Justizvertreter Mohammad
Schahriari. Der Vorfall habe „nichts mit den jüngsten Störungen
zu tun“.

In
sozialen Netzwerken waren zuvor Vorwürfe laut geworden,
Sicherheitskräfte hätten Schahkarami getötet. Die iranische
Nachrichtenagentur Tasnim berichtete, acht Menschen seien im
Zusammenhang mit ihrem Tod festgenommen worden. Die Ermittlungen zum
Fall liefen weiter, die forensischen Experten hätten ihren
Abschlussbericht den Justizbehörden noch nicht vorgelegt.

Laut dem
Sender BBC Persian und dem Nachrichtenportal Iran Wire sollen
sich die Behörden des Leichnams der jungen Frau bemächtigt und sie
am Montag heimlich beerdigt haben. So sollte ein Begräbnis verhindert werden, das
die Proteste weiter anfachen könnte.

Die
aktuelle Proteste im Iran waren durch den Tod der 22-jährigen Mahsa
Amini ausgelöst worden. Die junge Kurdin wurde am 13. September in
Teheran von der Sittenpolizei festgenommen. Offenbar soll die das
vorgeschriebene islamische Kopftuch nicht den Regeln entsprechend
getragen haben. Amini brach nach ihrer Festnahme unter ungeklärten
Umständen auf der Polizeiwache zusammen und wurde drei Tage später
im Krankenhaus für tot erklärt.

Schülerinnen legen bei Protesten ihre Kopftücher ab

Nach
Angaben der in Oslo ansässigen Organisation Iran Human Rights (IHR) wurden bei den Protesten bisher mindestens 92 Menschen getötet.
Den iranischen
Behörden zufolge wurden allein in der Hauptstadt Teheran mehr als
1.000 Menschen festgenommen und 620 davon wieder freigelassen.

Landesweit tauchen nach und nach weitere Bilder von demonstrierenden
jungen Frauen auf, die ihre Kopftücher entfernen, Parolen gegen die
Regierung rufen und Bilder der Führer des theokratisch regierten
Staates verunstalten.

So
ist in einem am Montag aufgenommenen Video aus der westlich von
Teheran gelegenen Millionenstadt Karadsch ist zu sehen, wie eine
Gruppe von Mädchen mit offen getragenem Haar einen Mann vom Gelände
einer Schule vertreibt und dabei „Tod dem Diktator“ ruft.
Der Ruf bezieht sich auf das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah
Ali Chamenei. Bei dem Mann soll es sich um den Schuldirektor handeln.

Inzwischen will auch
die EU auf die Gewalt der iranischen Sicherheitskräfte bei den
Protesten reagieren und bereitet Sanktionen gegen das Regime vor. Nun
warnte die iranische Regierung die EU vor „unüberlegten Maßnahmen“
im Zusammenhang mit den Protesten. „Falls die EU (bezüglich der
Proteste) hastige und unüberlegte Maßnahmen ergreifen sollte,
sollte sie sich auf effektive Gegenmaßnahmen des Irans einstellen“,
sagte Außenminister Hussein Amir-Abdollahian in einem Telefonat mit
seinem italienischen Amtskollegen Luigi Di Maio.

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