Hunderttausende Menschen sind am Neujahrstag für mehr Demokratie in Hongkong auf die Straße gegangen. Bei den Protesten ist es auch zu neuen Zwischenfällen gekommen. Nach nur drei Stunden verlangte die Polizei, den Marsch aufzulösen.
Zuvor hatten radikale Aktivisten eine Bankfiliale attackiert. Die Einsatzkräfte setzten Tränengas und Pfefferspray ein. Es gab Festnahmen. Bei ihrem Rückzug errichteten Demonstranten Straßensperren und warfen Brandsätze.
Die Neujahrskundgebung war von den Behörden erlaubt worden. An einigen Stellen der Protestroute vom Victoria Park zur Chater Road im Zentrum der Stadt waren Polizisten in Schutzausrüstung postiert. Auf Protestfahnen und Bannern war „Kämpft“, „Unabhängigkeit Hongkongs“ oder „Befreit Hongkong“ zu lesen. Die Organisatoren von der Civil Human Rights Front (CHRF) hatten zu der Demonstration aufgerufen, um zu Beginn des neuen Jahres ein Zeichen der Solidarität zu setzen.
Die Zahl der Teilnehmer habe wohl die vom Marsch am 9. Juni übertroffen, erklärte die CHRF am Mittwoch. Damals waren 1,03 Millionen Demonstranten von den Organisatoren gezählt worden. Der Massenprotest vom Juni gilt als Beginn der seit Monaten andauernden, teils gewaltsamen Demonstrationen in der chinesischen Sonderverwaltungszone.
In einem Video des BBC-Korrespondenten Jonathan Head aus Hongkong ist die Masse der Demonstranten zu sehen:
Die Menschen demonstrieren gegen den wachsenden Einfluss Pekings und unverhältnismäßig hartes Vorgehen der Polizei. Sie fordern echte Demokratie und mehr Selbstbestimmung.
Ein Land, zwei Systeme
Seit der Rückgabe 1997 an China wird Hongkong nach dem Grundsatz „ein Land, zwei Systeme“ autonom regiert. Die sieben Millionen Hongkonger genießen – anders als die Menschen in der Volksrepublik – viele Rechte wie Versammlungs- und Meinungsfreiheit.
Bei den Kommunalwahlen im November hatte Regierungschefin Carrie Lam zwar ein Debakel erlebt, dennoch gibt es weder bei ihr noch in Peking Anzeichen für Zugeständnisse an die Demokratiebewegung. Zu den zentralen Forderungen bei den Protesten zählen die Freilassung der inzwischen rund 6500 festgenommenen Demonstranten und das Recht zur freien Wahl des Regierungschefs.
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