Im vergangenen Jahr, als immer häufiger Steine und Brandsätze auf Flüchtlingsheime flogen, bekam das Bundeskriminalamt (BKA) einen zusätzlichen Auftrag. Es sollte künftig auswerten, was Menschen widerfährt, wenn sie sich für Flüchtlinge einsetzen, sei es als Politiker oder als ehrenamtliche Helfer. Das Ergebnis ist erschreckend: Das Bundeskriminalamt zählte seit Jahresbeginn bereits 317 (allein asylpolitisch motivierte) Straftaten gegen Politiker. Das war etwa ein Angriff pro Tag.

Nachzulesen ist das im aktuellen Lagebild des Bundeskriminalamts zu Straftaten gegen Flüchtlingsunterkünfte, das ZEIT ONLINE einsehen konnte. Die detaillierte Auswertung des BKA ergibt ein eindeutiges Bild: Nur neun der Straftaten gegen Politiker gingen auf das Konto von linken Tätern, 93 Taten konnten keiner Person oder Seite zugeordnet werden. Die Mehrheit, insgesamt 212 Angriffe auf Amts- und Mandatsträger, wurde von Rechten verübt.

Hinzu kamen 144 Straftaten gegen ehrenamtliche Helfer oder Organisationen, die sich für Flüchtlinge einsetzen. Lediglich eine dieser Taten, eine Brandstiftung, wurde laut BKA von linken Tätern begangen, dafür 127 Delikte von rechten.

Keine Entwarnung

Nur noch selten schafft es ein rassistischer Angriff in die Abendnachrichten. Doch als gutes Jahr wird auch 2016 nicht in die Statistik rechter Gewalt eingehen. Das BKA zumindest sieht keinen Grund zur Entwarnung.

Seit Anfang 2014 analysiert das Bundeskriminalamt alle Angriffe auf Asylunterkünfte. In der Zentralstelle in Meckenheim werden dazu die Zahlen der Polizeistellen aller Bundesländer gesammelt, anschließend wird daraus alle drei Monate ein sogenanntes Lagebild erstellt.

Kai Biermann Redakteur im Ressort Investigativ/Daten, ZEIT ONLINE

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