Ilhan Omar ist seit ihrer Wahl in den US-Kongress (als erste Muslimin neben Rashida Tlaib) eine Reizfigur für die republikanische Partei. Aber seitdem die Zeitung „New York Post“ ein Zitat Omars aus einer Rede vor der muslimischen Bürgerrechtsbewegung Cair in der vergangenen Woche auf ihrer Titelseite brachte, hat sich die Kritik seitens der Republikaner und konservativer Medien drastisch verschärft. Omar hatte darin das Attentat 9/11 mit den Worten beschrieben: „Einige Menschen habe etwas getan.“
Sogar US-Präsident Donald Trump sprang auf den Zug auf. Am Wochenende postete er auf Twitter ein Video, in dem das Zitat mehrmals mit Szenen der einstürzenden Zwillingstürme des World Trade Centers zusammengeschnitten ist. Das Ganze ist unterlegt mit düsterer Musik. Bislang ist es über zehn Millionen Mal abgerufen worden. Andere Kritiker gehen so weit, dass sie anzweifeln, dass Omar wirklich für die Interessen Amerikas einsteht. Sie sprechen ihr ab, eine echte Amerikanerin zu sein und für die Werte des Landes zu stehen. Omar erhielt nach eigenen Angaben eine steigende Zahl von Drohungen, darunter auch Morddrohungen. Viele der Angriffe würden sich „direkt“ auf Trumps Video beziehen, erklärte sie bei Twitter.
Das Video von Trump: Video Trump
Was hat Ilhan Omar wirklich gesagt
Wie üblich bei solchen Debatten ist das inkriminierte Zitat komplett aus dem Zusammenhang gerissen worden. Was hat Omar aber wirklich gesagt? Und vor allem: In welchen Zusammenhang hat sie die Worte gesprochen? Die Abgeordnete hielt die Rede im März auf einer Veranstaltung von Cair. Der Rat für amerikanisch-islamische Beziehungen, 1994 gründet, setzt sich für die Rechte von Muslimen in den USA ein. In dem Teil der Rede, aus dem das umstrittene Zitat stammt, spricht Omar über die Vorurteile, denen diese besonders seit 9/11 ausgesetzt seien. Und sie betont kämpferisch die Bürgerrechte der Muslime, die für die selbstverständlich genauso gelten würden für jeden anderen US-Bürger auch.
Ilhan Omar: Sind Bürger zweiter Klasse
Das Passage ihrer Rede lautet: „Viel zu lange haben wir mit dem Unbehagen gelebt, Bürger zweiter Klasse zu sein und ehrlich gesagt, ich bin es leid, und jeder Muslim in diesem Land sollte es auch leid sein. Cair wurde nach 9/11 gegründet (ein Fehler, Anm.d.Red.), weil sie erkannt haben, dass einige Leute etwas getan haben. Daraufhin haben wir (Muslime, Anm. d. Red.) den Zugang zu unseren bürgerlichen Freiheiten eingebüßt. Wenn mich jemand heute eigenartig ansieht, sollte ich nicht versuchen, ihm zu gefallen. Man sollte sagen, dass es unangenehm ist und ihn fragen, warum er mich so ansieht, denn ich habe das Recht dazu.“
Die Original-Rede:
In zahlreichen Tweets hat sich Omar seitdem verteidigt. In ihrem jüngsten schreibt sie: „Dieses Land wurde auf den Ideen der Gerechtigkeit, der Freiheit und dem Streben nach Glück gegründet. Doch diese grundlegenden Werte sind bedroht. Jeden Tag. Wir werden von einer Regierung bedroht , die lieber Kinder einsperrt, als eine umfassende Einwanderungsreform zu verabschieden.“
Demokraten verteidigen Omar
Tweet OmarIn einem weiteren Tweet erklärte sie, „Gewaltverbrechen und andere Hasstaten von Rechtsextremisten und weißen Nationalisten nehmen in diesem Land und in der ganzen Welt zu.“ Es sei nicht länger hinnehmbar, dass Trump „das ermutigt“. „Wir sind alle Amerikaner. Das gefährdet Leben. Es muss aufhören.“
Unterstützung erhält sie von ihrer Partei. Zahlreiche prominente Demokraten eilten Omar zur Hilfe und warfen Trump sowie weiteren Republikanern vor, den Satz aus dem Kontext gerissen zu haben und die muslimische Abgeordnete zu gefährden. Die Vorsitzende des Abgeordentenhauses, Nancy Pelosi, forderte Trump auf, das „respektlose und gefährliche“ Video zu löschen. „Seine hasserfüllte und hetzerische Rhetorik führt zu der wahren Gefahr“, erklärte Pelosi. Sie habe die Kongresspolizei angeordnet, eine Sicherheitsüberprüfung vorzunehmen, um Omar, ihre Familie und ihre Mitarbeiter zu schützen.
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