Reema bint Bandar Al Saud hat einen neuen Job, ist aber eigentlich nur zurück an dem Ort, an dem sie ihr halbes Leben verbracht hat. Am Montag übergab die Mittvierzigerin US-Präsident Donald Trump im Oval Office des Weißen Hauses ihr Beglaubigungsschreiben.

Damit ist die Prinzessin nun in Washington akkreditiert und kann ihren Dienst als Botschafterin des Königreichs Saudi-Arabien in den Vereinigten Staaten offiziell aufnehmen.

Reema ist die erste Botschafterin in der Geschichte Saudi-Arabiens – aber sie ist für den Posten wohl besser vorbereitet als jeder männliche Diplomat vor ihr. Ihr Vater Bandar bin Sultan war 22 Jahre lang – von 1983 bis 2005 – Botschafter des wahhabitischen Königreichs in den USA.

„Ich tat den Amerikanern so viele Gefallen wie möglich“

Er übernahm den Posten, als Reema acht Jahre alt war. Von da an konnte das Mädchen aus nächster Nähe beobachten, womit sich ein saudi-arabischer Topdiplomat in den Vereinigten Staaten herumschlagen muss.

Unter anderem manövrierte Bandar das Königshaus durch die Krise nach den Anschlägen vom 11. September 2001. 15 der 19 Attentäter stammten aus Saudi-Arabien. Trotzdem gelang es dem Diplomaten, dafür zu sorgen, dass die Beziehung zwischen Washington und Riad nicht zerbrach, sondern sogar noch enger wurde.

„Ich tat den Amerikanern so viele Gefallen wie möglich, in Zeiten, in denen ich sie nicht brauchte, damit sie mir einen Gefallen schulden würden, wenn ich sie brauchte“, sagte Bandar dem SPIEGEL über seine Strategie damals.

Reema soll der Politik des Kronprinzen ein Gesicht geben

Dem charmanten Botschafter gelang es, der US-Regierung und dem größten Teil der restlichen Welt weiszumachen, dass das Königreich, das über Jahrzehnte militante Islamisten in Afghanistan und Pakistan ideologisch unterstützt, bewaffnet und finanziert hatte, fortan im Antiterrorkampf an der Seite der Vereinigten Staaten stehe.

AFP

Um die diplomatischen Beziehungen zwischen Riad und Washington haben sich bislang nur Männer gekümmert – nun ändert sich das mit Prinzessin Reema, Saudi-Arabiens neuer Botschafterin in Washington

Auch für Prinzessin Reema wird es vor allem darauf ankommen, Imagepflege zu betreiben. Kronprinz Mohammed bin Salman präsentiert sich der Welt als Reformer, der die Frauenrechte in Saudi-Arabien stärkt. Seine Botschafterin in den USA soll diesem Wandel ein Gesicht geben.

Reema gilt als kunstinteressiert. An der George Washington University, wenige Hundert Meter von der saudi-arabischen Botschaft in der Hauptstadt entfernt, hat die Diplomatin Museumswissenschaften studiert. Sie absolvierte Praktika in verschiedenen amerikanischen und europäischen Museen und berät ihre Mutter Haifa bint Faisal als Co-Kuratorin ihrer Kunstsammlung.

Intime Kennerin der Vereinigten Staaten

Sie spricht amerikanisches Englisch ohne hörbaren Akzent und weiß, welche Botschaften sie in den US-Medien setzen muss. Dazu gehört auch, dass sie bei Auftritten vor westlichem Publikum das Kopftuch weit nach hinten rutschen lässt und so den Blick auf ihr Haar freigibt.

Der Botschafterposten in Washington ist noch immer der bedeutendste und prestigeträchtigste Diplomatenjob, den das Königshaus zu vergeben hat. Zwar haben Trump und sein Schwiegersohn Jared Kushner den saudischen Thronfolger zum wichtigsten Partner in den USA erhoben. Im Kongress gibt es aber selbst unter Republikanern wachsende Vorbehalte gegenüber dem Regime in Riad:

  • Das liegt an der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul. Khashoggi hatte in den USA gelebt und für die „Washington Post“ geschrieben.
  • Aber auch am andauernden Krieg des Königreichs gegen die Huthi-Rebellen im Jemen. Der Kampfeinsatz hat bislang Zehntausende zivile Opfer gefordert, ein Ende ist nicht in Sicht.

Im April hatten Senat und Repräsentantenhaus in Washington ein Ende der US-Unterstützung für die von Saudi-Arabien geführte Militäroperation im Jemen gefordert. Nur dank Trumps Veto gegen den Beschluss halten die Vereinigten Staaten ihre Militärhilfe aufrecht.

Eine diplomatische Familie

Doch auch Trump und seine Regierung haben mit ihrem pompösen Empfang des Emirs Tamim von Katar in dieser Woche gezeigt, dass sie am Golf nicht mehr nur allein auf Saudi-Arabien setzen.

Reema wird sich darum bemühen müssen, die Beziehungen zwischen Washington und Riad wieder auf eine breitere Grundlage zu stellen. Allein auf die Gunst des erratischen Trump zu setzen, kann sich das Königreich kaum leisten. Die Botschafterin wird daher viel Lobbyarbeit bei Republikanern und Demokraten in Washington leisten müssen.

Immerhin hat sie in ihrer Familie kompetente Ansprechpartner, die sie um Rat fragen könnte. Da ist nicht nur ihr Vater. In der vergangenen Woche trat Reemas Bruder Khalid bin Bandar ebenfalls einen wichtigen Botschafterposten an. Er ist nach nicht einmal zwei Jahren als Botschafter in Berlin nun Gesandter des Königreichs in Großbritannien.

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