Der palästinensische Generalstaatsanwalt hat Israel dafür verantwortlich gemacht, die Journalistin Schirin Abu
Akle Anfang Mai gezielt getötet zu haben. Die Reporterin des TV-Senders Al-Dschasira war während eines israelischen
Militäreinsatzes in Dschenin im nördlichen Westjordanland ums Leben
gekommen. Ihr Tod sowie Polizeigewalt bei ihrer Beerdigung in Jerusalem
hatten international für Bestürzung gesorgt.
Generalstaatsanwalt Akram Chatib sagte vor Journalisten, eine
Untersuchung der tödlichen Kugel habe ergeben, dass diese von einem
Scharfschützen mit einem Gewehr des Typs Ruger abgefeuert worden sei.
Das Geschoss sei aus Richtung der israelischen Soldaten gekommen.
Weitere Einschusslöcher in einem Baum zeigten, dass gezielt auf den
oberen Körper der in der arabischen Welt bekannten 51-Jährigen
geschossen worden sei. Dies zeige eine klare Tötungsabsicht, sagte
Chatib.
Auch die Investigativgruppe Bellingcat veröffentlichte Mitte Mai das vorläufige
Ergebnis einer Analyse von Video- und Audiodateien aus sozialen Medien,
die nahelegen, dass Abu Akle von Israelis getöt wurde. Zwar seien sowohl bewaffnete Palästinenser
als auch israelische Soldaten in der Gegend gewesen, doch die
vorliegenden Informationen unterstützten Aussagen von Augenzeugen,
wonach die Reporterin von israelischer Seite getroffen worden sei,
teilte Bellingcat mit.
Razzien der israelischen Armee im Westjordanland
Nach Darstellung der israelischen Armee ist nicht
eindeutig, von wo der tödliche Schuss kam. Sie berichtete von heftigen
Feuergefechten mit militanten Palästinensern in Dschenin. Die
Palästinenserführung hatte Israels Wunsch nach einer gemeinsamen
Untersuchung jedoch abgelehnt.
Abu Akle trug einen Schutzhelm und eine Weste, die sie deutlich als
Mitarbeiterin der Presse auswies. Sie berichtete nach Angaben ihre Arbeitgebers über eine Razzia der israelischen Armee in einem Flüchtlingscamp in dem besetzten Gebiet. Die
Palästinenserin aus Ostjerusalem war schon seit mehr als 20 Jahren für
den katarischen Sender im Einsatz.
Seit März sind bei einer Terrorwelle in Israel 18 Menschen getötet
worden, außerdem wurden im Westjordanland ein israelischer Wachmann und
ein Soldat von Palästinensern erschossen. Mehrere Attentäter stammten
aus dem Bereich Dschenin. Die Stadt gilt als Hochburg militanter
Palästinenser. Seit Wochen führt die israelische Armee dort und in
anderen Teilen des Westjordanlands Razzien durch. Nach Angaben des
palästinensischen Gesundheitsministeriums sind seit Ende März mehr als
30 Palästinenser getötet worden. Sie wurden zum Teil bei
Militäreinsätzen getötet, aber auch bei eigenen Anschlägen oder bei
Zusammenstößen mit der Armee.
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