Berlin (dpa) – Seine Indierock-Band The National ist nicht nur eine der meistgeliebten in den USA, sie hat mit Ex-Präsident Barack Obama sogar einen besonders prominenten Fan.
Seit dessen Abtreten musste auch Frontmann Matt Berninger vier frustrierende Trump-Jahre hinter sich bringen – man meint es seinem leise trauernden Solo-Debüt anzuhören.
Während The National mit oft randvoll opulenten, bis zur Implosion aufgeladenen Lieder punkten, geht es der 49-jährige Sänger mit dem einschmeichelnden Bariton auf „Serpentine Prison“ reduzierter an. Durchweg sind es innige Balladen wie „One More Second“ oder „Loved So Little“, in denen Berninger persönliche Stimmungen und allgemeinere Betrachtungen preisgibt.
Gitarren, Piano, Orgel, Mundharmonika und gelegentlich soulige Bläser wie im Titelsong dominieren die unaufgeregten, insgesamt etwas eindimensionalen Arrangements. Für die „schwarzen“ Sound-Elemente der zehn Kompositionen zeichnet Produzentenlegende Booker T. Jones (75) verantwortlich, einst mit Booker T. & The M.G.’s ein Pionier des Rhythm ’n‘ Blues.
Viele weitere bekannte Namen stehen auf der Gästeliste eines Albums, das gleichwohl nie überladen (eher manchmal fast schon zu dezent und nobel für diese politisch aufgewühlten Monate) daherkommt: beispielsweise Andrew Bird, Bandkollege Scott Devendorf von The National oder David Bowies Bassistin Gail Ann Dorsey. Berninger ist in der US-Rockszene bestens vernetzt und auch selbst gern als Gastsänger oder für Charity-Anlässe aktiv – das zahlt sich aus.
Im Rampenlicht einer rundum schönen Platte steht indes jederzeit Berningers wärmender Gesang, zweifellos eine der prägenden Indiepop-Stimmen der vergangenen 15 Jahre. Wer gestorbene Songwriter-Ikonen wie Johnny Cash, Leonard Cohen oder Elliott Smith schmerzlich vermisst und von Nick Cave oder Wilco die ruhigeren Stücke bevorzugt, liegt mit „Serpentine Prison“ sicher richtig.
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