Sie wollten ihm einen einigermaßen würdigen Abgang ermöglichen. Aber der sture Alte will einfach nicht.
Seit das Militär in Simbabwe am Mittwochmorgen faktisch die Macht übernahm, seit es den Staatsfunk kaperte und Diktator Robert Mugabe unter Hausarrest stellte, bemühten sich die Putschisten trotzdem um den Anschein von Normalität.
Aus der Hauptstadt Harare dringt die Botschaft nach außen, dass auch drei Tage nach dem de facto Staatsstreich alles seinen gewohnten Gang gehe. Am Donnerstag druckte die Staatszeitung noch ein Bild Mugabes, lächelnd neben dem Putschgeneral Constantino Chiwenga. Am Freitag verteilte der Präsident in der Hauptstadt Harare Uni-Zeugnisse an Absolventen.
„Es gibt kein Zurück“, schreibt die staatliche Zeitung
Das war offenbar ein Schachzug, um Mugabe Zeit zu geben, sein Gesicht zu wahren und abzutreten. Doch der Druck nimmt zu. Hinter den Kulissen wird offenbar heftig gerungen: Mugabe soll mehrfach der Gang ins Exil angeboten worden sein. Immer wieder habe der 93-Jährige abgelehnt, berichtet die Staatszeitung „The Herald“, bis dato stets bemüht, den Präsidenten gut aussehen zu lassen.
Simbabwe: Demonstranten fordern Mugabes Rücktritt
Jetzt heißt es: Zieht der greise Gewaltherrscher nicht bis Sonntag selbst die Rückzugsoption, könnte bereits am Dienstag seine Amtsenthebung folgen. „Es gibt kein Zurück“, zitiert der „Herald“ ein hochrangiges Mitglied von Mugabes Staatspartei Zanu-PF.
Die Nachrichtenagentur Reuters verbreitet, mit Bezug auf ein wichtiges Zanu-PF Mitglied: „Wenn er sich stur stellt, werden wir am Sonntag für seine Entlassung sorgen. Wenn das erledigt ist, folgt am Dienstag die Amtsenthebung.“
Der einflussreiche Anführer der Kriegsveteranen, Christopher Mutsvangwa, rief für Samstag zu Protesten gegen Mugabe auf. Bereits eine Woche vor dem Putsch hatte er gefordert, die „Kabale“ Mugabes und seiner Frau müssten aufhören. Er warnte damals seinerseits vor einem Putsch – allerdings meinte er da noch einen Staatsstreich der Mugabe-Familie.
Laut Staatszeitung soll am Sonntag ein Parteikonvent der Zanu PF „die revolutionäre Partei mit den aktuellen Entwicklungen in Einklang bringen“. Außerdem soll Mugabes Frau Grace, die der Diktator als seine Nachfolgerin ausersonnen hatte, aus der Zanu-PF austreten.
In der Partei hatte Grace Mugabe sich über die vergangenen Jahre ein Netzwerk jüngerer Mitglieder aufgebaut und versucht, ehemalige Weggefährten ihres Mannes kaltzustellen. Prominentestes Opfer war Vizepräsident Emmerson Mnangagwa, den Mugabe in der vergangenen Woche absetzte und der als Urheber des Putsches vermutet wird.
Dass von den Machtkämpfen nichts unkontrolliert nach außen dringt – und dass der Zorn der Bevölkerung nicht nur auf Mugabe sondern auch auf das ganze korrupte Zanu-PF-System geheim bleibt – dafür sorgen die Putschisten mit verschärftem Vorgehen gegen unabhängige Medien.
Einreiseverbote für ausländische Journalisten
Seit Beginn des Putsches wurden laut der Medienrechts-NGO Committee to Protect Journalists (CPJ) mehrere ausländische Berichterstatter an der Grenze abgewiesen. „Wir wissen seit Mittwoch von mehreren Fällen, es erscheint willkürlich“, sagt ein CPJ-Sprecher in New York. Auch der SPIEGEL war von einem Einreiseverbot betroffen.
Dass es Massenproteste gegen die Staatspartei gibt, gegen das System, für das Mugabe steht, ist fraglich. Zu verängstigt sind die Simbabwer von ihrer Staatsführung, die auf freie Meinungsäußerung mit Diffamierung, Gewalt und Haft reagiert.
Der Jubel aber, im Falle von Mugabes Abdanken, wird immens sein – nach 37 Jahren Diktatur unter dem ältesten Präsidenten der Welt. Am Samstag gingen in der Hauptstadt Harare Tausende Menschen auf die Straße, sie schwenkten Landesfahnen und umarmten Soldaten. Auf Plakaten war zu lesen: „Nein zu einer Mugabe-Dynastie“.
Demonstranten in Harare
Aber die Menschen wissen auch: Der potenzielle Nachfolger Mnangagwa, 71 Jahre alt und wie Mugabe ein Veteran des Unabhängigkeitskrieges, verspricht nicht unbedingt Wandel. Er hat für Mugabe Repression und Unterdrückung organisiert.
Dass Mugabe sich von Protesten beeindrucken lässt, ist ebenfalls nicht zu erwarten. Der Aufruf gehört wohl zur Inszenierung eines Endes, das nach Ansicht der alten Garde in der Staatspartei Zanu PF nun kommen muss. Nach den eher behutsamen ersten zwei Putschtagen streifen die Gegner die Samthandschuhe ab. Die Zeit für einen wenigstens teilweise eigenmächtigen Rückzug läuft Mugabe davon.
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