Wird Martin Schulz neuer Außenminister oder gar Kanzlerkandidat der SPD? Die Spekulationen dürften sich nun überschlagen, nachdem mehrere Medien berichtet haben, dass der Europapolitiker einen Wechsel in die Bundespolitik anstrebt. Schulz werde nach Angaben aus Parteikreisen auf Platz eins der nordrhein-westfälischen SPD-Landesliste bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr antreten, berichtete die Süddeutsche Zeitung (SZ). Diese Entscheidung sei am Mittwochabend in Kreisen der Landespartei bereits kommuniziert worden. Offen sei aber noch die Rolle, die Schulz in der Bundespolitik für die SPD übernehmen könnte.

Schulz bestätigte nach Angaben der ARD den Bericht über seinen geplanten Wechsel nach Berlin. Er wolle dazu am Morgen in Brüssel eine Erklärung abgeben.

Der Rheinländer gilt in der SPD bei der Suche nach einem Kanzlerkandidaten als mögliche Alternative zum Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel. Die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur ist laut SZ weiter offen. Schulz ist auch als möglicher Nachfolger für Außenminister Frank-Walter Steinmeier im Gespräch. Die große Koalition hat sich Mitte November auf Steinmeier als gemeinsamen Kandidaten bei der Bundespräsidentenwahl im kommenden Februar geeinigt.

Schulz‘ Amtszeit als Präsident des Europaparlaments sollte nach einer Vereinbarung mit den Christdemokraten im Parlament ohnehin Anfang kommenden Jahres enden. Dann sollte ein Politiker aus der Fraktion der Europäischen Volkspartei das Amt für die zweite Hälfte der Legislaturperiode übernehmen. Dennoch war immer wieder spekuliert worden, ob es doch noch eine Option für Schulz‘ Verbleib auf dem Posten geben könnte.

Schulz ist seit 1974 SPD-Mitglied. Er gilt als leidenschaftlicher Europapolitiker und beherrscht sechs Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Holländisch. In dem kleinen Ort Würselen bei Aachen war er von 1987 bis 1998 Bürgermeister und Buchhändler. Dann begann in Brüssel sein Aufstieg bis an die Spitze des EU-Parlaments.

Während seiner Zeit in Brüssel und Straßburg schärfte Schulz sein außenpolitisches Profil und steigerte seinen Bekanntheitsgrad in Deutschland – auch weil er kein Blatt vor den Mund nimmt. 54 Prozent der Deutschen wünschen ihn sich laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Stern als zukünftigen Außenminister. In Teilen der SPD wird Schulz auch als der bessere Kanzlerkandidat im Vergleich zu Gabriel gesehen.

DGB-Chef Reiner Hoffmann verlangt eine schnelle Entscheidung von den Sozialdemokraten in der „K-Frage“. „Die Leute sollten rasch wissen, wer als Kanzlerkandidat gegen Frau Merkel antritt“, sagte er der Passauer Neuen Presse, allerdings noch vor Schulz‘ Ankündigung. „Wir leben in unübersichtlichen Zeiten. Deshalb ist Klarheit wichtig.“ Der Sprecher des konservativen Seeheimer-Kreises in der SPD, Johannes Kahrs, begrüßte den Beschluss seines Parteifreundes. Auf Twitter kommentierte er den bevorstehenden Wechsel von Schulz in die Bundespolitik mit den Worten: „Gut so!“

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