Der Vorsitzende der türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoğlu, hat den Moscheeverband Ditib zur vollständigen Aufklärung der jüngsten Spionagevorwürfe aufgerufen. Im Deutschlandfunk forderte Sofuoğlu, Ditib müsse die Namen derjenigen Imame des Dachverbandes nennen, die Anhänger der Gülen-Bewegung bespitzelt haben sollen.

Imame der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) sollen im Auftrag der türkischen Regierung Informationen über mutmaßliche Anhänger des Predigers Fethullah Gülen an die Regierung in Ankara geliefert haben. Ditib-Generalsekretär Bekir Alboğa hatte das in der Rheinischen Post zunächst bestätigt. Später wurde auf der Webseite des Verbands eine „Richtigstellung“ veröffentlicht. In dieser hieß es nur noch, die Vorwürfe würden ernst genommen und von Ditib weiterhin untersucht.

Die türkische Regierung sieht in Gülen den Drahtzieher des Putschversuchs vom Juli 2016. Ditib ist der Dachverband der rund 900 türkisch-islamischen Vereine in Deutschland. Laut Satzung gibt es enge – auch personelle – Verbindungen zum staatlichen türkischen Religionsamt Diyanet in Ankara.

Diyanet hatte im September 2016 alle für Religion zuständigen Mitarbeiter türkischer Botschaften und Konsulate dazu aufgefordert, Berichte über Aktivitäten der Gülen-Bewegung in ihrer Region zu verfassen und diese an die Religionsbehörde zu schicken. Dieser Aufforderung sollen auch Ditib-Imame nachgekommen sein. Wie viele Imame es waren, ist bislang nicht bekannt. Alboğa sagte dem Deutschlandfunk, lediglich drei Imame hätten Informationen über Gülen-Anhänger in Deutschland geliefert.

Sofuoğlu, dessen Türkische Gemeinde sich als nicht-religiöse Interessenvertretung der Deutschlandtürken versteht und sich demokratischen und rechtsstaatlichen Prinzipien verpflichtet sieht, kritisierte auch die Organisationsstruktur von Ditib. Dass nicht nur die Imame, sondern auch der Bundesvorsitzende aus der Türkei entsandt werde, sei ein Problem: „Es muss noch vieles passieren.“

Sofuoğlu warnte jeoch vor einem Generalverdacht gegen Ditib. Man sollte die Beziehungen keinesfalls pauschal abbrechen, sagte er. Es gebe dort viele, die den Verband von innen verändern wollen: „Es geht darum, die Gemäßigten zu stärken.“

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