Die türkische Regierung hat den Iran dazu angehalten, die weitere Evakuierung von Ost-Aleppo zu unterstützen. Der letzte Konvoi, mit dem Zivilisten und Verletzte aus den von Aufständischen kontrollierten Teilen der früheren syrischen Metropole gebracht werden sollten, sei gestoppt worden, sagte Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu. Er habe deshalb mit seinem iranischen Kollegen Dschawad Sarif gesprochen, um eine Lösung zu finden. Näheres sagte Çavuşoğlu dazu nicht.

Laut seinen Angaben sind bisher 7.500 Zivilisten aus Ost-Aleppo gebracht worden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan verhandele mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem iranischen Präsidenten Hassan Rohani über die weitere Evakuierung von Aleppo. Russland und der Iran sind die wichtigsten Unterstützer von Syriens Machthaber Baschar al-Assad und haben die syrische Armee bei der Rückeroberung von Aleppo massiv unterstützt.

Die aus der Stadt gebrachten Menschen sollen nach Vorstellung der Türkei in Syrien bleiben. Man werde Zelte für sie dorthin bringen, sagte Çavuşoğlu. Nur Alte, Kranke und Kindern sollen in die Türkei kommen dürfen.

Wie viele Zivilisten genau sich noch in den von Rebellen gehaltenen Straßenzügen befinden, ist unklar. Schätzungen zufolge könnten es mehrere Zehntausend sein. Der Abzug soll immer wieder von syrischen Soldaten behindert worden sein. Der Journalist Zouhir al Shimale, der in Ost-Aleppo ausharrt und darüber auch für ZEIT ONLINE berichtet, schrieb auf Twitter, er habe im Zuge der Evakuierung im Westen der Stadt beobachtet, wie eine andere Gruppe vor ihnen von Milizen eingekesselt und brutal geschlagen wurde, wie den Menschen Handschellen angelegt und alle Wertsachen abgenommen wurden. Vier Menschen seien erschossen worden. Dann hätten die Soldaten des Regimes ihn und seine Gruppe zurückgeschickt.

Kinder in Gefahr

Die UN warnten, dass durch den Stopp der Evakuierung Hunderten Kindern in der Stadt der Tod drohe. „Hunderte von verletzlichen Kindern, darunter auch Waise, sind immer noch in der Stadt gefangen“, sagte der Chef des UN-Kinderhilfswerks, Anthony Lake. „Wir machen uns extreme Sorgen über ihr Schicksal. Wenn diese Kinder nicht sofort evakuiert werden, könnten sie sterben.“ Unicef stehe mit Teams und Transportmöglichkeiten bereit. In den vergangenen Stunden seien bereits mehr als 2.700 Kinder aus Ost-Aleppo herausgebracht worden.

Der scheidende UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief ebenfalls zur sofortigen Wiederaufnahme der Evakuierungsaktionen auf. „Aleppo ist nun ein Synonym für Hölle“, sagte Ban. Frankreich und Deutschland forderten eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates. UN-Nothilfe-Koordinator Stephen O’Brien solle in der Sitzung eine Einschätzung der Lage geben, sagte Frankreichs UN-Botschafter François Delattre.

Die Evakuierung war am Freitag ausgesetzt worden. Die Konfliktparteien machten sich gegenseitig für Verletzungen des dafür vereinbarten Waffenstillstands verantwortlich. Türkische Staatsmedien warfen dem Iran vor, die Feindseligkeiten wieder angefacht zu haben.

Zuvor hatte die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau berichtet, die Rebellen und ihre Familien hätten Ost-Aleppo verlassen. Insgesamt seien mehr als 9.500 Personen aus dem Stadtteil gebracht worden, darunter 4.500 Kämpfer und 337 Verletzte. Alle Frauen und Kinder seien in Sicherheit gebracht worden. Nun seien noch einige radikale Kämpfer in Aleppo verblieben und feuerten auf syrische Truppen. Deshalb setze man die Kämpfe zur Rückeroberung der Stadt fort.

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