«Kalifat» bricht zusammen

Beirut (dpa) – Die syrische Armee und ihre Verbündeten haben die letzte große von der Terrormiliz Islamischer Staat gehaltene Stadt im Osten des Landes nahe der Grenze zum Irak gestürmt.

In den westlichen und südlichen Teilen der Stadt Albu Kamal habe es am Mittwochabend schwere Kämpfe gegeben, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Vor einigen Tagen hatten die Regierungseinheiten und ihre Verbündeten mithilfe russischer Flugzeuge die ostsyrische Stadt Dair as-Saur eingenommen, die vom IS gehalten worden war.

Nach Angaben der von den USA angeführten Koalition haben die Islamisten inzwischen 96 Prozent ihres ehemaligen Herrschaftsgebietes in Syrien und im Irak verloren. Kämpfer des IS halten sich noch vor allem in dem von Wüsten geprägten Grenzgebiet zwischen Syrien und dem Irak auf.

Die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete ebenfalls, die Regierungskräfte und irakische Einheiten hätten die Verteidigungslinien des IS in Albu Kamal durchbrochen. Derzeit gebe es heftige Kämpfe in der Stadt. Sollte der IS die Stadt verlieren, verblieben ihm nur noch einige Dörfer östlich des Flusses Euphrat. Der IS hatte die Stadt in der ölreichen Provinz Dair as-Saur 2014 eingenommen.

Derweil forderten die USA, Deutschland, Frankreich und Großbritannien eine «entschlossene internationale Antwort» auf den Einsatz von Chemiewaffen in Syrien. Das sei jetzt «unerlässlich, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, den Opfern dieser abscheulichen Angriffe Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und zu verhindern, dass sich solche Angriffe wiederholen», hieß es in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung der vier Außenminister.

Unterdessen hat die türkische Polizei in der Hauptstadt Ankara mehr als hundert mutmaßliche IS-Anhänger festgenommen. Rund 140 weitere Verdächtige seien noch zur Fahndung ausgeschrieben, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Die Anti-Terror-Polizei habe zudem Razzien an mehr als 200 Adressen in mehreren Bezirken Ankaras durchgeführt. Dabei seien Dokumente und digitales Material beschlagnahmt worden.

Die türkischen Behörden waren in den vergangenen Wochen verstärkt gegen mutmaßliche IS-Zellen im Land vorgegangen. Erst zum «Tag der Republik» Ende Oktober hatte sie mehr als 140 Verdächtige festgenommen und dadurch mutmaßlich einen Anschlag in Istanbul vereitelt. Wie viele der Festgenommenen letztendlich verhaftet wurden, ist jedoch unklar.

Die türkische Führung macht den IS für zahlreiche Anschläge im Land verantwortlich, zuletzt für einen Angriff in der Silvesternacht in dem Istanbuler Club Reina. Damals wurden 39 Menschen getötet.

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