Die Telekom-Tochter T-Mobile US und ihr Konkurrent Sprint wollen gemeinsam den US-Marktführern Verizon und AT&T einheizen. Dieses Mal soll das Milliarden-Bündnis klappen, das die Deutsche Telekom am Sonntag Abend bestätigt hat. Und auch der Breitbandausbau in Deutschland spielt dabei eine Rolle.

Erst vor fünf Monaten war die Mega-Fusion offiziell abgeblasen worden, nun wird sie laut einer Pressemeldung der Deutschen Telekom überraschend doch noch zustande kommen. Demnach wird die Telekom-Tochter T-Mobile US mit dem US-Rivalen Sprint zusammengehen – eine Milliarden-Hochzeit, die die Kräfteverhältnisse auf dem umkämpften amerikanischen Mobilfunkmarkt neu definieren könnte. Der Deal hätte enorme Dimensionen: Zusammen bringen die Unternehmen es auf einen Börsenwert von mehr als 80 Milliarden US-Dollar.

Der Mega-Deal wurde am Sonntag Abend von der Deutschen Telekom bekanntgegeben. Zuvor hatte es entsprechende US-Berichte gegeben. Der Finanzdienst Bloomberg erfuhr von Insidern, dass die Deutsche Telekom bei einer Einigung 42 Prozent am fusionierten Konzern und 69 Prozent der Stimmrechte erhalten könnte.

Der Unternehmenswert der neuen Gesellschaft soll laut Telekom  rund 150 Mrd. Dollar betragen, durch die Fusion sollen Synergien im Barwert von rund 43 Milliarden Dollar entstehen. Die Transaktion wird als reiner Aktientausch ohne Barkomponente organisiert. Das Austauschverhältnis beträgt eine Aktie der neuen T-Mobile US für 9,75 Sprint-Anteile.

Behörden müssen Fusion noch genehmigen

Der Deutsche Telekom-Chef Timotheus Höttges soll Chairman der neuen Gesellschaft werden, John Legere CEO. Die Deutsche Telekom will von der „einmaliger Kombination aus Größe und Wachstumsmöglichkeiten auf beiden Seiten des Atlantiks“ profitieren.

Der Zusammenschluss muss nun noch behördlich genehmigt werden, unter anderem vom US-Justizministerium, der FCC und den US-Sicherheitsbehörden. Auch die Aktionäre von T-Mobile US und Sprint müssen der Mega-Fusion noch zustimmen.

Der Hintergrund des Mega-Deals

Die Nummer drei (T-Mobile) und vier (Sprint) im US-Telefongeschäft haben einen kombinierten Jahresumsatz von mehr als 70 Milliarden Dollar und gemeinsam fast 100 Millionen eigene Kunden. Dazu kommen noch über 27 Millionen Kunden, die in den Netzen der beiden Anbieter telefonieren. Jetzt wollen T-Mobile und Sprint zusammen zum Angriff auf die Branchenführer Verizon und AT&T blasen. Damit könnte der dritte Versuch, mit dem innerhalb von vier Jahren eine Fusion ausgelotet wird, endlich zum Erfolg führen.

Frage nach der richtigen Bewertung

Bei der Frage, mit welcher Bewertung Sprint in eine Fusion gehen soll, gingen zuvor die Berichte auseinander. Laut den von CNBC zitierten Kreisen sollen 6,5 Dollar je Aktie veranschlagt werden. Damit würde sich ein Gesamtwert von rund 26 Milliarden Dollar ergeben – das würde in etwa dem aktuellen Börsenwert entsprechen. Bloomberg berichtete hingegen von nur 6,1 Dollar pro Aktie, womit Sprint auf rund 24 Milliarden Dollar taxiert würde. T-Mobile brachte es zuletzt auf einen Börsenwert von rund 55 Milliarden Dollar.

Bereits 2014 wollten die Unternehmen zusammengehen, damals scheiterte das Vorhaben an kartellrechtlichen Bedenken. Im vergangenen Jahr dann fieberte die Börse erneut lange auf die große Hochzeit, letztlich konnte man sich aber nicht auf Preis und Besitzverhältnisse einigen.

Breitbandausbau in Deutschland könnte teuer werden

Der Druck auf beiden Seiten ist aber nicht geringer geworden: Sprint leidet nach verlustreichen Jahren unter einer klammen Portokasse, der japanische Haupteigentümer und Tech-Konzern Softbank ist zudem hoch verschuldet. Softbank-Chef Masayoshi Son treibt derzeit ohnehin vor allem sein milliardenschwerer High-Tech-Investitionsfonds um.

Bei der Telekom lasten nach dem Antritt der neuen deutschen Regierung die Sorgen um einen teuren Breitbandausbau auf dem Aktienkurs. Der Bund ist direkt und indirekt mit rund einem Drittel größter Aktionär und will dem schleppenden Glasfaserausbau im Land Beine machen. Telekom-Chef Tim Höttges könnte ein Deal in die Karten spielen – an der Börse rechnen Analysten mit Kosteneinsparungen von Dutzenden Milliarden Dollar, wenn die US-Mobilfunker ihre Netze zusammenlegen.

US-Tochter auf der Überholspur

Die US-Tochter der Bonner war die vergangenen Jahre auf der Überholspur, so dass Sprint sich jetzt mit der Rolle des Junior-Partners begnügen müsste. Für die Telekom wäre ein Happy End in dieser Partnersuche zugleich auch ein Schlussstrich unter ein US-Abenteuer, das zeitweise einem teuren Missverständnis glich.

Für Gegenwind beim Sprint-Deal könnten jedoch noch die Wettbewerbshüter sorgen, die die Fusionspläne schon einmal durchkreuzt hatten. Entscheidende Positionen in der US-Telekom-Aufsicht FCC und dem US-Justizministerium sind unter der Ägide von US-Präsident Donald Trump aber mittlerweile anders besetzt.

Verwendete Quellen:

  • dpa
  • Mitteilung der Deutschen Telekom

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