Eine nicht gewollte Schwangerschaft abzubrechen, ist in den gesamten USA legal. Doch im konservativen Bundesstaat Texas wird es Frauen seit Jahrzehnten schwer gemacht, ihr Recht auch tatsächlich zu nutzen. Nun wird es noch härter für Frauen, die ihr Kind nicht austragen wollen: Ab dem 19. Dezember müssen Frauen, die sich gegen ihr Kind entschieden haben, den toten Fötus bestatten lassen. Aufgrund einer neuen Auflage müssen die menschlichen Überreste von Abtreibungen wie auch von Fehlgeburten beerdigt oder eingeäschert werden. Das berichtet unter anderem die „Washington Post“.

Gründe für eine Abtreibung gibt es viele; emotionale Folgen hat der meist ambulante Eingriff wohl in jedem Fall. Doch nicht nur emotional wird diese neue Regelung in Texas eine Belastung für Frauen. Die Kosten für die Bestattung müssen sie laut der Auflage selbst tragen. Bisher wurden die menschlichen Überreste als „medizinischer Abfall“ entsorgt, als Dienstleistung der jeweiligen Kliniken und Praxen.

Die neue Regelung hat der texanische Gouverneur Gregg Abbott so durchgesetzt, dass sie weder eine öffentliche Debatte im Senat noch eine Abstimmung der Politiker erfordert: nämlich als direkte Auflage der Gesundheitsbehörde und eben nicht als Gesetz. Der offizielle Grund: Die neue Auflage erhöhe die Gesundheit und die Sicherheit der Öffentlichkeit.

Blutiger Protest gegen die Auflage

Wer wollte, konnte bislang trotzdem eine Beerdigung abhalten. Insbesondere Frauen, die eine Fehlgeburt erlitten hatten, haben sich manchmal dafür entschieden. Das berichteten Betroffene laut dem „Austin-American Statesman“ bei einer Anhörung vor der Gesundheitsbehörde. Eine Frau sprach dort im August von der Trauerfeier nach ihrer Fehlgeburt und wie sehr sie ihr geholfen hatte, mit ihrem Verlust fertig zu werden.

Doch während die Mütter von tot geborenen Babys häufig Trost finden, wenn sie ihr Kind beerdigen dürfen, wäre eine Zwangsbeerdigung gerade für Frauen, die sich bewusst gegen ihr Baby entschieden haben, der blanke Horror. Etwa für eine Dame, die bei der Anhörung berichtete, dass sie nach einer Vergewaltigung schwanger wurde und das Kind nicht wollte. Hätte sie die sterblichen Überreste auch noch bestatten müssen, „hätte mir der Staat Texas meine Vergewaltigung noch einmal vorgehalten“ zitiert der Austin-American Statesman die Frau.

Aus diesem Grund protestieren Frauen in Texas gegen die Regierung. Sie schicken ihre benutzten Tampons, Binden und blutigen Slips an Abbott. Eine Frau hatte auf Facebook zu dem radikalen Protest aufgerufen – der Aufruf wurde dann tausendfach geteilt.

Texas im Rückwärtsgang

Am Obersten Gerichtshof der USA hatten Frauen im Jahr 1973 einen Sieg verzeichnet: Seitdem hat jede Frau in den USA das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch. Doch immer wieder versuchen die Regierungen in konservativen Staaten, das Gesetz zu umgehen und Frauen eine sichere und legale Abtreibung durch immer neue Vorschriften zu erschweren: So müssen seit 2011 Frauen in Texas erst zweimal eine Abtreibungsklinik besucht haben, bevor sie ihre Schwangerschaft legal abbrechen dürfen.

Erst vor wenigen Monaten hatte Texas mehrere Gesetze formuliert, die die Arbeit von Abtreibungskliniken quasi unmöglich machen sollten. Der Oberste Gerichtshof hat das Gesetzespaket abgelehnt: Es ist offiziell verfassungswidrig. Stattdessen kommt nun also die Pflicht zur Einäscherung beziehungsweise Bestattung – ganz ohne Urteil eines Gerichts.

Donald Trump will bundesweites Recht auf Abtreibung abschaffen

Der künftige US-Präsident Donald Trump hatte schon in seinem Wahlkampf angekündigt, dass er das weiterhin geltende bundesweite Recht auf Abtreibung abschaffen will. Stattdessen soll das Thema auf Ebene der einzelnen Bundesstaaten entschieden werden. Frauen, die ihre Schwangerschaft abbrechen, will Trump sogar bestrafen lassen, damit warb der Republikaner für sich und seine Politik.

Um dieses Ziel zu erreichen, müsste Trump eigens Richter in den Obersten Gerichtshof ernennen, die so konservativ denken wie er selbst. In dem Fall müssten Frauen, die legal und mit einem für sie sicheren Eingriff abtreiben wollen, gegebenenfalls den Staat verlassen. Eine weitere Hürde, sowohl finanziell als auch emotional.

Read more on Source