New York (dpa) – Terror im Herzen von New York: Ein Attentäter ist in Manhattan mit einem Kleinlaster in Fußgänger und Fahrradfahrer gerast und hat dabei mindestens acht Menschen getötet.
Der 29-jährige Mann sei mit dem gemieteten Pick-up-Truck auf einen Fußgänger- und Fahrradweg gefahren und habe mehrere Menschen überfahren oder gerammt, teilten die New Yorker Polizei (NYPD) und Bürgermeister Bill de Blasio bei einer Pressekonferenz am Dienstagnachmittag (Ortszeit) mit. De Blasio sprach von einem feigen „Terrorakt“.
Die Attacke weckt Erinnerungen an ähnlich verheerende Terrorangriffe mit Fahrzeugen in den vergangenen Jahren. Erst Anfang Juni hatten Angreifer in der britischen Hauptstadt mit einem Transporter Menschen auf der London Bridge überfahren. Knapp ein Jahr zuvor war ein islamistischer Attentäter in Nizza mit einem Lastwagen in ein Menschenmenge gerast. Im Dezember 2016 hatte der Tunesier Anis Amri einen gekaperten Lkw in einen Weihnachtsmarkt in Berlin gesteuert.
Nach Medienberichten soll es sich bei dem Täter um einen Usbeken handeln, der 2010 in die USA kam und legal mit einer Green Card in dem Land lebte. Sein Name wird mit Sayfullo S. angegeben. Er soll zuletzt in New Jersey gelebt haben. Die „New York Times“ berichtete, der Usbeke habe für den Fahrdienstvermittler Uber gearbeitet.
Unter den Toten von New York waren nach Angaben der Behörden der jeweiligen Länder auch eine Belgierin sowie fünf Argentinier. Elf Menschen wurden verletzt – unter ihnen ist dem Auswärtigen Amt zufolge auch eine Deutsche.
Die Sicherheitsvorkehrungen in der Millionenmetropole wurden verstärkt, die traditionell am Abend des 31. Oktober in New York stattfindende Halloween-Parade wurde aber dennoch abgehalten. „Das ist ein sehr schmerzhafter Tag für unsere Stadt, aber die New Yorker werden sich nicht wegen eines Terroranschlags ändern“, sagte de Blasio. Polizeichef James O’Neill sprach von eine „Tragödie größten Ausmaßes“. Es gebe aber keine Hinweise auf eine andere akute Bedrohung in der Stadt, sagte Gouverneur Andrew Cuomo.
Der Vorfall ereignete sich im Südwesten Manhattans. Auf Höhe der West Houston Street raste der 29-Jährige mit einem gemieteten weißen Pick-up-Truck auf einen Fußgänger- und Fahrradweg etwa 20 Straßenblocks weit. Auf Höhe der Chambers Street kollidierte der Truck vor einer High School mit einem Schulbus und kam zum Stehen.
Der Fahrer stieg aus und rief „Allahu Akbar“, arabisch für „Gott ist groß“, wie die Polizei bestätigte. Dann hielt er zwei Waffen hoch, die sich später als eine relativ ungefährliche Paintballpistole und ein Luftgewehr herausstellten.
Der US-Nachrichtensender CNN meldete unter auf eine Polizeiquelle, in dem Fahrzeug sei eine auf Englisch verfasste Notiz gefunden worden. In ihr heiße es, die Tat sei im Namen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verübt worden. Andere Medien hatten von einer arabischen Notiz berichtet. Eine offizielle Bestätigung gab es für diese Berichte zunächst nicht.
Ein Polizist hatte dem Mann in den Bauch geschossen, er wurde festgenommen, in eine Klinik gebracht und operiert. Die Behörden gehen von einem Einzeltäter aus.
US-Präsident Donald Trump kündigte er an, dass er seine Regierung angewiesen habe, die Sicherheitsüberprüfungen zu verschärfen. „Ich habe das Heimatschutzministerium gerade damit beauftragt, unser schon jetzt extremes Programm an Sicherheitsüberprüfungen zu intensivieren“, twitterte Trump am Dienstagabend (Ortszeit). „Es ist in Ordnung, politisch korrekt zu sein, aber nicht dafür!“, fügte er hinzu. Sollte sich die Einschätzung der Sicherheitsbehörden bestätigen, wäre es der erste islamistische Terroranschlag in der Amtszeit Trumps.
Trump hat sich für eine Verschärfung der US-Einwanderungspolitik stark gemacht und dies damit begründet, dass er die Terrorgefahr für die USA als sehr konkret einschätze. So wollte er ein Einreiseverbot für Menschen aus überwiegend muslimisch geprägten Ländern einführen, scheiterte damit aber vor Gerichten.
Der Tatort wurde abgesperrt, Polizei und Feuerwehr waren vor Ort, Hubschrauber kreisten über der Gegend. Auf den Straßen stauten sich Tausende von Fahrzeugen. Wegen des Halloween-Fests waren zudem deutlich mehr Menschen unterwegs als sonst.
„Wir denken an die Menschen unserer großartigen Gastgeberstadt; heute sind wir alle im UN-Hauptquartier New Yorker“, schrieb UN-Generalsekretär António Guterres via Kurznachrichtendienst Twitter. Er sei „geschockt und zutiefst traurig“. New York sei als weltweites Symbol der Freiheit getroffen worden, sagte New Yorks Gouverneur Cuomo. „Seien Sie New Yorker! Leben Sie ihr Leben, lassen Sie ihr Leben nicht von anderen bestimmen.“
„Ich habe Schüsse gehört und dann hat es auch danach gerochen“, sagt John Williams, der während des Vorfalls ganz in der Nähe mit seinem Skateboard auf dem Weg zu einem Skaterpark war. „Zwei Frauen mit Kindern sind auf mich zugerannt, jemand schrie: „Er hat eine Pistole.““
Zuerst sei er weggegangen, habe sich dann aber wieder auf den Ort des Vorfalls zubewegt, sagte der 22-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. „Ich sah einen Mann auf dem Boden liegen mit dem Gesicht nach unten, es sah aus, als wäre er erschossen worden. Ein anderer Mann wurde gerade festgenommen.“
Ezequiel Gonzalez war auf der anderen Straßenseite, als der Vorfall passierte. „Ich hörte Geräusche, es klang wie von einem Auto“, sagte der 18-Jährige. „Dann sah ich wie die Menschen reagierten, es gab viel Verwirrung, niemand wusste, was los war. Die Vorderseite des Autos war eingebeult, überall waren Trümmer und Müll.“
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