„Ich lehne Ihr ekelhaftes Urteil ab“, hatte Slobodan Praljak den Richtern noch entgegengerufen, dann nahm er einen Schluck aus einer kleinen Flasche und erklärte: „Ich habe Gift genommen.“ Weniger später war der kroatische Kriegsverbrecher tot. Mittlerweile weiß man: In der Flasche befand sich Zyankali.

Das Uno-Tribunal in Den Haag hatte zuvor die 20-jährige Haftstrafe gegen den früheren General wegen dessen Rolle im Bosnienkrieg bestätigt. Praljaks öffentlich inszenierter Suizid löste in Kroatien, wo er noch viele Anhänger hat, ein politisches Beben aus.

Andernorts stellt sich seither jedoch vor allem eine Frage: Wie konnte der Gefangene an das Gift gelangen? Das Uno-Kriegsverbrechertribunal für das frühere Jugoslawien hat den Fall nun untersucht. Ergebnis: Man zeigt sich ahnungslos – will aber von eigenen Versäumnissen nach dem Suizid nichts wissen.

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„Es gibt keine Maßnahmen, die eine Entdeckung des Giftes zu irgendeinem Zeitpunkt garantiert hätten“, erklärte Richter Hassan Jallow. Seine Untersuchung des Vorfalls habe keine Sicherheitslücken oder Fehler in den Regularien des Tribunals und der dazugehörigen Haftanstalt ergeben.

Allerdings: Wie und zu welchem Zeitpunkt das Zyankali nun in Praljaks Hände geraten sein soll, bleibt offen. Die tödliche Zyankali-Dosis beträgt laut der Erklärung 200 bis 300 Milligramm, etwa so viel wie eine Tablette. Es werde in Puderform oder in Wasser aufgelöst aufbewahrt und sei nur sehr schwer zu entdecken, „selbst bei den intensivsten Durchsuchungen von Personen oder Zellen“. Richter Jallow wies darauf hin, dass nach den strengen Regeln des Gerichts über den respektvollen Umgang mit Häftlingen eine noch gründlichere Untersuchung kaum möglich sei.

Für Erkenntnisse über den Suizid soll laut Uno-Tribunal nun eine andere Stelle sorgen: „Die laufenden strafrechtlichen Ermittlungen der niederländischen Behörden können das möglicherweise aufklären.“

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