Tomi Lahren ist 24 Jahre alt und von Beruf Provokateurin. Eigentlich hat sie sich einmal zur Journalistin ausbilden lassen. Doch Nachrichten will sie nicht als solche präsentieren, sondern doch viel lieber inhaltlich kommentieren. Das hat sie gegenüber dem Sender BBC gesagt. Das tut sie laut und vor einem enorm großen Publikum, aus der Sicht einer jungen Republikanerin.
Die US-Amerikanerin ist eine sehr wütende Frau, die sich stolz weiß nennt, selbst aber braun schminkt. Als Frau äußert sie sich regelmäßig sexistisch, etwa, wenn sie sagt, dass die Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton ja auch mal wieder nötig hätte, sexuell belästigt zu werden. Sie unterstützt Donald Trump – und könnte mit verantwortlich sein für dessen Sieg nach Wahlmännern. Denn sie provoziert seit Monaten im Netz und im US-amerikanischen Fernsehn und ist damit sehr erfolgreich. Sie hat 460.000 Abonnenten auf Instagram, wo sie selbstverliebt Fotos von ihren Brüsten und gelben Haaren veröffentlicht und mit Schusswaffen posiert – die Bilder oft gespickt mit von Republikanerin immer gern gehörten patriotischen Aussagen. Auf Facebook hat sie mit 3,6 Millionen Fans; ihre Videoclips, in denen sie gegen (bestimmte!) Schwarze und Latinos sowie gegen soziale Organisationen, die sich für deren Rechte einsetzen, giftet, wurden ebenfalls bereits millionenfach angeklickt.
Tomi Lahren „spricht aus, was Konservative denken“
Lahren hat Medienwissenschaften und Journalismus studiert und schon als Studentin gern online provokativ Patriotismus zelebriert. Nach ihrem Abschluss stellte der konservative Sender The Blaze sie sofort als Moderatorin ein. Ihr Arbeitgeber wirbt mit ihr: „Sie spricht aus, was Konservative denken“, schreibt der Sender auf seiner Webseite über Lahren. Meist spricht sie weniger als sie schreit – und auch, wenn sie (zu) oft betont, keine Rassistin zu sein, beschimpft sie dann doch immer bloß Menschen, die eben nicht weiß sind. Darunter Präsident Barack Obama, Sängerin Beyoncé Knowles, Footballspieler Colin Kaepernick, Schauspielerin Jada Pinkett Smith und den Bürgerrechtler Al Sharpton.
Die Rechtspopulistin versucht stets, den Rassismus-Spieß umzudrehen: Als im Juli 2015 ein muslimischer Schütze auf dem Armee-Stützpunkt Chattanooga vier Soldaten tötet, sagt Lahren über Obama. „Er sorgt sich mehr um das Mitgefühl der Muslime als um die Ehre und die Opfer, die unsere Marines erbracht haben.“ Den Protest des Afroamerikaners Kaepernick gegen Rassismus, indem der sich vor einem Spiel weigerte, zur Nationalhymne aufzustehen, kommentiert Lahren allen Ernstes mit den an den Spieler selbst gerichteten Worten: „Für mich macht dich das zum Rassisten, Colin, weil du Weiße für all deine Probleme verantwortlich machst.“ Der Rant wurde mehr als 66 Millionen-mal angesehen.
Provokation ist ihr Ziel – daraus macht sie keinen Hehl. „Egal, ob ihr liebt, was ich sage, oder ob ihr hasst, was ich sage. Ihr reagiert darauf – und das ist genau das, was in diesem Land passieren muss.“ Dieser Text ziert ihre Brüste im Header ihrer Facebook-Seite. „Passiert“ ist dann auch, dass Trump die Präsidentschaftswahl gewann. Lahren hat getan, was sie vorhatte: kommentiert statt berichtet und Trump mit ihren Kommentaren während dessen Wahlkampf mit zur Macht verholfen – ganz gratis.
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