Der designierte US-Präsident Donald Trump und seine Frau Melania haben erstmals nach seinem Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl das Weiße Haus in Washington besucht. Sie wurden dort vom amtierenden Präsidenten Barack Obama und seiner Frau Michelle empfangen. Obama hatte nach dem Wahlsieg am Dienstag Trump zu einem Treffen eingeladen.

Der frisch gewählte Präsident zeigte sich überrascht über die Länge des Treffens. „Wir dachten, es würde 10 bis 15 Minuten dauern, jetzt waren es doch anderthalb Stunden“, sagte Trump bei einem gemeinsamen Pressestatement nach dem Gespräch. Er dankte Obama und sagte, das Treffen sei für ihn eine „große Ehre“ gewesen und habe ihm Spaß gemacht. „Wir haben uns ja noch nie persönlich unterhalten.“ Obama habe ihm einiges erklärt, dabei seien auch unerfreuliche Dinge angesprochen worden. Dennoch freue er sich auf weitere Treffen mit dem noch amtierenden Präsidenten und auch auf dessen Ratschläge, sagte Trump.

„Ich denke, es ist für uns alle wichtig, dass wir gemeinsam an den kommenden Herausforderungen arbeiten“, sagte Obama. Er wolle noch einmal betonen, dass die Trumps im Weißen Haus willkommen seien. „Wir helfen ihnen auf jede Art und Weise, damit sie das Amt bald übernehmen können“. Obama sprach von einem konstruktiven Gespräch, in dem auch über politische Themen gesprochen wurde.

Ursprünglich war das Treffen tatsächlich nur auf 10 bis 15 Minuten angelegt. Insgesamt dauerte der Besuch der Trumps dann aber 90 Minuten. Anschließend wurden im Oval Office dann Fotografen zugelassen. Ein gemeinsames Bild beider Ehepaare vor dem Weißen Haus wurde nach Angaben von US-Medien von Obama abgesagt.

Demonstranten waren vor dem Weißen Haus kaum zu sehen, dafür umso mehr Journalisten, die sich in Stellung gebracht hatten. Ihr Warten wurde allerdings enttäuscht: Anders als erwartet betraten die Trumps das Weiße Haus durch den Südeingang – vorbei an allen Kameras und Mikrofonen. Auch in seinem Privatflugzeug auf dem Flug von New York nach Washington, D.C. hatte Trump keine Journalisten zugelassen.

Das Treffen im Oval Office gilt als Beginn der Übergangsphase zwischen dem scheidenden und dem künftigen Präsidenten. Während sich Trump die Räumlichkeiten des Westflügels ansehen sollte, zeigte die aktuelle First Lady, Michelle Obama, ihrer Nachfolgerin Melania Trump den Ostflügel des Weißen Hauses. Dort wohnt derzeit noch die Familie Obama. Auch der amtierende Vizepräsident Joe Biden traf seinen Nachfolger Mike Pence. Zudem wurde Jared Kushner, der Schwiegersohn Trumps, zusammen mit dem amtierenden Stabschefs im Weißen Haus, Denis McDonough, bei einem Spaziergang im Garten des Weißen Hauses gesehen.

Obama spricht sich für friedlichen Übergang aus

Das Verhältnis zwischen Obama und Trump ist angespannt. Trump hatte im Wahlkampf fälschlicherweise unterstellt, Obama sei nicht in den USA geboren, weshalb dieser nie hätte Präsident werden dürfen. Obama engagierte sich im Wahlkampf als Demokrat zudem leidenschaftlich für Trumps Rivalin Hillary Clinton und kritisierte den Republikaner als ungeeignet für das Amt des Oberkommandierenden. Zudem hat Trump versprochen, einen Großteil wichtiger Entscheidungen Obamas wieder rückgängig zu machen, unter anderem die Gesundheitsreform und das Atomabkommen mit dem Iran.  

Am Wahltag hatte Obama trotz aller Differenzen angekündigt, er werde alles für einen reibungslosen Übergang tun, so wie es sein Vorgänger George W. Bush vor acht Jahren für ihn getan habe. „Ein friedlicher Übergang der Macht ist eines der wesentlichen Kennzeichen der Demokratie“, hatte Obama vor dem Weißen Haus gesagt. „Wir lecken unsere Wunden und gehen zurück in die Arena.“

Trump wird bereits vom Geheimdienst unterrichtet

Obama wird das Amt am 20. Januar offiziell abgeben. Trump wird aber schon jetzt auf das Amt vorbereitet: Dem designierten Präsidenten steht es beispielsweise zu, dieselben täglichen Geheimdienstbriefings zu erhalten wie Obama. Dabei wird er über Geheimoperationen seines Landes instruiert und über Informationen in Kenntnis gesetzt, die die 17 US-Nachrichtendienste etwa über Führungspersönlichkeiten in aller Welt zusammengetragen haben.

Direkt nach der Verkündung seines Wahlsieges am Mittwochmorgen hat Trump mit seinem Team begonnen, mögliche Kandidaten für Führungspositionen in Ministerien und Behörden auszuloten. Auch müssen zahlreiche Kabinettsposten neu besetzt werden. Im Gespräch sind einige bekannte Politiker, darunter der frühere UN-Botschafter John Bolton, die Tea-Party-Aktivistin Sarah Palin und der ehemalige Bürgermeister von New York und Wahlkampfhelfer Trumps, Rudy Giuliani.

Mit dem alten Präsidenten Obama werden eine Vielzahl von Mitarbeitern die Administration und das Weiße Haus verlassen. Auch die Social-Media-Accounts etwa auf Twitter und Facebook wird Obama an Trump übergeben.

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