Prüfauftrag ans Pentagon
Washington (dpa) – Wie China, Russland und Nordkorea will US-Präsident Donald Trump die Stärke seines Landes nun auch mit einer Militärparade zeigen. Er beauftragte das Pentagon mit der Planung einer Parade, wie seine Sprecherin Sarah Sanders am Dienstagabend (Ortszeit) mitteilte.
Trump sei ein großer Unterstützer der Streitkräfte. Er habe das Verteidigungsministerium deswegen darum gebeten, die Möglichkeit einer Feierlichkeit zu prüfen, bei der alle Amerikaner ihre Wertschätzung zum Ausdruck bringen könnten, sagte Sanders.
Der Wunsch nach einer Parade entstand bei Trump einem Bericht der «Washington Post» zufolge, als er bei dem Aufzug zum französischen Nationalfeiertag in Paris zu Gast war. «Der Marschbefehl lautete: Ich will eine Parade wie die in Frankreich», zitierte die Zeitung einen Mitarbeiter des Militärs, der nicht namentlich genannt werden wollte. Die Parade soll demnach noch in diesem Jahr stattfinden. Trump hatte im vergangenen Jahr auf Einladung von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die traditionelle Militärparade auf den Champs-Élysées verfolgt. Von der dargebotenen militärischen Stärke zeigte er sich anschließend begeistert.
Ehemalige Top-Militärs der USA kritisierten im Sender CNN Trumps Plan. «Ich komme von dem Gedanken nicht los, dass es hierbei mehr um sein Ego als um alles andere geht. Ich meine: Wer ist jetzt der Raketenmann?», spielte John Kirby, Konteradmiral im Ruhestand und ehemaliger Sprecher des US-Außenministeriums unter Präsident Barack Obama, auf Trumps Rede vor den Vereinten Nationen an. Damals hatte Trump Nordkoreas autoritären Staatschef Kim Jong Un als «Raketenmann» bezeichnet. Ähnlich äußerte sich der Generalmajor im Ruhestand, Paul Eaton: Jede Parade sei nur dazu da, Trump zu ehren, nicht das Militär. Der Plan zeige die «autoritären Tendenzen» des Präsidenten.
Nordkorea plant indes seit Längerem eine große Parade für Donnerstag, dem 70. Jahrestag der Gründung seiner Armee. Satellitenbilder, die das Fachmedium 38 North auswertete, zeigen 13.000 Soldaten und rund 150 Militärfahrzeuge, die in der Hauptstadt Pjöngjang für das Großevent proben. Auch zum Geburtstag des Staatsgründers Kim Il Sung – dem nordkoreanischen «Tag der Sonne» – schickt die Regierung häufig Tausende Soldaten, Panzer und Raketenwagen durch die Hauptstadt. Kim Jong Un hat die Paraden mehrfach benutzt, um die Entwicklungen des nordkoreanischen Raketenprogramms der Welt zu präsentieren.
Militärparaden gehörten während des Kalten Krieges vor allem zum Standardrepertoire von realsozialistischen Ländern. Die DDR hielt in Ostberlin jährlich große Paraden ab. Heutzutage sind neben Nordkorea vor allem China und Russland dafür bekannt. China ließ große Paraden lange nur in mehrjährigen Abständen zum Nationalfeiertag am 1. Oktober abhalten. Doch unter Präsident Xi Jinping nimmt die Taktzahl zu – und auch neue Anlässe werden gefunden. Um das 70. Jubiläum der Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg zu feiern, erlebte Peking im Jahr 2015 die bisher größte Parade des Landes. 12.000 Soldaten, 200 Flugzeuge und über 500 gepanzerte Fahrzeuge nahmen teil.
Russland begeht seinen wichtigsten Feiertag, den Tag des Sieges über Nazi-Deutschland im «Großen Vaterländischen Krieg», traditionell am 9. Mai mit großen Militärparaden im ganzen Land. Zehntausende Soldaten marschieren jedes Jahr unter den Augen von Staatsgästen und Weltkriegsveteranen über den Roten Platz in Moskau. Die Moskauer Parade zum 70. Jahrestag des Kriegsendes 2015 war eine der größten in der Geschichte Russlands. Damals zogen rund 16.000 Soldaten und rund 200 Einheiten Kriegstechnik, darunter Panzer und mit Atomsprengköpfen bestückbare Interkontinentalraketen, über das Kopfsteinpflaster vor dem Kreml; Kampfflugzeuge donnerten in Formation durch den Moskauer Himmel.
Frankreich ist nicht das einzige Land in Europa, das regelmäßig Militärparaden abhält. In Paris marschieren alljährlich zum Nationalfeiertag am 14. Juli, der die Erstürmung des berüchtigten Gefängnisses Bastille während der Französischen Revolution feiert, Soldaten über die Champs-Élysées. Im Vergleich zu Nordkorea, China und Russland sind diese Paraden aber eher klein: Im vergangenen Jahr nahmen gut 3700 Fußsoldaten und gut 200 Fahrzeuge daran teil.
In Großbritannien wird jedes Jahr an einem Samstag im Juni mit der Militärparade «Trooping the Colour» der Geburtstag der Queen gefeiert. Königin Elizabeth II. führte ihre Gardeeinheiten bis in die 1980er-Jahre noch selbst auf dem Pferd vom Buckingham-Palast die Prachtstraße «The Mall» hinunter zum zentralen Exerzierplatz. Zum Abschluss schaut sich die königliche Familie vom Balkon des Buckingham-Palasts aus an, wie Militärflugzeuge über das Schloss donnern.
In Italien marschiert das Militär jeden 2. Juni an den Kaiserforen in Rom. Mit der großen Parade wird die «Festa della Repubblica», der Nationalfeiertag Italiens, begangen. In Spanien findet immer am 12. Oktober, dem Nationalfeiertag, eine große Militärparade auf dem Madrider Prachtboulevard Paseo del Prado statt. In Finnland gibt es zwei Militärparaden pro Jahr, eine am Unabhängigkeitstag (6. Dezember) in Kuopio und eine am sogenannten Flaggentag (4. Juni). Auch in Griechenland und auf Zypern gibt es solche Militärparaden.
Wie groß die Parade in Washington werden soll, ist unklar. Doch eine Militärparade abzuhalten, sei generell «ein bisschen unter unserem Niveau», sagte Admiral a.D. Kirby. Eine Waffenschau sei einer Weltmacht nicht angemessen. Die letzte größere Militärparade in den USA liegt mehr als ein Vierteljahrhundert zurück. 1991 marschierten Soldaten nach dem ersten Irak-Krieg unter Präsident George Bush senior durch Washington, um den (ersten) Sieg über Saddam Hussein zu feiern.
Als mögliches Datum der neuen US-Parade nannte die «Washington Post» den nationalen Erinnerungstag (Memorial Day) am 28. Mai, den Nationalfeiertag am 4. Juli oder den Tag der Veteranen am 11. November. Das Verteidigungsministerium bevorzuge letzteren, weil er mit dem Ende des Ersten Weltkriegs 100 Jahre zuvor zusammenfalle, schrieb das Blatt.
Als Route bevorzuge Trump eine Strecke entlang der Pennsylvania Avenue, hieß es weiter. Diese verbindet das Weiße Haus mit dem Kapitol – und führt zudem am Trump International Hotel vorbei.
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