Wer wissen will, wie derzeit die Stimmung bei Donald Trumps härtesten Fans aussieht, kann sich die Radioshow von Laura Ingraham anhören. Die 54-Jährige ist der Star der ultrakonservativen Radiomoderatoren und eigentlich eine treue Vasallin des Präsidenten. Doch mit der Trump-Verehrung ist bei ihr nun Schluss.

Der Präsident sei drauf und dran, sein wichtigstes Wahlversprechen zu brechen. Der Traum vom Bau einer Mauer zu Mexiko drohe zu platzen, klagt sie wortreich in ihrer Show. „Er wird dafür eingeseift.“ Ihm und den Republikanern drohe bei den nächsten Wahlen ein Debakel. Die Trump-Fans wollten die Mauer und nichts anderes. „Wir haben im Wahlkampf doch nicht gerufen: ‚Repariert den Zaun.'“

Wut, Frust, Enttäuschung – Donald Trump ist drauf und dran, seine wichtigsten Fans an der stramm-konservativen Parteibasis zu verprellen. Seine jüngsten Versuche, mit den oppositionellen Demokraten in Hinterzimmer-Gesprächen gemeinsame Lösungen für heikle Themen wie Zuwanderung, den Haushalt oder die Sicherung der Grenze zu finden, versetzen seine Anhänger in helle Aufregung.

Neue Rolle für Trump

Trump hat sich offenbar – zumindest kurzfristig – für eine Kurskorrektur entschieden. Weil er bislang keine politischen Erfolge vorzuweisen hat, will er sich nun als Präsident präsentieren, der moderate Republikaner und Demokraten an einen Tisch bringt. Nur seine Basis draußen im Land versteht die Welt nicht mehr.

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Nancy Pelosi, Donald Trump, Chuck Schumer


Mit Grausen verfolgen sie die Bilder im Fernsehen, auf denen der Anti-Politiker Trump zu sehen ist, wie er die Chefs der Demokraten, Nancy Pelosi und Chuck Schumer, nett anlächelt. Beide sind für eingefleischte Rechte typische Vertreter der Washingtoner Elite. Schon allein der Versuch, mit diesen Politikern „Deals“ zu machen, grenzt für sie an Hochverrat.

Einmal mehr hat Trump so einen Sturm der Entrüstung ausgelöst, den er kaum unter Kontrolle bringen kann. Nur diesmal sind es die eigenen Leute, die über ihn herfallen. Ihre Empörung wächst fast stündlich.

„Wir haben Donald Trump gewählt, weil wir etwas anderes haben wollten als Hillary Clinton“, sagt Jenny Beth Martin, eine der Mitbegründerinnen der rechten „Tea Party“-Bewegung. „Aber was wir jetzt aus dem Weißen Haus hören, könnte auch von ihr stammen.“

Das eigentliche Problem ist: Niemand kann oder will so genau sagen, was Trump eigentlich mit den Anführern der Demokraten im Kongress vereinbart hat. Er selbst äußert sich widersprüchlich.

Video: „Donald Trump ist einfach unverbesserlich“

Nach Lage der Dinge gibt es aber wohl tatsächlich eine grundsätzliche Einigung darüber, dass Trump und die Demokraten gemeinsam versuchen wollen, das sogenannte Dreamer-Programm zu retten. Einige hunderttausend Kinder von Einwanderern, die einst illegal ins Land gekommen sind, dürften in den USA bleiben. Trump wollte das Programm ursprünglich kippen – und damit eine der Kernforderungen rechter Hardliner aus seiner Partei umsetzen.

Wenn er den „Dreamern“ nun helfen sollte, will Trump wohl im Gegenzug verlangen, dass ihm die Demokraten später bei der Finanzierung seiner Mauerpläne helfen. Die Demokraten sind bislang harte Gegner der Mauer, sie wollen zunächst höchstens einer leichten Anhebung der Ausgaben für bessere Grenzzäune zustimmen. Genau das empört die Trumps Basis: Die Fundamentalisten wollen keine halbgaren Deals beim Thema Migration, sondern bestehen auf einer 100-prozentigen Umsetzung von Trumps Wahlversprechen. Das bedeutet für sie: Keine Gnade für „Dreamer“ – und die echte Mauer muss kommen.

Gibt es einen Ausweg?

Angeführt wird der Angriff gegen Trump von Breitbart News, der Website des früheren Trump-Chefstrategen Stephen Bannon. Der hatte das Weiße Haus erst vor einigen Wochen im Streit verlassen, nun warnen er und seine Breitbart-Redakteure Trump vor einem Verrat der gemeinsamen Ideale aus Wahlkampfzeiten. In den Foren der Website lassen die Leser ihrem Zorn auf den Präsidenten freien Lauf: „Spießt ihn auf“, fordert einer. „Was für ein Verrat!“, zürnt ein anderer.

Der konservative Senator Rand Paul meint, der Präsident habe wohl „Fieber“. Und der frühere Trump-Berater Sam Nunberg ätzt: „Die Trump-Regierung wird zu einer typischen Establishment-Veranstaltung.“

Gibt es für Trump einen Ausweg aus der Misere? Grundsätzlich ja, aber dafür müsste er wohl einen Deal hinbekommen, der sowohl Demokraten als auch seine Hardliner-Basis zufriedenstellt. Einige eher moderate Republikaner im Kongress trauen ihm das durchaus zu. Andere fürchten, dass Trump bei diesem Poker am Ende von den Demokraten ausgetrickst werden könnte.

Die konservative Kolumnistin Ann Coulter, Trump-Fan der ersten Stunde, glaubt nicht mehr an einen Erfolg des Präsidenten. Inzwischen unterstütze wohl jeder Trumps Amtsenthebung, meint sie kühl. Und: „Wenn die Mauer nicht gebaut wird, will ich Mike Pence als Präsidenten.“

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