Das russische Militär hat die ostukrainischen Städte Slowjansk und Kramatorsk bombardiert. Nach Angaben der örtlichen Bürgermeister schlugen in den nahe beieinander liegenden Städten am Mittag aus Raketenwerfern abgefeuerte Geschosse ein. Der Gouverneur der Region Donezk, Pawlo Kyrylenko, berichtete auf Telegram von einem Toten und sechs Verletzten in Kramatorsk. In Slowjansk sei mindestens eine Person verletzt worden. In beiden Städten sei zivile Infrastruktur getroffen worden, in Kramatorsk etwa ein Hotel und ein mehrstöckiges Wohngebäude.
Kramatorsk und Slowjansk liegen wenige Kilometer auseinander, etwa 15 Kilometer südöstlich von ihnen liegt die Stadt Bachmut. Die drei Städte gelten nach der weitgehenden Einnahme der anliegenden Region Luhansk als nächste Eroberungsziele der russischen Offensive im Donbass. Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte zum Monatsanfang von einer vollständigen Einnahme von Luhansk gesprochen. Regionalgouverneur Serhij Hajdaj hat dem widersprochen: In den Außenbezirken der Grenzstadt Lyssytschansk werde noch gekämpft. Die Region sei noch nicht komplett erobert, schrieb er auf Twitter.
Belarus hat Russland nach ukrainischen Angaben einen Militärflughafen in Grenznähe zur Verfügung gestellt. Russland habe die vollständige Kontrolle über den Flughafen Sjabrowka etwa 20 Kilometer nördlich der ukrainischen Grenze erhalten, sagte ein Vertreter des Generalstabs laut dem Nachrichtenportal Liga. Dort seien russische Boden-Luft-Raketensysteme und Kurzstreckenraketen stationiert. Der Flughafen werde unter russischer Aufsicht zunehmend zur Militärbasis ausgebaut.
Der britische Premierminister Boris Johnson hat angesichts seiner Ankündigung, als Parteichef der Konservativen und in Bälde auch als Regierungschef zurückzutreten, anhaltende britische Hilfen für die Ukraine bekräftigt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nannte Johnson einen „wahren Freund“ seines Landes und sagte dem US-Sender CNN, er zweifle nicht an der Unterstützung des Vereinigten Königreichs. Dessen Streitkräftechef Admiral Tony Radakin befindet sich derzeit für einen zweitägigen Besuch in der ukrainischen Hauptstadt. In Kiew will er mit dem Oberkommandierenden der ukrainischen Streitkräfte, General Walerij Saluschnyj, über die Ausgestaltung von Militärhilfen in den kommenden Wochen und Monaten sprechen.
Weitere Entwicklungen des Tages:
- Der ukrainische Militärgeheimdienst wirft Russland vor, in der besetzten Region Cherson die Leichen von Soldaten zu verbrennen, um Verluste zu verbergen. Die Verbrennungen der Toten würden als Folgen von Artillerieangriffen ausgegeben, Einsatzkräfte nicht zur Beseitigung der dafür entfachten Brände vorgelassen.
- Die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hat Lieferungen
des Transportpanzers Fuchs an die Ukraine ausgeschlossen. Die
Bundeswehr dürfe nicht „ausgeplündert“ werden, wenn Deutschland
verteidigungsfähig bleiben solle, sagte sie angesichts von Lieferforderungen der Union. - Finnland will seinen Zaun an der russischen Grenze verstärken. So soll die 1.300 Kilometer lange Grenzlinie des baldigen Nato-Mitglieds und Russlands besser gegen „hybride Bedrohungen“ geschützt werden, hieß es aus dem finnischen Innenministerium. Finnland befürchtet, dass Russland wie an der belarussisch-polnischen Grenze Flüchtlingsbewegungen als Druckmittel einsetzen könnte.
- Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern hat den Vereinten Nationen eine „moralisch bankrotte Position“ und dem UN-Sicherheitsrat Versagen angesichts des russischen Einmarschs in der Ukraine vorgeworfen. Sie forderte eine UN-Reform, damit Russland den Sicherheitsrat nicht als ständiges Mitglied blockieren könne.
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