Angesichts des anhaltenden russischen Beschusses im Donbass-Bezirk Donezk setzen die ukrainischen Behörden nach eigenen Angaben ihre Evakuierungsbemühungen in der Region in hoher Geschwindigkeit fort. Drei Viertel der Bevölkerung von Donezk hätten das Gebiet bereits verlassen, sagte der Gouverneur Pawlo Kyrylenko im ukrainischen Fernsehen. Zivilisten in dem Gebiet bleibe keine andere Wahl. „Entweder man stirbt an Verletzungen oder an Hunger und Kälte im Winter“, sagte Kyrylenko. Durch russischen Beschuss in der Gegend um Kramatorsk wurden nach seinen Angaben sieben Menschen getötet und 14 weitere verletzt.
Anhaltende Kämpfe wurden auch aus der Gegend um das russisch besetzte Atomkraftwerk Saporischschja im Südosten der Ukraine gemeldet. Die Forderung der G7-Außenminister, das AKW an die Ukraine zu übergeben, lehnten ranghohe russische Parlamentsvertreter ab. Um die Sicherheit des Kernkraftwerks zu gewährleisten, sei die völlige Kontrolle über die Anlage erforderlich, sagte der Vizechef des russischen Föderationsrats, Konstantin Kossatschow. Die Bundesregierung zeigte sich erneut beunruhigt über die Lage an dem AKW. Man habe immer wieder deutlich gemacht, „dass wir alle Seiten dazu aufrufen, diesen hochgefährlichen Beschuss einzustellen“, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit.
Die Ukraine hat weitere moderne Mehrfachraketenwerfer westlicher Bauart erhalten. In dem Land seien weitere Mehrfachraketenwerfer des Typs M270 MLRS aus Großbritannien eingetroffen, twitterte Verteidigungsminister Oleksij Resnikow. Weitere Waffenlieferungen würden in Kürze erwartet. Der M270 kann bis zu zwölf Raketen transportieren, die Ziele in bis zu 80 Kilometern Entfernung treffen können. Die Ukraine verfügt inzwischen auch über deutsche Mehrfachraketenwerfer vom Typ Mars II sowie das US-System Himars.
Durch die Explosionen auf von Russland annektierten Krim-Halbinsel in dieser Woche wurden nach Einschätzung des britischen Geheimdienstes mindestens acht russische Flugzeuge zerstört oder stark beschädigt. Betroffen seien mindestens fünf Bomber des Typs Su-24 und drei Mehrzweckflugzeuge vom Typ Su-30. Trotz der immensen Schäden könne der Flugplatz Saki, auf dem sich die Explosionen am Dienstag ereignet hatten, wahrscheinlich noch genutzt werden. Die Luftraum-Einsatzmöglichkeiten der russischen Schwarzmeerflotte seien aber erheblich geschwächt worden.
Weitere Entwicklungen des Tages in Kürze:
- Tschechien will den EU-Mitgliedstaaten vorschlagen, keine Visa mehr für Russinnen und Russen auszustellen. Ähnliche Forderungen hatte es zuvor bereits aus den baltischen Staaten gegeben. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich zu dem Thema in dieser Woche skeptisch geäußert. Dafür wurde er heute von Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko kritisiert. Die Russen würden in ihrer Mehrzahl die „Politik Putins und seine blutigen imperialen Ambitionen“, schrieb Klitschko in den sozialen Netzwerken.
- Die russische Armee will ein in den USA hergestelltes Radarsystem vom Typ AN/MPQ-64 in der Ostukraine zerstört haben. Es seien außerdem zwei Himars-Raketen abgeschossen worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.
- Erstmals seit der Wiederaufnahme von Agrarexporten über das Schwarze Meer hat ein mit Weizen beladener Frachter in der Ukraine abgelegt. Das teilte das türkische Verteidigungsministerium in Ankara mit. Die Sormowsky verließ den Hafen von Tschornomorsk demnach mit etwas mehr als 3.000 Tonnen des Getreides an Bord.
- Die deutschen Exporte nach Russland sind im ersten Halbjahr infolge der Sanktionen dem Wert nach um 34,5 Prozent zurückgegangen. Die deutsche Wirtschaft habe Waren für 8,3 Milliarden Euro nach Russland exportiert, teilte das Statistische Bundesamt mit. Die Einfuhren aus Russland stiegen demnach, auch aufgrund höherer Energiepreise, hingegen wertmäßig um 51,3 Prozent auf 22,6 Milliarden Euro.
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