Das russische Militär hat am letzten Tag des Jahres die Ukraine erneut mit Raketen angegriffen. In der Hauptstadt Kiew wurde dabei mindestens ein Mensch getötet und 14 weitere wurden verletzt, wie die Behörden mitteilten.
In den Städten Chmelnyzkyj und Mykolajiw gab es ebenfalls Einschläge, meldeten örtliche Behörden. Dabei seien mindestens zehn Personen verletzt worden. Zuvor hatten der britische Militärgeheimdienst und ukrainische Behörden vor einem wahrscheinlichen Raketenangriff vor dem Jahreswechsel gewarnt.
Selenskyj wendet sich an Russen
Präsident Wolodymyr Selenskyj warf dem russischen Staatschef Wladimir Putin daraufhin Terrorismus vor. Russland bombardiere ukrainische Städte an einem Feiertag, wie schon zuvor an Weihnachten und Ostern, sagte er in einem auf Telegram veröffentlichten Video.
Dabei wandte er sich an die Russinnen und Russen und kündigte in ihrer Landessprache an, die Ukraine werde die Angriffe nicht verzeihen, die Bürger Russlands würden Putin den Krieg in Zukunft ebenfalls nicht vergeben. Auch Selenskyjs Ehefrau zeigte sich empört über die Angriffe kurz vor dem Jahreswechsel. „Das Leben anderer zu zerstören, ist eine widerliche Angewohnheit unserer Nachbarn“, sagte sie.
Insgesamt feuerte Russland nach ukrainischen Angaben 20 Marschflugkörper über der Ukraine ab, von denen die Flugabwehr laut Armeechef Walerij Saluschhnyj zwölf habe abschießen können.
Putin wirft dem Westen Heuchelei vor
Während in der Ukraine noch Luftalarm herrschte, wurde im Osten Russlands bereits Putins Neujahrsansprache ausgestrahlt. Darin warf er westlichen Ländern Lügen und Aggression vor. Der Westen versuche, den „Konflikt“ in der Ukraine für sich auszunutzen und habe auf ihn gewartet, sagte Putin.
Selenskyj bedankt sich bei Scholz für die „Zeitenwende“
Am Morgen vor dem Raketenangriff hatte sich Selenskyj zum Jahresende in einer auf Deutsch verfassten Botschaft an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) für die deutschen Waffenlieferungen und andere Hilfen bedankt. „Waffenlieferungen, Schutz für mehr als eine Million Ukrainer:innen, G7-Präsidentschaft mit Ukraine-Fokus, finanzielle und technische Hilfe, EU-Kandidatenstatus. Danke für die Zeitenwende, Herr Bundeskanzler!“, schrieb Selenskyj auf Twitter. Im kommenden Jahr hoffe er auf einen „gemeinsamen Sieg“.
Weitere wichtige Ereignisse des Tages:
- Der ehemalige außenpolitische Berater von Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel, Christoph Heusgen, hat Fehleinschätzungen in der Russlandpolitik während seiner Amtszeit eingeräumt. So sagte Heusgen der Welt am Sonntag, der Bau der Pipeline Nord Stream 2 sei ein Fehler gewesen.
- Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow hat vor einer neuen Mobilmachung durch die Regierung in Moskau gewarnt. Der ukrainische Militärgeheimdienst hatte erst vor Kurzem angekündigt, er erwarte eine neue Mobilisierungswelle in Russland sowie Grenzschließungen in der ersten Januarwoche.
- Bei einem Gefangenenaustausch sind 140 ukrainische Kriegsgefangene vom russischen Militär freigelassen worden, 82 russische Soldaten kamen dafür frei.
- Der russische Raketenbeschuss an Silvester zielte dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba zufolge vermehrt auf Wohngebiete, anstatt wie bisher auf die Energieinfrastruktur. „Der Kriegsverbrecher Putin ‚feiert‘ das neue Jahr, indem er Menschen tötet“, schrieb Kuleba auf Twitter.
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