Union verharrt bei 37 Prozent

Berlin (dpa) – Die SPD ist knapp eineinhalb Wochen vor der Bundestagswahl auf einem neuen Tiefpunkt angelangt: Im ARD-«Deutschlandtrend» büßte die Partei von Kanzlerkandidat Martin Schulz erneut einen Prozentpunkt ein und liegt nur noch bei 20 Prozent.

Dies ist ihr schwächster Wert seit Januar und zugleich im «Deutschlandtrend» generell. In der Erhebung von Infratest dimap liegen die Sozialdemokraten in der Sonntagsfrage damit derzeit nur noch acht Prozentpunkte vor der drittplatzierten AfD, die auf 12 Prozent (plus 1) zulegt. In ebenfalls in dieser Woche veröffentlichten Umfragen der Institute Forsa und Insa allerdings lag die SPD bei 23 bis 23,5 Prozent.

Im «Deutschlandtrend» verharrt die Union von Kanzlerin Angela Merkel als stärkste Partei bei 37 Prozent. Die FDP rückt mit 9,5 Prozent (plus 0,5) auf Platz vier vor. Die Linken verlieren leicht und kommen auf 9 Prozent (minus 1), die Grünen auf 7,5 Prozent (minus 0,5).

Mit diesen Zahlen würde es derzeit neben einer großen Koalition keine Mehrheit für weitere Zweierbündnisse geben. An Dreierbündnissen wäre eine so genannte Jamaika-Koalition aus CDU, FDP und Grünen rechnerisch möglich. Sowohl FDP wie auch Grüne haben dies aber als sehr unwahrscheinlich bezeichnet.

Im rein theoretischen Fall einer Direktwahl des Kanzlers oder der Kanzlerin
liegt Amtsinhaberin Merkel zwar weiterhin weit vorne. Sie büßt aber mit 51 Prozent (minus 3) etwas stärker an Zustimmung ein als SPD-Kanzlerkandidat Schulz mit 25 Prozent (-1).

Diese Umfragen geben lediglich den derzeitigen Stand wieder. Die Institute betonen, dass es sich noch nicht um Voraussagen über den Wahlausgang am Sonntag kommender Woche handelt.

Andersartige Berechnungen haben dagegen zwei Politikwissenschaftler angestellt. Thomas Gschwend von der Universität Mannheim und Helmut Norpoth von der Uni Stony Brook in New York haben versucht, die wahrscheinlichste Koalition vorauszuberechnen. Demnach könnte Merkel mit der FDP regieren: Für Schwarz-Gelb sei mit 88-prozentiger Wahrscheinlichkeit ein Zweitstimmenanteil von 49,4 Prozent zu erwarten, geht aus der Erhebung hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt. Auch eine Neuauflage der großen Koalition oder ein Jamaika-Bündnis seien rechnerisch möglich; selbst Schwarz-Grün räumen die Forscher gute Chancen ein.

Die Professoren nutzen für ihre Prognose eine eigene Formel, das sogenannte Kanzlermodell. Die Berechnung bezieht vor allem drei Faktoren ein: die Popularität der Amtsinhaberin oder des Amtsinhabers in Umfragen, den langfristigen Rückhalt der Parteien bei den vorherigen Bundestagswahlen sowie den «Abnutzungsprozess» des Amtsinhabers anhand der absolvierten Amtsperioden.

Mit Hilfe statistischer Verfahren berechnen Gschwend und Norpoth, wie das Zusammenwirken der drei Faktoren zu gewichten ist und wie sie sich auf die Stimmabgabe auswirken. Die Formel hatte vor 15 Jahren erstmals funktioniert, als sie entgegen den Umfragen die Wiederwahl von Rot-Grün unter Gerhard Schröder exakt vorhersagte. Es gab allerdings nach der Wahl 2005 auch Kritik an der Methode.

Die Stimmung vor der Wahl: Brodelt da was?

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