Der einstige Hoffnungsträger will offenbar noch nicht aufgeben. Auf einer Großkundgebung in Paris kämpfte der französische Ex-Premier François Fillon am Sonntag weiter um die Fortsetzung seiner Präsidentschaftskandidatur.

Vor Zehntausenden auf dem Trocadéro-Platz wollte der Konservative beweisen, wie hoch sein Rückhalt bei der Bevölkerung trotz des Scheinbeschäftigungsskandals um seine Frau noch ist. Fillons Kampagnenmanager Bruno Ratailleau sprach von 200.000 anwesenden Menschen, laut „Le Monde“ und anwesenden Journalisten kamen deutlich weniger.

Unter „Fillon, President“-Rufen sagte der Präsidentschaftskandidat: „Ich hätte meine Frau nicht fragen dürfen, für mich zu arbeiten.“ Fillon sprach 28 Minuten und gab sich weiter kämpferisch. „Sie denken, ich sei allein“, rief er bei strömendem Regen den Teilnehmern der Kundgebung zu. „Aber Ihr werdet nie aufgeben.“

Er appellierte auch an seine Parteikollegen und deren Gewissen: „Werden Sie es zulassen, dass die Interessen von Grüppchen und Karrieren und Hintergedanken jeder Art sich gegen die Größe und Kohärenz eines Programms durchsetzen, das von Millionen Wählern getragen wurde?“. Den Kritikern aus den eigenen Reihen warf er „Fahnenflucht“ vor. Er sehe sich als Opfer einer Hetzjagd, die das Ziel habe, die politische Rechte zu zerbrechen, ihr den Wahlsieg zu stehlen, sagte Fillon.

Der Politiker steht seit Wochen unter Beschuss wegen der Affäre um eine Scheinbeschäftigung seiner Ehefrau Penelope und zwei seiner Kinder. Die französische Justiz geht unter anderem dem Verdacht der Veruntreuung staatlicher Gelder nach. Nach seiner Wohnung in Paris durchsuchte die Polizei auch seinen Landsitz südwestlich der Hauptstadt. Am Mittwoch hatte Fillon bekanntgegeben, dass ihn die Untersuchungsrichter für den 15. März vorgeladen hätten. Dann solle ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet werden.

Konservative wollen Fillon zum Rücktritt bewegen

Penelope Fillon stärkte am Sonntag ihrem Mann den Rücken. In ihrem ersten Interview seit Bekanntwerden der Affäre sagte sie dem „Journal du Dimanche“, sie habe ihrem Mann geraten, „bis zum Ende“ weiterzumachen. Er sei der „einzige Kandidat“ mit „der Erfahrung, der Vision, dem Plan und der notwendigen Entschlossenheit, um Frankreich zu führen“. Fillons Frau wies auch die Vorwürfe der Scheinbeschäftigung zurück. Sie habe tatsächlich gearbeitet, sagte sie der Zeitung. Sie habe für ihren Mann „sehr verschiedene Aufgaben“ erledigt und über ihren Anwalt den Ermittlern „Dokumente“ übergeben, die das belegten.

Doch für Fillon könnte es schon zu spät sein. Die Konservativen wollen ihren Kandidaten offenbar zum Rücktritt bewegen. So wurde bekannt, dass sich Fillons Rivalen aus der parteiinternen Vorwahl um die Präsidentschaftskandidatur, Alain Juppé und Nicolas Sarkozy, zu einem Gespräch getroffen haben. Bei dem Treffen am Samstagabend sei es um einen „Ausweg aus der Krise“ gegangen, verlautete aus Juppés Umfeld. Aus Sarkozys Umgebung wurde das Treffen ebenfalls bestätigt. Der Ex-Premierminister Alain Juppé stehe nach Angaben aus seinem Umfeld nun doch als möglicher Ersatzkandidat bereit.

Am Montagabend soll der politische Ausschuss zusammenkommen, um sieben Wochen vor der Wahl die Lage zu bewerten. „Das ist ganz klar, sie wollen ihn ‚abschalten‘, das ist der Krieg“, sagte ein früherer Minister und Fillon-Vertrauter der Nachrichtenagentur AFP. „Der Countdown hat begonnen“, schrieb die Zeitung „Le Parisien“.

Neben Fillons Sprecher Thierry Solère kündigte auch sein Wahlkampfleiter Patrick Stefanini an, sein Amt niederzulegen. Als einen Grund gab Stefanini an, ein Sieg Fillons bei der Präsidentschaftswahl sei „nicht sicher“, wie die Sonntagszeitung „Journal du Dimanche“ aus seinem Rücktrittschreiben zitierte.

Fillons Niederlage bei der ersten Wahlrunde könne nicht mehr ausgeschlossen werden, schrieb sein Wahlkampfleiter weiter. Dies werde die Wähler der Rechten und des Zentrums „vor ein Dilemma stellen“. Das wolle er „sich nicht ausmalen“.

Laut einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage des Ifop-Instituts wollen 71 Prozent der Franzosen nicht mehr, dass er Kandidat bleibt. Die erste Runde der Präsidentenwahl findet am 23. April statt. Die Stichwahl ist für den 7. Mai angesetzt.

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