Vor den US-Vorwahlen in South Carolina macht eine Pro-Trump-Gruppe mit einem Werbespot Stimmung gegen den demokratischen Präsidentschaftsbewerber Joe Biden. In dem Clip kommt auch Barack Obama vor – und wehrt sich jetzt dagegen.
Der ehemalige US-Präsident Barack Obama setzt sich gegen einen Werbespot zur Wehr, der den Eindruck erweckt, er habe sich kritisch über seinen früheren Vizepräsidenten Joe Biden geäußert. Obama forderte eine Gruppe von Unterstützern seines Nachfolgers Donald Trump und die Fernsehstationen des Bundesstaates South Carolina auf, die Ausstrahlung einer „abscheulichen Werbung“ einzustellen, die seine Stimme missbrauche, um den demokratischen Präsidentschaftsbewerber Biden anzugreifen, wie US-Medien berichten.
Stimme von Barack Obama zweckentfremdet
Der Clip der Trump-Lobbyisten wurde demnach erstmals am Dienstag in South Carolina ausgestrahlt, wo kommenden Samstag die nächsten Vorwahlen zur Präsidentenwahl im November stattfinden. Er habe das Ziel, Biden bei der großen afroamerikanischen Wählerschaft des Bundesstaates in Misskredit zu bringen. Der 78-Jährige muss in South Carolina unbedingt erfolgreich abschneiden, um seine Chance auf eine Nominierung durch die Demokraten zu wahren.
Barack Obama – das macht der Ex-Präsident 20.00″Joe Biden versprach, unserer Gemeinschaft zu helfen. Das war eine Lüge. Hier spricht Präsident Obama“, beginnt die Werbung nach Angaben der US-Zeitung „USA Today“. Dann folge eine Audiopassage, die den Anschein erwecke, Obama sei der Ansicht, Biden unterstütze eine Politik, die Afroamerikanern schadet. Dazu werde die Schlagzeile eingeblendet: „Genug. Joe Biden wird uns nicht vertreten, verteidigen oder helfen. Glauben Sie Bidens leeren Versprechungen nicht.“
Tatsächlich haben die Macher des Werbespots den Berichten zufolge einen Ausschnitt aus Obamas Memoiren von 1995, „Ein amerikanischer Traum“, für die Werbung zweckentfremdet. In der Passage lese der Ex-Präsident ein Zitat eines Barbiers über Chicagos ersten schwarzen Bürgermeister, Harold Washington, stellte das Recherche- und Faktenüberprüfungsprojekt „Politifact“ fest. „Es nimmt diese Worte aus dem Zusammenhang und gibt ihnen eine Bedeutung, die sie nicht hatten.“
Obama verlangt Unterlassungserklärung
Das sieht auch Obama so: „Diese abscheuliche Werbung stammt direkt aus dem republikanischen Desinformationsdrehbuch und ist eindeutig darauf ausgerichtet, die Wahlbeteiligung von Angehörigen von Minderheiten in South Carolina zu drücken, indem sie Präsident Obamas Stimme aus dem Zusammenhang reißt und seine Worte verdreht, um die Betrachter in die Irre zu führen“, zitiert die US-Nachrichtenseite „Politico“ Obamas Kommunikationsdirektorin Katie Hill. „Im Interesse der Wahrheit in der Werbung fordern wir die Fernsehsender auf, diesen Spot abzuschalten und aufzuhören, den Schwindlern, die versuchen, die Wählerschaft zu spalten und zu verwirren, in die Hände zu spielen.“
Bidens Wahlkampfsprecher Andrew Bates bezeichnete die Anzeige laut „USA Today“ als „verabscheuungswürdige Flut von Fehlinformationen“ und erklärte, sie zeige, dass Trump „und seine Verbündeten absolut erschrocken sind, dass Joe Biden ihn im November besiegen wird“.
Nach Angaben von Hill ist eine Anwaltskanzlei damit beauftragt worden, von den Urhebern des Spots eine Unterlassungserklärung einzufordern. Eine Wahlempfehlung für Biden sei daraus allerdings nicht abzuleiten: Obama habe viele „Freunde“, die sich um die Nominierung der Demokraten bewerben, darunter Biden, sagte die Kommunikationsdirektorin. Der Ex-Präsident unterstütze aber niemanden in der Vorwahl, „weil er glaubt, dass die Wähler ihren Kandidaten wählen müssen, damit die Demokraten in diesem Herbst erfolgreich sein können“.
Quellen: „USA Today“, „Politico“, „Politifact“
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