Von Panzern über Gewehre bis zu U-Booten: Die Ausrüstung der Bundeswehr befindet sich in einem desolaten Zustand. Nun hat sich herausgestellt, dass auch der „Eurofighter“-Kampfjet für Probleme sorgt. Derzeit gebe es einen Engpass bei der Lieferung eines Ersatzteils, bestätigte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums einen entsprechenden Bericht des „Spiegel“. Laut dem Nachrichtenmagazin könnten derzeit nur vier (von insgesamt 124) Jets für reale Missionen eingesetzt werden – bei der Nato habe die Bundesregierung 82 Jets für Krisenfälle zugesagt. 

Kurz: Deutschland kann seine militärischen Zusagen an die Nato derzeit eigentlich nicht erfüllen. Ein Ministeriumssprecher hob hingegen hervor, dass die Luftwaffe „sämtlichen Verpflichtungen“ nachkomme. Doch: Die Einsatzbereitschaft einiger Waffensysteme sei „nicht zufriedenstellend“, das räumt auch das Verteidigungsministerium ein.

Eine recht optimistische Analyse, in Anbetracht der Baustellen. Eine Chronologie.

Sturmgewehr G36

September 2015: Nach den Pannen beim Sturmgewehr G36 wird die Waffe vom Verteidigungsministerium ausgemustert. Eine Untersuchung hatte im Frühjahr starke Beeinträchtigungen der Treffgenauigkeit des G36 bei hoher Außentemperatur und im heißgeschossenen Zustand bestätigt. Die Ministerin verkündete daraufhin das Aus für die Waffe in ihrer bisherigen Bauart. Voraussichtich ab 2019 sollte die neue Waffe das G36 nach und nach ablösen, hieß es in einer Unterrichtung der Obleute des Verteidigungsausschusses.

Die Bundeswehr nutzte das G36 von Heckler & Koch als Standardwaffe und hat seit den 90er Jahren 180.000 dieser Waffen gekauft. Die Entscheidung über die Beschaffung von 120.000 neuen Sturmgewehren für die Bundeswehr werde frühestens Ende 2018 getroffen, berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.

U-Boote

Oktober 2017: U-35 schrammte vor der norwegischen Küste mit einer Seitenflosse auf einen Felsen, danach musste es in die Reparatur. U-35 war das letzte deutsche U-Boot, welches überhaupt noch einsatzfähig war. Seitdem macht die ganze U-Boot-Flotte auf unbestimmte Dauer Ferien. Die Marine besitzt sechs U-Boote vom Typ 212A – kleinere Schiffe, die aber lautlos auf Fahrt gehen können und sehr schwer zu orten sind. Sie sollen im Ernstfall die Ostsee sperren. Kein einziges der U-Boote ist einsatzbereit.

Panzer

November 2017: Deutschlands schwerstes Geschütz ist der Leopard-2-Panzer, doch von 244 Exemplaren sind ganze 95 Panzer einsatzbereit. Die Ursachen für das Desaster sind die altbekannten Mängel. Die meisten Panzer befinden sich in der Werkstatt oder warten auf einen Reparaturtermin. 53 Panzer sollten umgerüstet werden. 89 Leos waren (Stand: November 2017) „nutzungsbedingt ausgefallen.“ Nach wie vor sind Großfahrzeuge mit Kettenantrieb auf regelmäßige Wartungen und den Austausch von Verschleißteilen angewiesen. Ein Koloss wie der Leopard 2 ist kein Pkw, bei dem man alle 20.000 Kilometer mal das Öl wechseln muss und der Wechsel der Bremsanlage mit 80.000 Kilometern anliegt. Vor allem der Mangel an Ersatzteilen führt zu dem kleinen Bestand an einsatzfähigen Fahrzeugen. 

Kampfjets

Mai 2018: Die Bundeswehr hat neue technische Probleme bei ihrem Kampfjet „Eurofighter“. Es gebe einen Engpass bei der Lieferung eines Ersatzteils, bestätigte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums einen Bericht des Nachrichtenmagazins „Spiegel“. Betroffen sei das Kühlsystem des Selbstschutzsystems, alle Beteiligten arbeiteten mit Hochdruck an einer Lösung. Laut „Spiegel“ können derzeit nur vier Eurofighter für reale Missionen eingesetzt werden.

Der Defekt betreffe ein System, das Angriffe oder feindliche Flugzeuge erkenne und Piloten warnen solle. Ohne dieses System sei der „ Eurofighter“ nicht für echte Einsätze startklar. Das Verteidigungsministerium äußerte die Hoffnung, „in einigen Wochen bis Monaten das Problem in den Griff zu bekommen“. Ab September übernimmt die deutsche Luftwaffe die Sicherung über den baltischen Nato-Staaten. Sie verfügt über zwei Alarmrotten, auch Quick Reaction Alert (QRA) genannt.

Wie geht es weiter bei der Bundeswehr?

Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat seinen ersten Haushaltsentwurf vorgestellt, fast schon passend zur Pannenmeldung um die „Eurofighter“-Jets. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) verfügt mit knapp 38,5 Milliarden Euro über den zweitgrößten Topf. Zu wenig, klagt sie – und stimmte dem Haushaltsentwurf im Bundeskabinett nur unter Vorbehalt zu. Sie forderte in den kommenden Jahren mehr Geld für ihre Ressorts als von Scholz vorgesehen. Das Geld reiche nicht aus, um internationalen Verpflichtungen nachzukommen, hieß es in einer Erklärung. 

Aus dem Verteidigungsministerium verlautete, dass die Bundeswehr bis 2021 rund 2,5 Milliarden Euro mehr bekommen solle. Das seien nur rund 20 Prozent des angemeldeten Mehrbedarfs. Damit könne das Ministerium „bei Weitem“ nicht die Projekte fortführen oder beginnen, um die Bundeswehr für die Aufgaben der Zukunft auszurüsten. Es wurde aus dem Ministerium zudem der Vorwurf zurückgewiesen, dass die Bundeswehr es nicht schaffe, ihr zur Verfügung stehende Mittel auszugeben. Von der Leyen sagte nach der Kabinettssitzung, bei den Eckpunkten bis zum Jahr 2022 sei es wichtig, „dass im Haushaltsaufstellungsverfahren für die äußere Sicherheit eine solide Finanzperspektive auch für die nächsten Jahre geschaffen wird“. Es gehe um entscheidende Themen wie die Bekämpfung des Terrors, die Beseitigung von Fluchtursachen, die Stabilisierung der europäischen Nachbarschaft und die Friedensmissionen der Bundeswehr.

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