Besonders zwei Fragen quälen die USA, seit Donald Trump vor einer knappen Woche zum neuen amerikanischen Präsidenten gewählt wurde: Haben die Russen, das FBI und der weiße Mann den irrlichternden Immobilienmogul ins Weiße Haus gehievt? Und ist Trump vielleicht gar nicht so schlimm wie vermutet?

Auch wenn es nicht den schlagenden Beweis gibt, spricht in der Tat viel dafür, dass der Kreml sich in den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf eingemischt hat, um Hillary Clinton zu schaden. Jene E-Mails ihres Wahlkampfmanagers John Podesta wurden geknackt und über WikiLeaks veröffentlicht, die irgendeinen Bezug zu Clintons E-Mail-Affäre hatten und zeigen sollten, dass selbst ihre eigenen Mitarbeiter Zweifel an der Urteilsfähigkeit der demokratischen Kandidatin hatten.

Die Hacker gingen dabei genauso oder zumindest zum Verwechseln ähnlich vor wie jene, die bereits in die Computer der Demokratischen Partei oder des Deutschen Bundestages eingebrochen waren. Die New York Times hatte bereits am 20. Oktober über eine umfangreiche Untersuchung der Cyberangriffe durch eine renommierte private Sicherheitsfirma mit dem Namen DellSecureWorks aus Atlanta berichtet. Das Ergebnis: Viele Spuren führen nach Russland.

Mittlerweile machen selbst russische Diplomaten keinen Hehl daraus, dass ihnen Donald Trump besonders am Herzen liegt und sie einen besonders engen Draht zu seinem Wahlkampfteam hatten. Angeblich will Trump noch vor seiner Vereidigung als 45. Präsident der Vereinigten Staaten den russischen Präsidenten Wladimir Putin treffen.

Wie wahlentscheidend war Comey?

Auf jeden Fall sind das bereits genügend Anhaltspunkte dafür, dem Vorwurf russischer Einflussnahme nachzugehen. Diesen schweren Verdacht darf man nicht auf sich beruhen lassen.

Weiter auf den Grund gehen sollte man auch der Beschuldigung, FBI-Direktor Comey habe mit seinem Brief an den Kongress zehn Tage vor der Wahl Clintons Siegesaussichten nachhaltig geschadet. Comey schrieb damals, es seien bei der Beschlagnahme eines Laptops in einem anderen Verfahren Tausende von E-Mails aufgetaucht, die Clinton als Außenministerin über ihre private Mailadresse und einen privaten Server geschrieben oder weitergeleitet habe. Man werde prüfen, ob sich darunter auch E-Mails mit einem vertraulichen Inhalt befunden hätten.

Obwohl niemand zu diesem Zeitpunkt wusste, um wie viele und um welche Mails es sich handelte – und ob sie irgendeine Nachricht enthielten, die unter Verschluss hätte gehalten werden müssen, bestärkte dieser Brief des FBI-Chefs sofort bei einigen den Verdacht: Aha, Hillary Clinton hat Geheimnisverrat begangen. Wie auch dieser Vorwurf zu klären ist, möchte man ebenso genauer erfahren, wie es geschehen konnte, dass der FBI-Chef so kurz vor der entscheidenden Wahl – und gegen den Rat des Justizministeriums – mit diesem äußerst vagen Befund an die Öffentlichkeit ging.

Ob Comeys Brief wirklich allein den Meinungsumschwung und die Niederlage einläutete, wie Clinton und ihr Wahlkampfteam jetzt behaupten, ist allerdings fraglich. Man wird es nie genau herausfinden. Es ist aber ein Armutszeugnis, dass Clinton die Schuld für ihr Desaster nur den anderen gibt und unfähig ist, eigene schwere Fehler und Unzulänglichkeiten einzugestehen.

Sie hat zwar die meisten Wählerstimmen erhalten, am Ende, wenn alles ausgezählt ist, vielleicht sogar eineinhalb bis zwei Millionen Stimmen mehr als ihr Gegner. Doch über den Sieg entscheidet allein, wer mehr als 270 Wahlmänner gewonnen hat. Das ist in der Verfassung festgeschrieben. Der Sieger heißt darum Donald Trump.

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