Zwei Mitarbeiter von Donald Trump und Vizepräsident Mike Pence sind mit dem Coronavirus infiziert. Ein Grund zur Sorge? Nicht für den Präsidenten, der mit eigenwilligen Aussagen reagierte.
Die Einschläge kommen näher für Donald Trump. So sehr der Präsident die Gefahr durch das Coronavirus auch herunterspielt – sie ist nun auch im Weißen Haus angekommen. Am Donnerstag teilte das Weiße Haus mit, ein Mitarbeiter Trumps sei infiziert. Am Freitagabend bestätigte die Sprecherin von Vizepräsident Mike Pence, Katie Miller, sie sei ebenfalls infiziert. Miller steht nicht nur in engem persönlichen Kontakt mit Pence, sie ist auch noch mit Trumps Berater und Redenschreiber Stephen Miller verheiratet. Zudem berichtet die „New York Times“ von elf bestätigten Fällen im Secret Service, der unter anderem für den Schutz des Präsidenten zuständig ist, wobei unklar ist, wo die Betroffenen genau eingesetzt wurden.
All das ist für Donald Trump aber offenbar kein Grund zur Sorge. Der Präsident geht weiter demonstrativ locker mit der Virusgefahr um – und schert sich persönlich auch nicht um die von seiner eigenen Regierung empfohlenen Hygienemaßnahmen. So trug Trump auch am Freitag bei Treffen mit republikanischen Politikern sowie Veteranen des Zweiten Weltkriegs keine Gesichtsmaske, wie die „Washington Post“ berichtet. „Ich mache mir keine Sorgen. Ich tue, was ich tue“, sagte Trump laut der Zeitung bei dem Treffen mit republikanischen Kongressabgeordneten im Weißen Haus.PAID Corona Florida Trump 08.45
Trump kritisiert „das ganze Konzept von Tests“
Für Irritationen sorgten zudem Trumps Kommentare zum positiven Test von Pence-Sprecherin Miller. Der positive Test sei „aus dem Nichts“ gekommen, nachdem sie zuvor über eine lange Zeit negativ getestet worden sei, sagte Trump. Darum sei „das ganze Konzept von Tests nicht unbedingt gut“. Tests seien zwar schön und gut, aber zwischen den Tests könne ja immer etwas passieren. Die gesamte Aussage war, wie so häufig bei Trumps Halbsätzen, etwas unklar formuliert, schlug aber hohe Wellen. Schließlich ließ sie sich so interpretieren, als ob der Präsident von der ganzen Testerei nicht viel halte.
Experten kritisieren dagegen schon seit Ausbruch der Pandemie in den USA, dass zu wenig getestet werde. Der Punkt wird der Trump-Regierung als zentrales Versagen in der Krisenbewältigung angelastet. In den USA gibt es laut Zahlen der Johns-Hopkins-Universität aktuell rund 1,3 Millionen Infizierte und mehr als 77.000 Todesfälle. CNN-Gesundheitsexperte Sanjay Gupta kommentierte Trumps Aussage, es sei völlig normal, dass man bei regelmäßigen Tests zunächst negativ und später positiv getestet werden könne. Zudem könnten die Tests auch falsche Ergebnisse liefern, weshalb man aber nicht weniger, sondern mehr testen solle.
Dass das Virus im inneren Zirkel des Weißen Hauses angekommen ist, sorge für Schock-Wellen im Stab des Weißen Hauses, schreibt die „Washington Post“. Die Sicherheitsmaßnahmen um den Präsidenten würden überprüft. Zudem sei in der Belegschaft nach Bekanntwerden der beiden Fälle am Donnerstag und Freitag massiv getestet worden. Anonyme Quellen hätten der Zeitung allerdings von Mitarbeiterbeschwerden über einen allzu laxen Umgang mit Schutzmaßnahmen im Weißen Haus berichtet.
Ein Grundproblem dabei bleibt, dass Trump, Pence und die meisten ihrer engen Mitarbeiter weiter demonstrativ keine Masken tragen und „Social Distancing“-Maßnahmen durch engen Kontakt bei Fototerminen oder Besprechungen untergraben. Trump hat sich auf die Fahnen geschrieben, Lockdown-Maßnahmen möglichst schnell wieder aufheben zu wollen, um die Wirtschaft zu stützen und seinen Anhängern zu zeigen: Seht her, es ist alles in Ordnung. Eine Ausbreitung des Virus in seinem innersten Kreis kann er da eigentlich gar nicht gebrauchen. Denn, wie die „New York Times“ treffend feststellt: Wenn es so schwer ist, das Virus aus dem Weißen Haus herauszuhalten, wie können dann Unternehmen im ganzen Land ihren Mitarbeitern Sicherheit bieten?
Quellen: „Washington Post“, CNN, „New York Times“, „Politico“
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