Die Spannung im Rennen um das Weiße Haus steigt: Nach wichtigen Siegen in Michigan und Wisconsin führt Joe Biden. In sechs Staaten stehen die Ergebnisse jedoch noch aus. Die aktuellen Ergebnisse.
Demokrat Joe Biden geht als Favorit auf die Zielgerade, während in den USA die letzten Stimmen bei der Präsidentenwahl ausgezählt werden. Nach dem Gewinn wichtiger Bundesstaaten scheint der Herausforderer nur noch wenige Schritte vom Weißen Haus entfernt. Amtsinhaber Donald Trump reklamierte allerdings den Sieg für sich und schickte in mehreren Bundesstaaten seine Anwälte mit Klagen los. Mehr dazu lesen Sie hier.
Je nach Rechnung fehlen Biden 6 oder 17 Stimmen
Biden fehlen noch 17 Stimmen, Trump 57. Nach Berechnungen der Nachrichtenagentur AP und des TV-Senders Fox News, die seinen Sieg im Bundesstaat Arizona als sicher ansehen, kommt Biden inzwischen sogar auf 264 der für einen Sieg bei der Präsidentenwahl nötigen 270 Stimmen von Wahlleuten. Demnach bräuchte der ehemalige Vize von Präsident Barack Obama nur noch einen Bundesstaat für sich zu entscheiden, um zu gewinnen. Allerdings holt laut Edison Research Trump derzeit auf. Nach Auszählung von 86 Prozent der Stimmen kommt der amtierende Präsident jetzt auf 48,1 Prozent und Biden auf 50,5 Prozent. Zuvor waren es noch 47,9 zu 50,7 Prozent.
Als offen gilt das Rennen zudem noch in Pennsylvania, North Carolina, Georgia, Nevada und Alaska. In Nevada, das sechs Stimmen von Wahlleuten bringt konnte Biden seinen Vorsprung auf Trump ausbauen. Mittlerweile liegt er einen Prozentpunkt, oder etwa 11.500 Stimmen, vor Trump. Zuvor betrug der Unterschied nur etwa 8.000 Stimmen.
In North Carolina führt nach Auszählung von 95 Prozent der Stimmen Trump mit 1,4 Prozentpunkten Vorsprung. In Alaska sind erst knapp die Hälfte aller Stimmen ausgezählt, allerdings wird der Staat mit großer Wahrscheinlichkeit an Trump gehen.
Trumps Vorsprünge in Georgia und Pennsylvania schrumpfen
In Georgia hingegen hat Biden Trump fast eingeholt. Die Differenz bei den ausgezählten Wählerstimmen zwischen den beiden Kandidaten liegt nur noch bei rund 13.540 Stimmen, oder 0,3 Prozentpunkte, wie „CNN“ berichtet. In dem Bundesstaat geht es um 16 Wahlleute.
Auch in Pennsylvania schrumpft der Vorsprung Trumps. Nachdem dort zunächst die am Wahltag abgegebenen Stimmen ausgezählt wurden, die mehrheitlich Trump zugute kamen, folgen jetzt die Briefwahlstimmen. Anhänger der Demokraten neigten inmitten der Corona-Pandemie eher dazu, ihre Stimmzettel per Post zu verschicken als die Republikaner. Aktuell liegt Biden daher schon bei 48,5 Prozent, ihm fehlen noch gut 114.000 Stimmen auf Trump mit 50,2 Prozent. Da es bei der US-Post Verzögerungen gab, sollen in Pennsylvania zudem noch Briefwahlunterlagen gültig sein, die bis zum Nachmittag am Freitag ankommen.
- Tagesanbruch: Die wichtigsten Herausforderungen des neuen Präsidenten
Absehbar ist daher, dass es noch dauern kann, bis es Klarheit über den Wahlausgang gibt.
Das sind die aktuellen Ergebnisse der US-Präsidentschaftswahl:
Biden: Das Ergebnis ist klar
Biden selbst sah sich am Mittwoch vor Trump. „Jetzt, nach einer langen Nacht des Zählens ist es klar, dass wir genug Staaten gewinnen, um 270 Wahlstimmen zu erreichen, die erforderlich sind, um die Präsidentschaft zu gewinnen“, sagte er in Wilmington (Delaware).
Übereinstimmenden Medienberichten zufolge gewann Biden die umkämpften Bundesstaaten Michigan und Wisconsin gegen Trump. Der Republikaner hatte sich in der Wahlnacht zum Mittwoch selbst vorzeitig zum Sieger erklärt und angekündigt, seinen Anspruch vor das Oberste Gericht der Vereinigten Staaten zu bringen.
Trump macht weiter Stimmung gegen Briefwahl
Seit der Wahl setzte Trump mehrere Tweets ab, in denen er über die Stimmauszählung schimpfte. Sein am Dienstagabend noch bestehender Vorsprung sei in einem Bundesstaat nach dem anderen „auf magische Weise verschwunden“, schrieb er etwa. Einen Faktencheck zu seinen Aussagen lesen Sie hier.
Last night I was leading, often solidly, in many key States, in almost all instances Democrat run & controlled. Then, one by one, they started to magically disappear as surprise ballot dumps were counted. VERY STRANGE, and the “pollsters” got it completely & historically wrong!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) November 4, 2020
Trump schnitt bei der Wahl insgesamt deutlich besser ab als nach Umfragen erwartet. Der drei Jahre ältere Biden verfehlte hingegen den von den Demokraten erhofften klaren Sieg. Vor der Wahl hatte das Statistikportal „FiveThirtyEight“ nur eine Wahrscheinlichkeit von rund zehn Prozent für einen Sieg Trumps errechnet..
Wer liegt in welchen US-Bundesstaaten vorne?
In diesen US-Bundesstaaten liegt Trump vorne (in Klammern die Anzahl der Wahlleute pro Bundesstaat): Texas (38), Florida (29), Indiana (11), Iowa (6), South Carolina (9), Oklahoma (7), Alabama (9), Missouri (10), Arkansas (6), Ohio (18), West Virginia (5), Tennessee (11), Mississippi (6), Kentucky (8), Louisiana (8) Wyoming (3), North Dakota (3), South Dakota (3), Nebraska (4), Kansas (6), Utah (6), Idaho (4) und Montana (3).
In diesen US-Bundesstaaten liegt Biden vorne: New Mexiko (5), Hawaii (4), New York (29), Kalifornien (55), Arizona (11), Washington (12), Minnesota (10), Maine (4), Oregon (7), Vermont (3), Delaware (3), Maryland (10), Virginia (13), Massachusetts (11), Connecticut (7), New Jersey (14), Illinois (20), Rhode Island (4), Missouri (10), New Hampshire (4), Nebraska (1), Colorado (9), Maine (3), Wisconsin (10), Michigan (16) und in der Bundeshauptstadt Washington D.C.(3).
Der Präsident wird in den USA nicht direkt vom Volk gewählt, sondern durch 538 Wahlmänner und -frauen. Davon stellt jeder Bundesstaat nach Bevölkerungsgröße eine bestimmte Anzahl. Der Kandidat mit den meisten Wählerstimmen im Bundesstaat verbucht grundsätzlich sämtliche Wahlleute des Staates für sich. Ausnahme: In Maine und Nebraska werden die Stimmen der Wahlleute nach Mehrheiten in den Wahlbezirken aufgeteilt. Der Gesamtsieger des Staates erhält zwei weitere Stimmen. In Maine gewann Trump so einen zusätzlichen Wahlmann, Biden wiederum einen in Nebraska.
Demokraten oder Republikaner – wer erringt die Mehrheit im Kongress?
Am 3. November wurde aber nicht nur der US-Präsident gewählt, sondern auch das gesamte Repräsentantenhaus und Teile des Senats. Im Repräsentantenhaus konnten die Demokraten ihre Mehrheit verteidigen. Sie hielten bisher 232 der 435 Sitze in der Kongress-Kammer, die bei der Wahl komplett zur Abstimmung stand.
Das sind die aktuellen Hochrechnungen zum Rennen um das Repräsentantenhaus:
Die 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses vertreten jeweils einen Wahlbezirk und werden alle zwei Jahre direkt gewählt. Die dargestellte Umfrage gibt die Tendenzen in den Wahlbezirken wieder.
Spannender Kampf um den Senat – wer liegt vorne?
Die Hoffnungen der Demokraten, auch die Kontrolle im Senat zu erringen, bekamen aber einen schweren Dämpfer. Mehrere republikanische Senatoren, die als Wackelkandidaten galten, konnten ihre Sitze verteidigen. Das Ergebnis ist aber noch offen.
Alle zwei Jahre wird etwa ein Drittel des Senats neu gewählt. Dieses Drittel ist in der Grafik hervorgehoben.
Hier sind die aktuellen Hochrechnungen:
Der Senat besteht aus 100 Senatoren. Jeder Bundesstaat ist mit zwei Sitzen vertreten. In den Bundesstaaten, die ein Mandat zu vergeben haben, wird darüber per Mehrheitswahl entschieden. Die dargestellten Umfragewerte geben die Tendenzen in den Bundesstaaten wieder.
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters, AFP
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