Die Auszählung der Stimmen der Präsidentenwahl in den USA war noch im vollen Gange, da lieferte Sarah Palin schon ihre ganz eigene Analyse: „Großbritannien, Amerika, seht ihr, wie wir uns jetzt zusammenschließen? Wir werden abtrünnig, und die Menschen holen sich die Kontrolle über die Regierung zurück!“, schrieb die ehemalige Gouverneurin von Alaska, Symbolfigur der Tea-Party-Bewegung und unter Umständen bald Ministerin in Donald Trumps Regierung.

Ob sie einen Zusammenhang mit dem Brexit sehe, fragte ein Reporter dann. „Ja, das ist die gleiche Bewegung“, antwortete sie. Nach der Abstimmung habe sie gesagt: „Wir werden auch so etwas haben. Das wird nach Amerika ausstrahlen.“ Nur wenige Tage vor der Wahl sagte Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in Raleigh, North Carolina: „Am 8. November werden wir an den Wahlurnen etwas machen, das so besonders sein wird. Es wird ein erstaunlicher Tag werden. Er wird ‚Brexit plus plus plus‘ genannt werden.“

Und tatsächlich gibt es Parallelen zwischen beiden Abstimmung im Großen wie im Kleinen. Bereits im August war Nigel Farage, langjähriger Chef der rechtspopulistischen Ukip, bei einer Wahlkampfveranstaltung Trumps aufgetreten. Farage sagte den Trump-Unterstützern: „Ihr könnt die Meinungsforscher und Kommentatoren eines Besseren belehren, und ihr könnt Washington besiegen.“ Trump fügte damals hinzu: Die Menschen in Großbritannien hätten „dafür gestimmt, ihre Unabhängigkeit von ihrer internationalen Regierung zu erklären. Und das ist es, was wir auch machen wollen, folks.“

Zumindest Farage ist nun offenbar davon überzeugt, dass er den entscheidenden Ausschlag für Trumps Wahlerfolg gegeben hat. In einem Interview sagte Farage diese Woche, er sei der „Impulsgeber“ gewesen. Farage nahm in dem Gespräch mit einem spanischen Radiosender kein Blatt vor den Mund. Er bezeichnete Obama als „Kreatur“ und als „abscheuliches Individuum“, weil sich dieser für einen Verbleib Großbritanniens in der EU eingesetzt hatte.

Nun scheint Farage offenbar darauf zu hoffen, dass Trump ihm einen Regierungsposten überlässt. Britische Medien berichten, Farage hoffe, Trump noch an diesem Wochenende in New York zu treffen. Er könne ihn ja zum Beispiel zu seinem EU-Botschafter ernennen, schlug Farage vor. Auf die Frage eines Journalisten, ob ihm der Posten gefallen würde, antwortete Frage: „Okay, ja!“ Dann brach er in schallendes Gelächter aus.

Dass die Entwicklungen in Großbritannien auf Trumps Wahl zum Präsidenten einen Einfluss gehabt haben könnten, ist nicht abwegig. Seit Jahrzehnten zeigen sich politische Entwicklungen auf beiden Seiten des Atlantiks gleichzeitig. Nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte sowohl in Großbritannien als auch in den USA der keynesianische Nachkriegskonsens: In beiden Staaten regulierte die Regierung die Wirtschaft stark, die Steuern waren hoch, Gewerkschaften hatten großen Einfluss. Anfang der 1980er Jahre wurde dieser Konsens in den USA und in Großbritannien beinahe gleichzeitig aufgekündigt: Großbritanniens Premierministerin Margaret Thatcher und US-Präsident Ronald Reagan läuteten das Zeitalter des Neoliberalismus ein, das von Deregulierung, Steuersenkungen, massiven Privatisierungen und Einschnitten bei staatlichen Leistungen begleitet war.

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