„Dies ist mein Geständnis – und Erklärung: Ich bin 51 Jahre alt, eine Muslima, eine ‚farbige‘ Migrantin und ich bin eine von den schweigsamen Trump-Wählern.“ So beginnt Asra Q. Nomani ihr Bekenntnis. In einem Gastbeitrag in der „Washington Post“ erklärt die ehemalige „Wall Street Journal“-Reporterin und muslimische Frauenaktivistin, warum sie allen Erwartungen zum Trotz bei der US-Wahl für den umstrittenen Republikaner gestimmt hat. Und auch, warum sie ihre Entscheidung so lange für sich behalten hat.

Lebenslang war Nomani eigenen Ausführungen zufolge liberal. Doch im letzten Jahr habe sie eine Wandlung durchlebt. „Was Abtreibung, gleichgeschlechtliche Ehen und Klimawandel angeht, unterstütze ich die Positionen der demokratischen Partei“, schreibt sie. „Aber ich bin eine alleinerziehende Mutter, die sich eine Krankenversicherung unter Obamacare nicht leisten kann. Das Hypotheken-Reformprogramm des Präsidenten hat mir nicht geholfen. Am Dienstag fuhr ich durch Virginia, wo man das ländliche Amerika und die gewöhnlichen Amerikaner sehen kann – Menschen wie ich, die nach acht Jahren Obama immer noch ums Überleben kämpfen“, so Nomani, die mit vier Jahren aus Indien in die USA eingewandert ist. 

Abgeschreckt von Clintons Verbindungen zu Diktatoren

Aber es sind nicht nur die Nöte der einfachen Bevölkerung, die sie auf die Seite Trumps gebracht haben. Es ist vor allem die außenpolitische Ausrichtung der Demokraten. Obamas Eiertanz rund um den Islamischen Staat habe sie als liberale Muslima vor den Kopf gestoßen. „Natürlich war Trumps Rhetorik mehr als nur indelikat und man muss nicht seinen Ausführungen folgen, aber ich glaube, er wurde von den Regierungen von Katar und Saudi-Arabien, ihren Medien, wie Al Jazeera, und ihren Stellvertretern im Westen zu sehr dämonisiert.“ 

Wozu? Um von der Gefahr durch den extremistischen Islam abzulenken, meint Nomani. Eine von Wikileaks enthüllte Email des Clinton-Beraters John Podesta habe schließlich das Fass zum Überlaugen gebracht: „Wir müssen die Diplomatie und traditionelle Geheimdienste dazu nutzen, um Druck auf die Regierungen von Katar und Saudi-Arabien auszuüben, die den IS heimlich finanziell und logistisch unterstützen“ habe es darin geheißen. 

Die Enthüllungen um Millionen-Spenden an die Clinton-Stiftung aus diesen Ländern, hätten die demokratische Kandidatin die letzten Sympathien Nomanis gekostet. „Ja, ich will gleiche Bezahlung. Ich lehne Trumps ‚Umkleidegespräche‘, eine Mauer zwischen den USA und Mexiko und den Plan, alle Muslime zu verbannen, ab. Aber ich glaube an die Vereinigten Staaten und nicht an die politischen Übertreibungen, […] die Trump und seine Anhänger verteufeln“, erklärt sie.

Angst vor der Dampfwalze aus Zorn

Ein indischer Journalist habe sie via Email gefragt, ob sie keine Angst hätte, in Trumps Amerika zu leben. Nein, meint die 51-Jährige. Aber sie fürchte sich vor einem Clinton-Amerika, in dem theokratische muslimische Diktaturen Einfluss hätten. 

Doch sie hätte sich nicht getraut, diese Antwort ihrem Kollegen zu schicken. Sie habe sich vor seinem Zorn gefürchtet. Sie habe versucht ihre Gedanken auf Twitter zu äußern, doch dort würde jeder Diskurs mit einer Dampfwalze erstickt werden. Schließlich habe sie am Dienstag einfach abgestimmt.

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