Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Donald Trump nach dessen Wahlsieg zur Achtung demokratischer Grundwerte aufgerufen. „Wer dieses große Land regiert, mit seiner gewaltigen wirtschaftlichen Stärke, seinem militärischen Potenzial, seiner kulturellen Prägekraft, der trägt Verantwortung, die beinahe überall auf der Welt zu spüren ist“, sagte Merkel.

Die Amerikaner hätten entschieden, dass diese Verantwortung Trump tragen solle. Deutschland und Amerika seien durch Werte verbunden: Demokratie, Freiheit, den Respekt vor dem Recht und der Würde des Menschen – unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung. „Auf der Basis dieser Werte biete ich dem künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, eine enge Zusammenarbeit an.“

Die Vereinigten Staaten von Amerika seien eine „alte und ehrwürdige Demokratie“. Der Wahlkampf indes sei ein besonderer gewesen, „mit zum Teil schwer erträglicher Konfrontation“, sagte die Kanzlerin. Auch sie habe dem Wahlausgang mit besonderem Interesse entgegengesehen und werde das Ergebnis akzeptieren.

Die Partnerschaft mit den USA bleibe ein Grundstein der deutschen Außenpolitik, „damit wir die großen Herausforderungen unserer Zeit bewältigen können: das Streben nach wirtschaftlichem und sozialem Wohlergehen, das Bemühen um eine vorausschauende Klimapolitik, den Kampf gegen Terrorismus, Armut, Hunger und Krankheiten, den Einsatz für Frieden und Freiheit – in Deutschland, in Europa und in der Welt“, sagte Merkel.

Gauck spricht von „Bewährungsprobe“

Bundespräsident Joachim Gauck sagte zur Trumps Wahlsieg, die kommenden Jahre würden „für uns eine Bewährungsprobe“. Zugleich sagte er: „Wir respektieren den Willen des amerikanischen Volkes. Wir gratulieren dem neu gewählten Präsidenten.“

Am Rande einer Veranstaltung zum 9. November in Cottbus äußerte Gauck zudem seine Hoffnung, „dass der neu gewählte Präsident eintritt in eine Tradition des transatlantischen Miteinanders“. Ähnlich wie Merkel erinnerte er daran, dass dieses Miteinander nicht nur auf gemeinsamen Interessen beruhe, sondern auch auf universellen Werten. Es sei ziemlich offensichtlich, dass unter dem neu gewählten Präsidenten Trump auf Europa und auch auf Deutschland neue Herausforderungen zukämen. Er gehe davon aus, „dass Europa zur Bewahrung und zur Verteidigung seiner universellen Werte doch mehr Verantwortung übernehmen wird“. 

Zuvor hatte Außenminister Frank-Walter Steinmeier gesagt, er wolle nichts schönreden. Die transatlantischen Beziehungen könnten künftig schwierig werden. Es sei denkbar, dass Amerika künftig vieles allein entscheiden werde, sagte Steinmeier.

Tatsächlich hatte Trump die Bundeskanzlerin in den vergangenen Wochen immer wieder auf sehr direkte Weise kritisiert. Deutschland sei für ihn das Beispiel verfehlter Flüchtlingspolitik, das müsse als Warnung für die USA gesehen werden. Die Folgen der deutschen Flüchtlingspolitik seien eine „Katastrophe“ für das Land, sagte er Mitte Juni.

Nach den Anschlägen von Brüssel zog Trump die Verbindung von Einwanderung zu Terrorismus und attackierte auch damals Merkels Linie. „Diese Frau“ habe Millionen von Menschen ins Land gelassen, deren Integration „sehr, sehr schwierig und in manchen Fällen unmöglich“ sei, sagte Trump im März einem TV-Sender, ohne die Kanzlerin allerdings beim Namen zu nennen.

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