Politisches Erdbeben

Washington (dpa) – Dem Außenseiter Donald Trump gelingt die Sensation: Der umstrittene Republikaner hat überraschend und entgegen der allermeisten Umfragen die Präsidentschaftswahl in den USA gewonnen, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet.

Hillary Clinton räumte nach Angaben des Senders CNN in einem Telefonat mit Trump ihre Niederlage ein.

Als einer der ersten Staatschefs weltweit gratulierte Russlands Präsident Wladimir Putin dem Wahlsieger. Er hoffe, dass es ihnen gemeinsam gelingen werde, die russisch-amerikanischen Beziehungen aus der Krise zu holen, schrieb Putin in einem Telegramm.

Ein konstruktiver Dialog sei im Interesse beider Länder und der Weltgemeinschaft, schrieb Putin nach Angaben des Kremls. Die Beziehungen zwischen den USA und Russland sind derzeit äußerst gespannt. Putin hatte sich während des US-Wahlkampfs lobend über Trump geäußert. Dieser hat bessere Beziehungen zu Moskau angekündigt.

Der Milliardär wird am 20. Januar als der 45. Präsident
in das Weiße Haus einziehen. Er kann beim Regieren auf die Mehrheit seiner Republikaner im US-Kongress setzen und mögliche entscheidende Vorhaben umsetzen. Die Konservativen verteidigten ihre Mehrheiten im Senat und im Repräsentantenhaus.

Die Wahlnacht war über Stunden eine extreme
Zitterpartie. Der Unternehmer konnte die besonders umkämpften Staaten Florida, North Carolina, Ohio und Wisconsin für sich entscheiden.

Clinton gewann von den sogenannten Swing States (Wechselwählerstaaten) lediglich Nevada, Virginia und Colorado. Ihre Niederlage dürfte das Ende ihrer politischen Karriere bedeuten.

Vor allem in mehreren Bundesstaaten im sogenannten Rostgürtel der USA, einer einst florierenden und inzwischen vom wirtschaftlichen Abschwung geprägten Industrieregion, konnte die Demokratin nicht überzeugen.

Trump hatte mit populistischen Parolen Wahlkampf gemacht. Er wetterte immer wieder gegen Einwanderung, internationale Handelsabkommen und Globalisierung und machte diese für den Verlust von Arbeitsplätzen in den USA verantwortlich.
Seine Stimmungsmache verfing offensichtlich stärker, als es Meinungsforscher vorausgesehen hatten. Die Märkte reagierten auf Trumps Wahlsieg mit starken Kursschwankungen.

Der 70-Jährige Trump ist ein politischer Quereinsteiger, ein Amt hatte er nie inne. Seine Qualifikation begründete er in der Vergangenheit auch mit seinen Leistungen als Unternehmer. Die aber sind keineswegs so glorreich, wie er immer wieder behauptet. Innerhalb von 18 Jahren meldeten vier Firmen aus seinem Kasino-Imperium Insolvenz an. Trump ist zum dritten Mal verheiratet und hat fünf Kinder.

Beide Kandidaten hatten sich in den vergangenen Wochen erbitterte Auseinandersetzungen geliefert. Der Wahlkampf gilt als einer der härtesten und schmutzigsten der amerikanischen Geschichte. Er war geprägt von persönlichen Beleidigungen und Schmähungen. Ein Ringen um politisch attraktivere Positionen gab es nicht. Fakten und Inhalte spielten kaum eine Rolle.

Noch nie in der Geschichte der US-Wahlen waren zwei Kandidaten
gleichermaßen so unbeliebt: Trump wegen seiner Art und seiner Ausfälle, Clinton wegen ihrer Skandale und ihrer Nähe zum bestehenden System.

Wahlberechtigt waren etwa 219 Millionen Menschen. Voraussetzung war, dass sich ein Wähler registrieren ließ und nicht von der Wahl ausgeschlossen wurde – beispielsweise wegen einer kriminellen Vergangenheit. Die Wahlmänner wählen im Dezember stellvertretend für das amerikanische Volk den Präsidenten.

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