Der designierte US-Präsident Donald Trump will keine weiteren Ermittlungen gegen die bei der Wahl unterlegene demokratische Kandidatin Hillary Clinton vorantreiben. Das bestätigte er der New York Times in einem Interview. Trump sagte, er wolle die Clintons nicht verletzen. „Sie hat viel durchgemacht und auf sehr unterschiedliche Weise stark gelitten“, sagte Trump.
Zuvor hatte sich seine Chefberaterin Kellyanne Conway ähnlich geäußert: Trump wolle weder Clintons Nutzung eines privaten Servers für ihre E-Mails in ihrer Zeit als Außenministerin noch hinterfragte Praktiken der Clinton-Stiftung weiter untersuchen lassen. In einem Interview mit dem Magazin Morning Joe von MSNBC sagte Conway, Clinton müsse sich zwar immer noch dem Fakt stellen, dass die Mehrheit der US-Amerikaner sie nicht für ehrlich oder vertrauensvoll hielten. Doch wenn Trump ihr helfen könne, zu heilen, „dann wäre das eine gute Sache“.
In seiner Ansprache zum Wahlsieg habe Trump gesagt, er wolle ein Präsident für alle Amerikaner sein, sagte Conway. Mit seiner Aussage sende er eine starke Botschaft. Er denke derzeit an eine Menge Dinge, aber die Kampagne sei keine von ihnen.
Vor einigen Tagen hatte Trump in der CBS-Sendung 60 Minutes gesagt, er wolle darüber nachdenken, ob die Affäre um Clintons Gebrauch eines privaten E-Mail-Servers während ihrer Zeit als US-Außenministerin nicht näher unter die Lupe genommen werden sollte.
Bei der zweiten Präsidentschaftsdebatte im Oktober hatte er versprochen, Ermittlungen gegen Clinton einzuleiten, wenn er zum Präsidenten gewählt würde und sie ins Gefängnis zu bringen. In den letzten Monaten des Präsidentschaftswahlkampfs wurde „Sperrt sie ein“ zum Schlachtruf auf Veranstaltungen des republikanischen Kandidaten.
Die E-Mail-Affäre hatte Clinton im Wahlkampf schwer geschadet. Diese gilt als einer der Gründe für ihre Niederlage gegen Trump. Die Demokratin hatte in ihren vier Jahren als Außenministerin unter Verstoß gegen die geltenden Regeln private und damit nicht sonderlich geschützte Server für ihre dienstliche Kommunikation genutzt. Ein formelles Ermittlungsverfahrens gegen Clinton wurde nicht aufgenommen. Der FBI-Direktor James Comey hatte ihr deshalb im Juli eine scharfe Rüge erteilt, sah aber keinen Hinweis auf strafbares Verhalten. Justizministerin Loretta Lynch verzichtete daraufhin auf die Aufnahme eines formellen Ermittlungsverfahrens gegen Clinton.
Kurz vor der Wahl hatte Comey dem Wahlkampf eine neue Wendung gegeben, indem er mitteilte, es gebe in der E-Mail-Affäre möglicherweise neue Beweise. Clintons Umfragewerte sanken in der Folge rapide. Kurz vor dem Wahltag entlastete das FBI Clinton. Für Republikaner Trump war das nicht genug. Er sagte, Clinton werde von einem „manipulierten System“ geschützt. Es werde lange Zeit gegen sie ermittelt werden, „wegen ihrer vielen Verbrechen gegen unsere Nation, unser Volk und unsere Demokratie“. Nach der Wahl hatte Clinton dem FBI-Chef eine Mitschuld an ihrer Niederlage gegeben.
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