Nach Abschuss einer Rakete

New York/Seoul/Berlin (dpa) – Die Aufforderung der USA, den deutschen Botschafter aus Nordkorea abzuziehen, stößt in Deutschland auf Kritik. Deutschland sollte dieser Aufforderung nicht folgen, erklärte der Unions-Außenpolitiker Jürgen Hardt.

«Für das Nordkorea-Problem kann es letztlich nur eine diplomatische Lösung geben.» Dabei könne man sich nicht alleine auf die chinesische oder russische Botschaft verlassen, erklärte der CDU-Bundestagsabgeordnete. «Es ist gut, dass Europa und damit der


Westen mit der deutschen Botschaft einen Anker in Pjöngjang hat.»

Nach dem Test einer neuen Interkontinentalrakete durch Nordkorea hatten die USA das Auswärtige Amt in Berlin aufgefordert, seinen Botschafter aus Nordkorea abzuziehen. Länder mit diplomatischen Beziehungen zu Nordkorea wie Deutschland sollten diese abbrechen, um den Druck auf Pjöngjang im Atomstreit mit dem kommunistischen Land zu erhöhen, sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Heather Nauert, am Mittwoch.

Nauert antwortete auf die Frage eines Reporters, ob Deutschland seine diplomatischen Beziehungen beenden sollte. «Ruft Euren Botschafter zurück», sagte sie mit Blick auf Deutschland und andere Länder.

Die Bundesrepublik gehört anders als die USA zu den Ländern, die ihre diplomatischen Beziehungen zu Nordkorea trotz dessen Atomprogramms aufrechterhalten haben. Deutschland wird gegenwärtig von dem Diplomaten Thomas Schäfer in Nordkorea repräsentiert.

Die USA nahmen auch andere Länder in die Pflicht. In einer Sitzung des Sicherheitsrats in New York am Mittwoch (Ortszeit) forderten sie insbesondere China auf, seine Öllieferungen an das benachbarte Nordkorea zu stoppen.

«China muss mehr tun», sagte UN-Botschafterin Nikki Haley. Chinas Präsident Xi Jinping habe die Chance, «das Richtige zum Vorteil aller Länder zu tun». Andernfalls könnten die USA die «Öl-Situation selbst in die Hand nehmen». Konkrete Schritte als Reaktion auf den Test, mit dem Nordkorea erneut gegen UN-Resolutionen verstoßen hat, beschloss der Sicherheitsrat nicht.

China regagierte zurückhaltend auf die Forderung der USA. Peking sei stets dafür eingetreten, die vom UN-Sicherheitsrat beschlossenen Sanktionen umzusetzen, sagte Außenamtsprecher Geng Shuang am Donnerstag in Peking. Eine Lösung des Konflikts müsse mit «Verhandlung und Dialog» erreicht werden. Ein militärisches Eingreifen sei keine Option. Im Einklang mit bisherigen UN-Sanktionen hatte China seine Öllieferungen an Nordkorea im Oktober beschränkt, aber nicht komplett eingestellt. 

Auch Russland sprach sich gegen einen Stopp der Öllieferungen aus. «Wir stehen dem ablehnend gegenüber», sagte Außenminister Sergej Lawrow am Donnerstag in Minsk. Moskau habe schon mehrmals betont, dass der Druck durch Sanktionen keine Wirkung zeige. Die Haltung der USA könne Pjöngjang sogar zu dem jüngsten Raketenstart provoziert haben. «Es scheint, als ob alles mit der Absicht gemacht wurde, damit (der nordkoreanische Machthaber) Kim Jong Un ausrastet und eine weitere verzweifelte Tat unternimmt», sagte Lawrow der Agentur Tass zufolge.

Es war Nordkoreas 19. Raketentest in diesem Jahr; im September hatte das Land zudem zum sechsten Mal einen Atomtest unternommen. «Dieser Start ist absolut inakzeptabel», sagte Japans UN-Botschafter Koro Bessho im Sicherheitsrat. «Wir haben Glück, dass niemand verletzt wurde.» Die Rakete stürzte ins Japanische Meer (koreanisch: Ostmeer). Die Hwasong-15 war den Angaben Nordkoreas 4475 Kilometer in die Höhe und 950 Kilometer weit in Richtung Osten geflogen. 

Das südkoreanische Militär hält für denkbar, dass das tatsächlich ein neuer Raketentyp gewesen sein könnte. Das sagte ein Sprecher des Generalstabs laut der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap. Demnach gibt es Unterschiede zum Vorgängertyp Hwasong-14, den Nordkorea im Juli getestet hatte. Experten zweifelten bisher, ob Nordkorea in der Lage ist, einen so kleinen Atomsprengkopf zu fertigen, dass er auf eine Rakete passt.

Japans Alarmsirenen nach jüngsten Raketentests durch Nordkorea sind laut einer Umfrage eines japanischen Hörgeräteherstellers das «Geräusch des Jahres». In der Umfrage der Tokioter Firma Rion unter 1000 Personen zu den «eindrucksvollen Geräuschen» des Jahres sei der Sirenenton des Alarmsystems J-Alert mit 48,6 Prozent auf Platz 1 gekommen, wie die japanische Tageszeitung «Yomiuri Shimbun» am Donnerstag meldete. Nordkorea hatte im August und September jeweils eine Rakete über Japan hinweg getestet. Zwar schoss Japans Regierung die Raketen nicht ab, informierte die Bevölkerung aber mit Hilfe des J-Alert-Warnsystems.

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