Donald Trump hält wenig von Diplomatie und politischer Tradition: Nach seiner angeblichen Lobeshymne auf den pakistanischen Präsidenten und das pakistanische Volk hat er jetzt als erster (angehender) US-Präsident seit 1979 mit dem Staatsoberhaupt Taiwans telefoniert – und damit den Zorn Chinas riskiert, das Taiwans Unabhängigkeitsbestrebungen nicht akzeptiert. Zudem lud er den philippinischen Staatschef Duterte ins Weiße Haus ein, dessen erklärtes Ziel es ist drei Millionen Drogenabhängige und Dealer zu töten – nach dem Vorbild des Holocaust.
In seinem Telefonat mit Tsai Ing-Wen betonte Trump nach Angaben seines Teams „die engen Beziehungen zwischen den USA und Taiwan im Bereich von Wirtschaft, Politik und Sicherheit“. Ing-wen, die seit Mai im Amt ist, und Trump sollen sich gegenseitig zum Wahlsieg gratuliert haben.
Das Weiße Haus distanzierte sich umgehend vom Vorgehen des designierten Präsidenten. „Es gibt keine Änderung an unserer seit langem geltenden Politik“, sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates, Emily Horne. „Wir sind streng unserer Ein-China-Politik verpflichtet.“
Aus Rücksicht auf die US-chinesischen Beziehungen hatten die USA ihre diplomatischen Beziehungen zu Taiwan vor 37 Jahren abgebrochen und die Volksrepublik als einzige Regierung anerkannt. Inoffiziell unterhielt die US-Regierung aber weiter freundschaftliche Kontakte zu Taiwan. Zudem hatte sie Taiwan militärische Unterstützung zugesichert, falls es sich verteidigen müsste. Der Status Taiwans war schon in den vergangenen Jahren einer der empfindlichsten Punkte innerhalb der US-chinesischen Beziehungen.
Wegen des Drucks aus der Volksrepublik haben nur wenige Länder Taiwan als souveränen Staat anerkannt. Auch Deutschland unterhält keine diplomatischen Beziehungen zu Taiwan. Die Insel hatte sich zum Ende des Bürgerkriegs 1948 von China abgespalten, die Volksrepublik betrachtet sie jedoch weiter als abtrünnige Provinz. Mit der Wahl der chinakritischen Präsidentin haben sich die Spannungen zusätzlich verschärft.
Trump plant harte Linie gegenüber China
Bisher äußerte sich die Volksrepublik nicht zu dem Gespräch. Ein früherer Diplomat und Mitorganisator des Telefongespräches erklärte jedoch, die Regierung in Peking sei nicht beunruhigt, weil Donald Trump noch nicht im Amt sei; er zieht erst am 20. Januar ins Weiße Haus ein. Trumps Berater deuteten an, dass er gegenüber China eine härtere Linie vertreten will als sein Vorgänger Barack Obama. Unter anderem wolle er als Reaktion auf das Erstarken der Volksrepublik die US-Streitkräfte ausbauen. Zudem hatte er im Wahlkampf betont, US-Jobs aus China zurückzuholen.
Den philippinischen Staatschef Rodrigo Duterte lud Trump in einem Telefonat zu einem Besuch ins Weiße Haus im kommenden Jahr ein. Am Telefon hätten sich die beiden sieben Minuten lang „angenehm und lebhaft“ unterhalten, sagte ein Berater Dutertes am Freitag. Der autoritär regierende Duterte hatte die USA vor der Präsidentenwahl wiederholt kritisiert und mehrfach angekündigt, sein Land von dem einst engsten Verbündeten zu „trennen“. Den scheidenden US-Präsidenten Barack Obama beschimpfte er als „Hurensohn“, als dieser ihn für die Ermordung mehrerer Tausend Drogenabhängiger und Dealer kritisierte.
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