NEW YORK (dpa-AFX) – Die Investoren an der Wall Street haben sich am Tag der US-Präsidentschaftswahl vorsichtig optimistisch gezeigt. Nach einem verhaltenen Start stieg der Dow Jones Industrial am Dienstag bis auf 18 400 Punkte, was den höchsten Stand seit dem 22. September bedeutete.

Zum Schluss stand der New Yorker Leitindex noch 0,40 Prozent im Plus bei 18 332,43 Punkte und knüpfte damit an seine deutliche Vortagserholung an. Der marktbreite S&P 500 gewann am Dienstag letztlich 0,38 Prozent auf 2139,53 Zähler und der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um 0,65 Prozent auf 4804,92 Punkte vor.

ANLEGER BEVORZUGEN WAHLSIEG VON CLINTON

Die Erleichterungsrally halte an, kommentierte ein Anlageexperte mit Blick auf die in Umfragen leicht favorisierte demokratische Kandidatin Hillary Clinton. Unter ihr dürfte sich weniger am Status quo ändern als bei einem Wahlsieg des als unberechenbar geltenden Republikaners Donald Trump. Je geringer die Unsicherheiten seien, desto besser sei das für die Finanzmärkte.

Schon am Montag hatte die allgemeine Erleichterung über Clintons gestiegene Siegchancen dem Dow Jones einen zweiprozentigen Kurssprung beschert. Grund war eine Mitteilung der US-Bundespolizei FBI, die die demokratische Kandidatin in der E-Mail-Affäre entlastet hatte.

ANALYST SIEHT ‚RUHE VOR DEM STURM‘

Es gibt allerdings auch warnende Stimmen. „Wir sehen die Ruhe vor dem Sturm“, schrieb etwa Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda. Mit der gestrigen Erholung hätten die Börsen die vorangegangenen Verluste wieder wettgemacht. Allerdings zeigten viele Umfragen, dass ein Wahlsieg von Clinton deutlich knapper ausfallen könnte, als es die Märkte glauben machten – entsprechend verwundbar wären sie bei einem Überraschungssieg von Trump.

Neben der mit Spannung beobachteten Präsidentschaftswahl sollten die zeitgleichen Wahlen für die beiden Parlamentskammern im Auge behalten werden. Denn die dortigen Mehrheitsverhältnisse haben eine große Bedeutung für den Handlungsspielraum des neuen Präsidenten. Sowohl im Repräsentantenhaus, dessen Mitglieder komplett neu gewählt werden, als auch im Senat, wo ein Drittel der Sitze zur Wahl stehen, haben derzeit die Republikaner eine Mehrheit.

HERTZ-KURSSTURZ: QUARTAL UND AUSBLICK ENTTÄUSCHEN

Auch die Geschäftszahlen einiger Nachzügler der auslaufenden Berichtssaison blieben etwas im Hintergrund, obwohl sie mehrheitlich für deutliche Kursverluste sorgten. So büßten die Aktien von Hertz Global Holdings nach anfangs heftigeren Verlusten am Ende noch 22,50 Prozent ein, nachdem der Autovermieter eine enttäuschende Ergebnisentwicklung für das dritte Quartal vorgelegt und das Ziel für den Jahresgewinn gesenkt hatte.

Negative Nachrichten kamen auch aus der Pharmabranche. Valeant gab einen herben Quartalsverlust bekannt und senkte die Gewinnprognose stärker als erwartet, was die Aktien um knapp 22 Prozent abstürzen ließ. Nicht viel besser erging es den Titeln der Apothekenkette CVS – sie litten mit einem Minus von fast zwölf Prozent ebenfalls heftig unter einem ernüchternden Ertragsausblick. Dem Unternehmen zufolge werden aktuell weniger Medikamente als üblich verschrieben.

TIEFROTE ZAHLEN BELASTEN NEWS CORP

Bei der News Corp, die das Verlagsgeschäft von Medienmogul Rupert Murdoch bündelt, mussten die Anteilseigner einen Kursverlust von 4,66 Prozent verkraften. Sinkende Abo- und Werbeeinahmen hatten das Unternehmen mit journalistischen Flaggschiffen wie dem „Wall Street Journal“ oder der britischen „Times“ im Geschäftsquartal bis Ende September tief in die roten Zahlen gedrückt. Immerhin hatte der Umsatz weniger stark nachgegeben als befürchtet.

Hingegen trugen Anleger mit Fassung, dass die Hotelkette Marriott International angesichts der Fusion mit dem Wettbewerber Starwood Hotels einen Gewinnrückgang erlitten hatte. Die Aktien stiegen dennoch um annähernd drei Prozent. Derweil übertraf der Online-Reiseportalbetreiber Priceline mit seinem Quartalsumsatz die Analystenerwartungen, was für ein Kursplus von fast sieben Prozent sorgte.

Der Eurokurs notierte zum US-Börsenschluss bei 1,1015 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1038 (Montag: 1,1062) US-Dollar festgesetzt. Am US-Rentenmarkt verloren zehnjährige Staatsanleihen 10/32 Punkte auf 96 24/32 Punkte und rentierten mit 1,86 Prozent./gl/he

— Von Gerold Löhle, dpa-AFX —

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